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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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pel, worauf der Herzog von Sinopoli mit s<strong>einem</strong> Flügel auf gleiche Weise<br />

eine halbe Drehung vollzog. Die Gesichter aller waren nun dem Gebirge<br />

zugekehrt, wo Diafebus lauerte; den Feinden aber zeigten alle den Rücken.<br />

Plötzlich stoben sie los, in gestrecktem Galopp, doch ständig in schöner<br />

Ordnung, als geschlossene Front, deren Geradlinigkeit von k<strong>einem</strong> der<br />

vielen Pferdeköpfe durchbrochen wurde.<br />

Als die Türken sie so davonstürmen sahen, brachen sie in ein wildes<br />

Jubelgebrüll aus: »Sie fliehen! Sie fliehen!«<br />

Die Landsknechte ließen die Schilde fallen, warfen ihre Lanzen weg, und die<br />

Schützen schleuderten ihre Armbrüste <strong>zur</strong> Seite, um so schnell wie möglich<br />

den christlichen Feinden <strong>nach</strong>zujagen. Den türkischen Reitern aber konnte<br />

es gar nicht rasch genug gehen; denn sie dachten: Wer am tollsten hinterher<br />

rast, der kann am meisten erraffen. Den Pferden, die gewappnet waren,<br />

wurde hastig die gesamte Rüstung heruntergerissen, damit sie es leichter<br />

hätten und flinker laufen könnten. Tirant aber schaute gelegentlich <strong>zur</strong>ück,<br />

und da sah er, daß die ganze Riesenmeute in wüstem Durcheinander Hals<br />

über Kopf ihnen <strong>nach</strong>hetzte. Das beunruhigte ihn keineswegs, sondern<br />

bestärkte ihn darin, weiterhin in strammem Tempo und strikter Ordnung<br />

bergwärts zu stürmen. Diejenigen Verfolger, die gute Pferde hatten, kamen<br />

so dicht an die Christen heran, daß sie ihnen bereits mit den Lanzen zu Leibe<br />

rückten.<br />

Als der Kaiser, der vom Burgturm aus das Geschehen beobachtete, seine<br />

Leute davonstieben sah, schien es ihm unzweifelhaft entschieden, daß die<br />

Schlacht verloren sei. Während der ganzen vorangegangenen Nacht hatten<br />

die Mädchen sich nicht entkleidet, da sie unablässig mit inständigen Gebeten<br />

den himmlischen Siegesfürsten und seine allerheiligste Mutter beschworen,<br />

die Christen nicht im Stich zu lassen.<br />

Sobald Tirant gewahrte, daß die Masse des feindlichen Fußvolks weit<br />

<strong>zur</strong>ückgeblieben war und er mit seinen Leuten bereits die Stelle passiert<br />

hatte, wo Diafebus im Hinterhalt lag, reckte er den Wimpel hoch empor:<br />

Wie ein Mann hielten alle schlagartig inne. Dann schwärmten seine<br />

Schwadronen auseinander, eine jede für sich, und die verschiedenen<br />

Einheiten verteilten sich so im Gelände, daß sie<br />

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jeweils einen Steinwurf weit voneinander entfernt waren. Den Türken, die<br />

sahen, daß die vermeintliche Flucht plötzlich aufhörte, schwante es, daß sie<br />

sich in eine Falle verrannt hatten. Der Herzog von Pera erhielt von Tirant<br />

den Wink, als erster anzugreifen; und mit wildem Wagemut stürzte er sich<br />

mitten unter die Feinde, trefflich dreinschlagend. Als der Kapitan dann sah,<br />

daß weitere Massen herandrängten und den Feindeshaufen verstärkten,<br />

schickte er den Bruder des Peraners, den Markgrafen von San Giorgio, mit<br />

seiner Schwadron ins Treffen; als nächster attackierte der Herzog von Sinopoli;<br />

Schwadron um Schwadron fiel so über die getäuschten Verfolger her.<br />

Und das vernichtende Gemetzel, das sie an ihnen vollstreckten, erregte<br />

fassungslos staunendes Entsetzen.<br />

Fast die Hälfte der Streitmacht Tirants hatte sich auf die Feinde gestürzt und<br />

mit anhaltendem Erfolg deren Masse vermindert, als Tirant auf einmal mitten<br />

im Getümmel den König von Kappadokien erblickte, der sich mit<br />

todbringenden Stößen eine Bahn brach und viele Christen niederstreckte.<br />

Kaum hatte ihn der Bretone erkannt (an der Helmzier, <strong>einem</strong> aufgerichteten<br />

Löwen aus r<strong>einem</strong> Gold, mit einer kleinen Fahne zwischen den Pranken), da<br />

griff er <strong>nach</strong> einer stämmigen Lanze und trieb sein Roß in dessen Richtung.<br />

Als der König ihn auf sich zukommen sah, tat er keineswegs so, als sähe er<br />

nicht, wer seine Nähe suchte; vielmehr erwartete er diesen Gegner mit<br />

ingrimmiger Befriedigung. Und das Ungestüm, mit dem sie schließlich<br />

aufeinander losgingen, war so heftig, daß beide beim Zusammenprall zu<br />

Boden stürzten, mitsamt ihren Pferden. Unerschrocken sprang jeder sofort<br />

wieder auf. Sie zückten die Schwerter und bestürmten einander mit mächtigen<br />

Hieben. Doch der Tumult des tobenden Gefechts war so wild und wirr, daß<br />

es zu k<strong>einem</strong> rechten Zweikampf kommen konnte. Von beiden Seiten<br />

mischten sich Helfer ein, und mit verzweifelter Anstrengung schafften es die<br />

Türken, den Christen zum Trotz, den König in den Sattel zu hieven. Pirimus<br />

stellte sich vor das Roß des Kappadokiers, damit Tirant Gelegenheit habe,<br />

wieder aufs Pferd zu kommen; doch er wurde ständig hart bedrängt, bis die<br />

Schwadron des Grafen Plegamans in den Kampf eingriff, sich durchschlug<br />

zum Kapitan und es ihm ermöglichte, die Kruppe eines Rosses zu erklimmen,<br />

hinterm Sattel

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