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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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chen voll solcher Köstlichkeiten gab er dann dem Neugetauften, und der<br />

machte sich hochvergnügt mit diesem Präsent auf den Heimweg.<br />

Als Zypriot vor den Sultan trat, fragte ihn der <strong>nach</strong> Neuigkeiten aus dem<br />

Christenlager. Er antwortete, sein Freund habe ihm gesagt, daß man nicht<br />

beabsichtige, die Stellung aufzugeben.<br />

»Sie wollen«, sagte er, »so lange dort verharren, bis Eure Hoheit abzieht. Und<br />

er hat mir, Herr, diese Datteln samt anderem Zuckerzeug gegeben.«<br />

Mit großem Behagen ließ der Sultan sich das süße Mitbringsel munden, und<br />

er ermunterte den Überbringer dieser Köstlichkeiten wieder und wieder, auf<br />

die andere Seite zu gehen. Dieser hatte also Gelegenheit genug, den<br />

Burgherrn auf dem laufenden zu halten, der seinerseits alles, was er erfuhr,<br />

sofort dem Bretonen zutrug oder ihm durch einen Boten melden ließ. Und<br />

dem Generalkapitan kam solch geheimer Nachrichtendienst sehr gelegen.<br />

Dieser Zypriot von Paterno zettelte eine Verschwörung zum Sturz des<br />

Sultans an.<br />

Der König von Ägypten, der endlich seinen Fehdebrief ausgefertigt hatte, rief<br />

einen Herold herbei, reichte ihm das Schreiben und befahl ihm, es Tirant zu<br />

überbringen, dem Oberbefehlshaber der Griechen. Die Herausforderung<br />

lautete wie folgt.<br />

KAPITEL CL<br />

Fehdebrief des Königs von Ägypten<br />

an Tirant lo Blanc<br />

ch, Abenamar, durch Gottes Gnade und Ratschluß König von<br />

Ägypten, der drei Könige in offener Feldschlacht besiegt hat,<br />

einen jeden für sich, nämlich: den großmächtigen König von<br />

Fez, den tapferen König von Bejaia und den hochmögenden<br />

König von Tlemsen, richte mich hiermit an Dich, Tirant lo<br />

Blanc, Feldhauptmann der Griechen.<br />

Mein Ansinnen bedarf keiner weitschweifigen Worte, denn durch<br />

590<br />

beredte Taten soll an den Tag kommen, wem von uns beiden das Schicksal so<br />

gewogen ist, daß er triumphieren kann über die Niederlage oder Schmach des<br />

anderen. Ich habe gesehen, daß Du über D<strong>einem</strong> Harnisch das Gewand einer<br />

Jungfrau trägst; Du gibst mit diesem Zeichen zu erkennen, daß Du in sie<br />

verliebt bist. Und damit ich meinerseits ein Gelübde erfüllen kann – das ich<br />

vor der Herrin meines Herzens geleistet und im Haus unseres heiligen<br />

Propheten Mohammed, wo sein glorreicher Leib ruht, in Mekka also, habe<br />

hinterlegen lassen, beschwörend, daß ich zu ihren Ehren einen König oder<br />

den Sohn desselben oder aber den Obersten Feldhauptmann der Christen zu<br />

<strong>einem</strong> Zweikampf auf Leben und Tod herausfordern werde –, ersuche ich<br />

Dich hiermit, getreu meiner Pflicht gegenüber der Jungfrau, der ich ergeben<br />

bin, Dich mir zu stellen, damit ich m<strong>einem</strong> Schwur Genüge tue, indem ich,<br />

falls Du es wagst, gegen mich in die Schranken zu treten, Dich töte oder zu<br />

schmählicher Unterwerfung und Verleugnung Deiner Mannhaftigkeit zwinge.<br />

Mit meinen Händen will ich vor aller Welt erweisen, daß ich Wort halte. Und<br />

an Dir ist es, Deine Ehre tapfer zu verteidigen; denn ich sage Dir: Die<br />

Jungfrau, der ich mich verschrieben habe, ist der Deinigen an Schönheit,<br />

Tugend und Blutsadel weit überlegen. Und Deinen Kopf werde ich ihrer<br />

Hoheit als Trophäe zu Füßen legen lassen. Falls Du Mut genug hast, den<br />

bitteren Kelch eines solchen Kampfes zu trinken, wird es mir ein Vergnügen<br />

sein, wenn wir uns gegenseitig <strong>zur</strong> Ader lassen. Ich traue Dir zu, daß Du einstehst<br />

für Deine Dame; solltest Du Dich aber nicht dazu ermannen, diesen<br />

Kampf mit mir zu wagen, werde ich meine Meinung ändern und andere<br />

Saiten aufziehen müssen. Ich scheue mich, das gräßliche Wort auszusprechen,<br />

das jeden Mann zutiefst beschämt, der seine Ehre liebt. Kein Ritter darf so<br />

etwas auf sich sitzen lassen; es ist ihm unerträglich, in den Augen seiner<br />

Mitstreiter sowie der Damen und Jungfrauen derart verächtlich zu erscheinen,<br />

bar aller Manneswürde. Leider bin ich gezwungen, Deine Verkommenheit<br />

beim Namen zu nennen: Mit teuflischer Tücke oder, richtiger gesagt, mit<br />

niederträchtiger Hinterlist hast Du zweimal unser Lager überfallen, auf eine<br />

so unredliche Weise, daß Dein Ansehen kaum noch zu retten ist. Daher ist es<br />

mein gutes Recht, eine Genugtuung zu erwarten.

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