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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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man in der Schlacht besiegt wird und viele Streiter verliert, her<strong>nach</strong> aber sich<br />

alles wieder zum Guten wendet. Und du, als katholischer Christ, solltest mehr<br />

Gottvertrauen haben, mehr als irgend sonstwer, eingedenk der so<br />

offenkundigen Gnadenbeweise, die er dir erzeigt hat, indem er dich zum<br />

Ausbreiter seiner heiligen christlichen Lehre machte. Vertraue auf sein<br />

Erbarmen. Er wird deine Gesundheit wiederherstellen; denn er versäumt es<br />

nie, denen beizustehen, die ihm getreulich dienen. Und dein Edelmut, deine<br />

überragende Tugendstärke ist uns allen bekannt, ja, sie wird sogar von deinen<br />

Feinden anerkannt. Und wir haben nicht den geringsten Zweifel, daß du<br />

glorreich siegen wirst; denn du hast dich vor allen anderen derart ausgezeichnet,<br />

daß es eindeutig feststeht: Du bist würdig, Herr eines künftigen Reiches zu<br />

sein. In unser aller Augen genießt du schon jetzt die Ehre des Herrschertums,<br />

das du verdienst. Erweise mir also die Güte, jetzt, in dieser Lage, den Mut zu<br />

zeigen, der dir als tapferem Ritter ja in besonderem Maße eigen ist. Stärke mit<br />

d<strong>einem</strong> Beispiel unsere Herzen. Sei du die strahlende Sonne, von der wir alle<br />

Licht erlangen sollen. Dank ihr haben wir, gemeinsam mit dir, die Hoffnung,<br />

einen glänzenden Sieg über unsere Feinde zu erringen.«<br />

Tirant empfand die freundliche Beherztheit, die er an dem König gewahrte, als<br />

großen Trost, und er zögerte nicht, ihm folgende Antwort zu geben.<br />

KAPITEL CCCXXXIX<br />

Was Tirant dem König Escariano antwortete<br />

h, du bist der Großherzigste aller Sterblichen! Deine Hoheit sollte<br />

sich nicht darüber wundern, daß ich mein schlimmes Mißgeschick<br />

beklage. Denke nicht, daß ich aus Furcht vor den Feinden mir<br />

selber leid tue. Nein, der Grund ist mein derzeitiger Zustand, der<br />

es mir nicht erlaubt, sofort Vergeltung zu üben. Ich fühle mich dir,<br />

m<strong>einem</strong> Bruder und Herrn, innig verpflichtet ob der Großherzigkeit, die du<br />

mich hast erkennen lassen, indem du mir mit so f<strong>einem</strong> Mitgefühl Trost und<br />

Ermunte-<br />

118<br />

rung zusprachst, in dem Bestreben, meinen Lebenswillen zu stärken. Und ich<br />

habe um so mehr Anlaß, dir dafür dankbar zu sein, als Dinge, die man allein<br />

um der Tugend willen tut, eines höheren Lohnes würdig sind. Und so sind<br />

mein Leben, meine Freiheit und mein Ich, obwohl sie dir schon ergeben<br />

waren, von jetzt an noch viel mehr dir zu eigen. Mein Leben gehört nicht mehr<br />

mir, denn ich hatte es schon verloren, und nur dank dir habe ich es<br />

wiedererlangt. Ich nehme es nun als Lehen, mir anvertraut mit dem Auftrag, es<br />

einzusetzen für die Glorie des künftigen Sieges, auf den ich mich nicht<br />

meinetwegen, sondern um deinetwillen freue. Denn er soll Ehre und Macht<br />

deiner Herrschaft erhöhen, damit du in Freiheit über das verfügst, was dir lieb<br />

und teuer ist.«<br />

Noch während er dies sagte, waren die Ärzte gekommen. Sie ließen ihm die<br />

Rüstung abnehmen und entdeckten viele Wunden an s<strong>einem</strong> Leib, wovon<br />

drei besonders gefährlich waren.<br />

Die Muslime, die beobachteten, wie die Christen sich in die Stadt<br />

<strong>zur</strong>ückzogen, zögerten nicht, in breiter Front den Fluß zu überschreiten und<br />

einen engen Belagerungsring um den Zufluchtsort zu legen. Und sie brachten<br />

so viele Ochsen und Kamele mit, daß deren Menge sich nicht einmal schätzen<br />

ließ. Das Gedränge der Tiere war für die Christen ein großes Hindernis, denn<br />

wenn es zu Kämpfen kam, hatten sie keine Möglichkeit, mit den Pferden<br />

rasch zu manövrieren; sie kamen weder hinaus noch herein. Das bedeutete:<br />

Die Stadt war vollständig abgeriegelt.<br />

Tirant befürchtete, daß die Feinde die Burg unterminieren würden. Der<br />

König und alle anderen Leute hielten sich für hoffnungslos verloren. Doch<br />

der Kapitan befahl, einen Gegenstollen zu graben; außerdem gab er die<br />

Anweisung, in allen Kellerräumen sowie in sämtlichen Erdgeschossen<br />

Messingbecken aufzustellen. Falls die Sarazenen ihre Mine vorantrieben und<br />

nahe an ihr Ziel kämen, würde nämlich, sobald sie mit dem Pickel in einen<br />

der Bodenräume einbrächen, jeder Hieb mit der Spitzhacke augenblicklich in<br />

den Becken einen Widerhall wecken; und wenn deren viele dicht<br />

beieinanderstünden, gäbe das einen Höllenlärm. Nachdem man diese<br />

Vorsichtsmaßnahme getroffen hatte, die Becken aufgestellt waren, gingen die<br />

Stollengräber ans Werk.

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