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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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der Stadt – Maßnahmen, auf deren Schilderung ich verzichte, um nicht<br />

weitschweifig zu werden. Ein hochbetagter Ordensritter, der mit dem<br />

Großmeister gekommen war, machte folgenden Vorschlag:<br />

»Mich dünkt, Ihr Herren, daß mein Gebieter, der Großmeister, jetzt, da die<br />

Stadt dank Eurer großzügigen Vorsorge genug Proviant für die nächsten<br />

Tage hat, dem großen Sultan ein Geschenk machen sollte, eine<br />

Lebensmittelspende, die aus einer solchen Menge mannigfacher Speisen<br />

bestehen müßte, daß er jegliche Hoffnung aufgibt, uns aushungern zu<br />

können. Und jetzt, wo unsere Feinde wissen, daß Euer Schiff gekommen ist,<br />

sollen sie merken, wie reichlich wir versehen sind mit allem; und damit ihnen<br />

diese Erkenntnis noch erfreulicher wird, wollen wir sie an unserem<br />

Wohlstand teilhaben lassen.«<br />

Von all den hochmögenden Herren wurde der Rat des alten Ritters gepriesen<br />

und freudig angenommen. Unverzüglich ließen sie die Weisung erteilen, dem<br />

Sultan vierhundert Brotlaibe zu schicken, frischgebacken, noch heiß, wie sie<br />

aus dem Ofen kommen; außerdem Wein und allerlei Konfitüren, zuckersüß,<br />

triefend von Honig; ferner drei Paar Truthühner, Brathähnchen und<br />

Kapaunen; hohe Amphoren, bis zum Rand gefüllt mit Öl und Honig;<br />

überdies Kostproben von all den anderen Waren, welche die<br />

Blockadebrecher gebracht hatten.<br />

Als der Sultan dieses Prachtpräsent sah, sagte er zu den Seinigen: »Ins Feuer<br />

gehört solch ein Geschenk samt dem Schurken, der es geschickt hat. Das ist<br />

der Anfang des Untergangs meiner Ehre, des Zerfalls meiner Macht.«<br />

Trotzdem nahm er die Gabe mit freundlicher Miene entgegen und ließ dem<br />

Großmeister Dank sagen für alles, was er ihm geschickt hatte. Als diese<br />

Antwort eintraf, hatte die Stunde des Mittagessens bereits geschlagen, und<br />

der Großmeister war eben im Begriff, sich von dem König und den anderen<br />

Herren zu verabschieden.<br />

Der König sagte:<br />

»Herr Großmeister, gestern wurdet Ihr von m<strong>einem</strong> trefflichen Freund<br />

Tirant zu Tisch geladen; deshalb bitte ich Euch, heute mit mir zu speisen,<br />

teilzunehmen an <strong>einem</strong> Feldmahl <strong>nach</strong> Art fahrender Männer, die nicht in<br />

der Lage sind, mit einer Tafel aufzuwarten,<br />

welche so gedeckt wäre, wie dies <strong>einem</strong> Herrn Euren Ranges gebührt. «<br />

Der Großmeister nahm diese Einladung mit Freuden an und begab sich mit<br />

den anderen zu Tisch. Unter vielerlei Höflichkeiten, die sie austauschten,<br />

dinierten sie höchst vergnügt; die Gefolgsleute des Großmeisters jedoch, die<br />

mit ihm zu dem Gastmahl gekommen waren, aßen nebenan, im großen Saal,<br />

weil man nicht wollte, daß sie den König zu Gesicht bekämen. Nach dem<br />

Essen sagte Tirant zu Philipp, er solle es nicht versäumen, seinerseits nun den<br />

Großmeister einzuladen für den folgenden Tag. Er tat’s und erhielt eine<br />

freundliche Zusage.<br />

Der Großmeister und Tirant verließen die Herberge, um einen Erkundungsgang<br />

durch die Stadt zu machen; denn Tirant wollte sehen, von wo<br />

man Ausfälle gegen die Sarazenen unternehmen könnte. Und <strong>nach</strong>dem sie<br />

alles inspiziert hatten, war er der Überzeugung, daß der Ort recht gute<br />

Möglichkeiten bot, überraschend auszubrechen und sich rasch wieder<br />

<strong>zur</strong>ückzuziehen.<br />

Als der Großmeister merkte, daß es für ihn höchste Zeit war, sich heimwärts<br />

zu begeben, auf die Burg, verabschiedete er sich, und Tirant kehrte <strong>zur</strong>ück<br />

zum Quartier des Königs. Nachdem sie gemeinsam zu Abend gegessen<br />

hatten, kleideten sie sich um, da sie in der Dunkelheit einen Kontrollgang<br />

machen wollten und dabei den besagten Seemann aufzusuchen gedachten, um<br />

zu sehen, ob er das tun würde, was er angekündigt hatte.<br />

Kurz vor Mitter<strong>nach</strong>t dann, als alles stockfinster war, tauchte der Seemann<br />

auf, ausgerüstet mit allem, was er brauchte, um das Schiff des feindlichen<br />

Oberbefehlshabers in Brand zu stecken. Dabei ging er folgendermaßen vor.<br />

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