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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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töten. Samt und sonders wurden sie enthauptet; und all die abgehauenen<br />

Köpfe steckte man in einen Sattelkorb und schickte sie auf dem Rücken<br />

eines Esels <strong>zur</strong> Stadt. Die Wachen, die auf den Türmen der Wehrmauer<br />

postiert waren, erblickten zwei Reiter und einen Esel, den sie vor sich<br />

her trieben; als die beiden nahe bei der Stadt waren, ließen sie den Esel im<br />

Stich und machten sich im Galopp aus dem Staub. Der Hauptmann der<br />

Wachsoldaten beobachtete den Vorfall; er befahl zwei Männern,<br />

hinaus<strong>zur</strong>eiten und <strong>nach</strong>zusehen, was das zu bedeuten habe. Als diese<br />

entdeckt hatten, worum es sich handelte, wäre es ihnen lieber gewesen, man<br />

hätte sie nicht zu Augenzeugen eines solchen Greuels, einer solch<br />

abscheulichen Schandtat gemacht. Spornstreichs kehrten sie <strong>zur</strong>ück, um<br />

dem König und dem gesamten Rat zu melden, was sie gesehen. Als<br />

der König die unglaubliche Nachricht vernahm, starrte er bestürzt und sagte<br />

die folgenden Worte.<br />

KAPITEL XX<br />

Der feierliche Schwur, den der Einsiedelkönig tat,<br />

derweilen er an den Wunden litt,<br />

die ihm der König von Gran Canaria zugefügt hatte<br />

ch habe Leib und Leben aufs Spiel gesetzt, habe die eigene<br />

Haut vor keiner Gefahr verschont, auf daß mein<br />

Ruhm fortlebe in Ewigkeit; denn als Totgeborene er-<br />

scheinen mir jene, die im trüben Duster eines ebenso<br />

namenlosen wie tatenlosen Daseins dahinleben. Wer von den unerbittlichen<br />

Schicksalsmächten aus dieser Welt hinweggerafft wird,<br />

ehe sein Leben für irgendwen zum Begriff geworden ist, hat weniger<br />

Wert als Steine oder Bäume, die jedermann gebührend schätzt um<br />

ihrer nützlichen Eigenschaften willen oder wegen der Süße kostbarer<br />

Früchte. Herrlich hingegen scheint mir das Leben derer, die mit<br />

unerschrockener Herzenskühnheit es zum Wagestück machen, also<br />

sterben, ohne jemals gänzlich vergehen zu können, weil ihnen ein<br />

Weiterleben im Strahlenglanz glorreichen Ruhmes ewiglich gewiß ist. 0<br />

ihr Wortbrüchigen, so grausam Treulosen! Wie schwach ist euer Glaube!<br />

Ihr könnt nicht schenken, was ihr nicht habt! Verwundet wie ich bin, tue<br />

ich hiermit diesen feierlichen Schwur, daß ich das Obdach keines<br />

Hauses aufsuchen werde, es sei denn eine Kirche, in der ich die Messe<br />

hören will, ehe ich diese ganze Maurenhorde aus dem gesamten<br />

Königreich verjagt habe.«<br />

Daraufhin ließ er sich sofort seine Kleider reichen, erhob sich vom Lager<br />

und befahl, die Trompeten zu blasen. Und der erste, der aus der Stadt<br />

hinausritt, war der König, der durch seine Herolde ausrufen ließ, daß ein<br />

jeder, der mehr als elf und weniger als sechzig Jahre zähle, sich dem<br />

Heerzug anzuschließen habe, Mißachtung dieser Order aber mit der<br />

Todesstrafe zu ahnden sei. Und noch am selbigen Tag schlug man das<br />

Zeltlager an derselben Stelle auf, wo die Mauren besiegt worden waren.<br />

Diesmal jedoch ließ der König eine Menge Geschütze auffahren, die er für<br />

die Ausführung seines Schlachtplans brauchte.<br />

Als die tugendhafte Gräfin erfuhr, daß der König einen solchen Aufruf hatte<br />

verlautbaren lassen und daß alle Mannspersonen, die älter als elf waren,<br />

ihm Folge leisteten, geriet sie in große Unruhe, weil sie wußte, daß ihr Sohn<br />

zu den Einberufenen gehörte und zwangsläufig ins Feld ziehen mußte.<br />

Gehetzt von tiefer Sorge, begab sie sich zu Fuß dorthin, wo der König<br />

weilte, kniete nieder auf den harten Fußboden und sprach mit bewegter<br />

Stimme:<br />

»Ihr, hochweiser König, der Ihr so lange ein heiligenhaftes Leben geführt<br />

habt, geltet in Eurer Frömmigkeit zu Recht als ein Mann, der Mitleid und<br />

Erbarmen mit den Bedrängten hat. Darum komme ich, die gepeinigte<br />

Gräfin, zu Eurer Durchlaucht, um Euch anzuflehen, daß Ihr, so gnädig,<br />

mildtätig und überaus gütig, wie Ihr seid, Euch meiner erbarmt. Denn ich<br />

habe ja auf dieser Welt nichts anderes, an dem mein Herz hängt, als diesen<br />

einen Sohn, der noch so jung ist, daß er Euch keinerlei Hilfe sein kann.<br />

Euer Gnaden mögen sich, bitte, der getreuen brüderlichen Liebe meines<br />

tapferen Gemahls erinnern, mit dem Eure Hoheit so eng befreundet war in<br />

den vergangen Kriegen und Schlachten. Gedenkt auch, hoher Herr, jener<br />

Almosen und Liebesgaben, die ich Euch in den Jahren Eures Einsiedler-<br />

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