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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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schenkte ihnen Rüstungen und Rosse – eine Auswahl vom Besten, was er<br />

hatte –, so daß alle zufrieden und hoch erfreut waren. Und getrieben von<br />

seiner eigenen großen Freude über deren Befreiung, feierte er ausgiebig ihre<br />

Rückkehr, indem er ihnen alle erdenklichen Labsale und Genüsse<br />

verschaffte; denn er sah, in welch geschwächtem, elendem Zustand sie<br />

waren, und wollte ihnen dazu verhelfen, daß sie möglichst bald wieder zu<br />

Kräften kämen.<br />

Der gute Tirant versäumte auch nicht, einen Kurier <strong>nach</strong> Konstantinopel zu<br />

schicken, mit <strong>einem</strong> Trostbrief für die bekümmerte Herzogin, die sich all die<br />

Zeit furchtbar grämte wegen der Gefangenschaft des Herzogs, ihres<br />

Gemahls, und deshalb niemals an irgend<strong>einem</strong> der Feste teilgenommen hatte,<br />

die in der Hauptstadt gefeiert worden waren; nie hatte sie die Klostermauern<br />

verlassen wollen, nie einen Schritt <strong>nach</strong> draußen getan. Deshalb war Tirant<br />

darauf bedacht, ihr nun rasch die tröstliche Nachricht zukommen zu lassen,<br />

daß er schon bald, sehr bald, ihr den Herzog schicken werde, ihren Diafebus.<br />

Und so lange setzte der Cäsar in der obgenannten Stadt die wonnevollen<br />

Festlichkeiten zu Ehren der Befreiten fort, bis der Herzog von Makedonien<br />

und alle, die mit ihm gekommen waren, sich soweit erholt und gestärkt<br />

hatten, daß sie reisefähig waren.<br />

KAPITEL CDLXIII<br />

Wie die Königin von Äthiopien in Konstantinopel eintraf und mit welchen Ehren sie dort<br />

empfangen wurde<br />

achdem die durchlauchtigste Königin von Äthiopien die Stadt<br />

Estrenes verlassen hatte, reiste sie so frohgemut weiter, daß sie<br />

<strong>nach</strong> mehreren angenehmen Tagesmärschen in die Nähe der<br />

berühmten Stadt Konstantinopel gelangte. Als der alte Kaiser die<br />

Kunde von ihrem Kommen vernahm und hörte, daß sie schon<br />

so dicht vor der Stadt sei, ließ er seiner Tochter Karmesina sagen, sie solle<br />

vors Tor reiten, um den Besuch zu empfangen.<br />

404<br />

Und die Prinzessin, hoch erfreut über diese Nachricht, legte sofort die<br />

schönsten Kleider an und richtete sich ordentlich her, um sich so schnell wie<br />

möglich auf den Weg zu machen, begleitet von der ruhmwürdigen Königin<br />

von Fez und der Herzogin von Makedonien sowie von hundert Damen des<br />

Hofstaates und hundert reichgeschmückten Zofen in ungewöhnlicher<br />

Aufmachung. Das Schutzgeleit der jungen Fürstin bestand aus vielen<br />

Edelleuten und einer großen Ritterschar.<br />

Mit solch stattlichem Gefolge zog sie triumphal durchs Hauptportal der<br />

Kaiserstadt hinaus und eine ganze Meile weit ins offene Land; getrieben von<br />

dem brennenden Verlangen, endlich jene anmutige Königin zu sehen, über<br />

deren große Schönheit sie schon so viel reden gehört hatte, und angespornt<br />

auch von dem Wissen, wie sehr Tirant den König Escariano und dessen<br />

Königin liebte, war sie entschlossen, dieser einen Empfang zu bereiten, der<br />

so ehrenvoll wie möglich sein sollte.<br />

Schon ehe sie selbst vor die Stadt hinausritt, hatte sie ein Prunkzelt<br />

vorausgeschickt, das ganz aus karmesinroten Brokatbahnen bestand und<br />

höchst kunstvoll mit den Figuren verschiedener Vögel und sonstiger Tiere<br />

bestickt war. Als Pavillon sollte es aufgestellt werden, eine Meile vor der<br />

Stadt. Und sobald nun die erlauchte Prinzessin zu diesem Zelt kam, stieg sie<br />

vom Pferd und ließ sich mit all den Damen darin nieder. Wie ungewöhnlich<br />

dieses Zelt war, könnt ihr euch ausmalen, wenn ihr erfahrt, daß her<strong>nach</strong> auch<br />

die Königin von Äthiopien mitsamt all ihren Hofdamen und Zofen darin<br />

noch Platz fand.<br />

Nachdem die Prinzessin also im besagten Pavillon es sich bequem gemacht<br />

hatte, zog die Schar der Ritter weiter, bis sie der Königin begegneten. Und<br />

von all den Herren wurde die hocherlauchte Fremde mit gebührender<br />

Ehrfurcht und tiefem Kniefall begrüßt; sie aber antwortete auf die Reverenz<br />

eines jeden mit höflicher, wohlgesitteter Liebenswürdigkeit. Und in<br />

gemeinsamem Zug ritt man dann stadtwärts, bis zu der Stelle, wo der<br />

Pavillon errichtet worden war.<br />

Man sagte der anmutigen Königin, daß die Prinzessin sich drinnen in diesem<br />

Zelt befinde. Da stieg die Königin eilends ab und ging hinein, gefolgt von all<br />

ihren Damen und Zofen. Die Prinzessin erhob sich und ging sanften<br />

Schrittes bis in die Mitte des Raumes; und die Königin, die auf sie zukam,<br />

beugte, sobald sie bei ihr war, die Knie und

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