22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gewißlich harte Tage auf dich zu, die dir schwer zu schaffen machen; denn<br />

du würdest dann alsbald bitter zu spüren bekommen, mit welch<br />

erbarmungsloser Feindseligkeit der Kampf ausgetragen wird.« Mit diesen<br />

Worten beendete der Sohn des Großkaramanen seine Ansprache.<br />

KAPITEL CDXXVII<br />

Wie Tirant sich mit den Seinigen beriet, welche Antwort man den Sarazenen erteilen solle<br />

icht gering war die Befriedigung, die der tapfere Tirant in<br />

s<strong>einem</strong> Inneren verspürte, als er das soeben wiedergegebene<br />

Angebot vernahm; denn sein geistiges Auge ließ ihn sofort<br />

gewahren, wie nahe er nun der von ihm ersehnten Seligkeit war,<br />

der endlich greifbaren Siegeswonne. Aber er zögerte mit seiner<br />

Zustimmung, um darzutun, daß er mit der ihm eigenen scharfsinnigen<br />

Klugheit die Sache reiflich zu überlegen habe, und sagte zu den Gesandten,<br />

sie sollten in Ruhe noch ein wenig verweilen; recht bald schon würden sie<br />

von ihm Antwort erhalten. Und die sarazenischen Emissäre zogen sich,<br />

<strong>nach</strong>dem sie die Erlaubnis erbeten hatten, sich entfernen zu dürfen, zu ihren<br />

Zelten <strong>zur</strong>ück, wobei ihnen die Ritter Tirants höchst ehrerbietig das Geleite<br />

gaben.<br />

Am nächsten Tag ließ Tirant als guter Heerführer, der er war, an die<br />

erlauchten Könige, Herzöge und adligen Ritter die Einladung ergehen, in<br />

sein Zelt zu kommen; denn gleich <strong>nach</strong> der Morgenmesse wolle er ihren Rat<br />

einholen bezüglich der vorgetragenen Maurenbotschaft. Und getrieben von<br />

der grenzenlosen Liebe, die alle für den trefflichen Tirant empfanden,<br />

versammelten sie sich eilig in s<strong>einem</strong> fürstlichen Zelt.<br />

Kaum war die Messe vorüber, nahm ein jeder Platz, gemäß s<strong>einem</strong> Range,<br />

und sobald Ruhe in der Ratsversammlung herrschte, hob Tirant an, folgende<br />

Worte an die Seinigen zu richten:<br />

»Hohe Herrschaften, werte Freunde, meine lieben Brüder, ihr alle<br />

320<br />

kennt die Botschaft, welche uns vom Sultan und vom Großtürken zugesandt<br />

worden ist und womit sie uns ersuchen, ihnen einen Waffenstillstand und<br />

Frieden zu gewähren. Dabei ist zu bedenken, daß sie keineswegs ohne<br />

dringenden Grund uns derartiges antragen. Denn die Zwangslage, in die sie<br />

geraten sind, setzt sie unter üblen Druck. Unverkennbar ist, daß wir sie in die<br />

Enge getrieben und in arge Bedrängnis gebracht haben. Und klar ist, daß es<br />

ihnen an Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen mangelt. Überdies<br />

ist da auch zu bedenken, welch großen Ruhm wir erlangen, wenn wir Sieger<br />

geworden sind, und welch hohe Belohnung wir von unserem Herrn im<br />

Himmel zu erwarten haben, als Preis für die Befreiung so vieler Christenleute,<br />

die versklavt worden sind und ständig in der Gefahr lebten, unseren heiligen<br />

und wahren Glauben verleugnen zu müssen, demnächst aber wie ehedem ihn<br />

frei bekennen können. Auch sollte bedacht werden, welch gewaltiges<br />

Entsetzen in der ganzen Maurenschaft erregt wird, wenn man dort hört, daß<br />

all die moslemischen Krieger gefallen oder in Gefangenschaft geraten sind,<br />

und auf welch ungeheure Weise die vielen Schmähungen und Kränkungen,<br />

welche der kaiserlichen Krone durch diese Leute angetan wurden, damit von<br />

uns gerächt werden – was zugleich eine Rache für den Tod der unzähligen<br />

Ritter wäre, die im Griechischen Reich zugrunde gegangen sind, jener Horden<br />

wegen. Und nicht minder gewichtig ist die Überlegung, daß wir, wenn all diese<br />

Feinde umkommen, einen zuverlässigeren Frieden haben werden. Das<br />

lähmende Entsetzen, das da<strong>nach</strong> in ihren Heimatländern herrschen würde,<br />

wäre eine Garantie künftiger Ungestörtheit für das griechische Herrscherhaus<br />

und für uns alle.<br />

Meine Meinung hierzu ist, daß wir Seiner Majestät dem Herrn Kaiser keinen<br />

größeren Dienst erweisen können als den, daß wir uns weder auf einen<br />

Waffenstillstand noch auf einen Friedensvertrag oder sonstige Vereinbarungen<br />

einlassen, sondern darauf bestehen, daß sie sich uns bedingungslos ausliefern,<br />

ohne irgendwelche Zusicherungen der Schonung ihrer Habe und ihres Lebens.<br />

Und wenn sie das nicht wollen, sollen sie toben, soviel und so wild, wie sie<br />

können; denn wir haben die Gewißheit, daß es in unserer Macht steht, sie aufs<br />

einfachste auszulöschen, indem wir sie schlicht verhungern lassen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!