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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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geschleudert wurden; und der Gestürzte wäre wohl auf der Stelle erschlagen<br />

worden, wenn es nicht den Herrn von Agramunt gegeben hätte, der ihm mit<br />

anderen Mannen schleunigst zu Hilfe kam. Und derjenige, der die Fahne der<br />

Christen trug, preschte vor, ebendorthin, wo sich dies abspielte; die Getauften<br />

folgten ihm <strong>nach</strong> und schlugen sich durchs dichteste Feindesgedränge. Da<br />

konnte man die herrlichsten Waffentaten sehen, die jemals in weitem Umkreis<br />

irgendwo auf der Welt geboten worden sind. Und wahrlich, die Mauren<br />

zeigten sich bei dieser Gelegenheit als höchst bewunderungswürdige Ritter.<br />

Viele Rosse sah man da ohne Reiter über das Schlachtfeld rennen, und viele<br />

Ritter, die tot oder verwundet am Boden lagen.<br />

Die Schlacht dauerte bis zum Mittag und noch zwei Stunden darüber hinaus,<br />

denn es war nicht zu erkennen, welche Seite sich besser oder schlechter hielt,<br />

weshalb der Kampf immer weiterging.<br />

Der König von Tunis hatte auf s<strong>einem</strong> Helm ein Abbild Mohammeds ganz<br />

aus Gold, und er erkannte Tirant an den Sternen, die als Devise auf s<strong>einem</strong><br />

Wappenrock blinkten. Als der Tunesier diese erblickt hatte, rief er den anderen<br />

Königen zu:<br />

»Wollt ihr, daß wir als Sieger das Schlachtfeld verlassen? Schnell, laßt uns alle<br />

auf ihn losgehen, der so gewaltig die Waffen schwingt. Ihn gilt es zu<br />

erschlagen. Ist das getan, dann werden wir all diese Christen als Gefangene<br />

abführen.«<br />

Und sogleich bahnten sie sich einen Weg in die gewiesene Richtung. Mit<br />

gleißenden Harnischen und prunkvoll drapierten Rossen stürzten sich die<br />

Könige alle zugleich auf Tirant, und als dieser sie herankommen sah, fuhr er<br />

wie ein wütender Löwe mitten unter sie. Seine Lanze war noch nicht<br />

gebrochen, und er rammte damit die Brust des Königs von Tana, so direkt und<br />

mit solcher Macht, daß diesem der Harnisch nichts mehr nützte und er tot zu<br />

Boden geschleudert wurde. Als nächsten traf er den König von Tunis,<br />

durchstieß ihm den Arm und stürzte ihn vom Pferd. Und als der sich auf der<br />

Erde wiederfand, rief er:<br />

»Oh, König von Afrika, recht teuer muß ich deine Torheit bezahlen. Ich sehe:<br />

Heut ist der Tag, da wir die Schlacht und mit ihr das Leben verlieren. Denn die<br />

Mannen da drüben, die dort noch starr als Reserve stehen, werden über uns<br />

kommen und uns allen den Rest geben!«<br />

136<br />

Da kam der König Escariano hinzu, gefolgt von dem Markgrafen und<br />

Almedíxer, drei Kämpen, die mutig dreinschlugen; und so wacker setzten sie<br />

den Gegnern zu, daß es ihnen gelang, sich gewaltsam des Königs von Tunis<br />

zu bemächtigen und ihn in die Stadt zu bringen, verwundet, wie er war.<br />

Doch Tirant mußte, sehr zu s<strong>einem</strong> Verdruß, die Lanze fahrenlassen. Ob er<br />

wollte oder nicht – sie wurde ihm von den Feinden entrissen. Da griff er <strong>nach</strong><br />

der kleinen Streitaxt, die vor ihm am Sattelbogen hing, und hieb sie <strong>einem</strong><br />

Sarazenen mitten auf den Kopf, mit der Schneide, die den Schädel bis zum<br />

Brustkorb spaltete. Ich glaube nicht, daß ein so prächtiger Hieb je von <strong>einem</strong><br />

der großherzigen Ritter der Vergangenheit ausgeteilt wurde, ob sie nun<br />

Herkules oder Achilles heißen, Troilus oder Hektor; nicht vom guten Paris<br />

und nicht von Samson; weder von Judas Makkabäus noch von Galahan,<br />

Lancelot, Tristan oder dem verwegen wendigen Theseus.<br />

Als die Muslime gewahrten, welch einen Hieb der Kapitan da verabreicht<br />

hatte, waren alle bestürzt; und weil sie sahen, daß sie nur noch<br />

Lanzenstümpfe in Händen hatten, machten alle kehrt. Ein Hornsignal<br />

ertönte, und sämtliche Mauren verließen das Schlachtfeld. Auf ihrem Rückzug<br />

erstiegen sie einen Berg, und die Christen ließen sie gern davongehen, weil sie<br />

selbst das Verlangen hatten, sich endlich ausruhen zu können. Dennoch, trotz<br />

aller Erschöpfung, folgten sie den Feinden, bis diese bergauf entschwunden<br />

waren. Das taten die Getauften, um ganz deutlich zu machen, wer da den Sieg<br />

errungen hatte. Und Tirant, stets ehrbegierig, strebte wahrhaft unermüdlich<br />

jeweils dorthin, wo er die größte Gefahr erkannte, und da mischte er sich ein,<br />

um nur ja keine Gelegenheit zu versäumen.<br />

Sobald die Muslime oben auf dem Bergkamm waren, machten sich die<br />

Christen auf den Heimweg, <strong>zur</strong>ück <strong>zur</strong> Stadt; und deren Einwohner, sowohl<br />

die Männer als auch die Frauen, riefen Tirant zu:<br />

»Hoch lebe der begnadete Ritter Tirant! Gesegnet war der Tag, da er geboren<br />

wurde! Gesegnet die Stunde, da du dieses Land betratest! Und gesegnet der<br />

Tag, da du uns die heilige Taufe zuteil werden ließest! Möge es Gott gefallen,<br />

dich zum Herrn über das ganze Moriskenvolk zu machen!«<br />

Unter großem Jubel gab man Tirant ein Festgeleit bis hinauf <strong>zur</strong> Burg.

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