22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Backenzähne ausgeschlagen wurden und Tirant einen großen Blutverlust<br />

erlitt. Dennoch kämpfte dieser unablässig weiter, ohne sich durch die<br />

Schmerzen entmutigen zu lassen. Hippolyt, der ihn so schwer verletzt sich<br />

aufrecht behaupten sah, sputete sich, zu ihm durchzudringen; und kaum war<br />

er bei ihm angelangt, sprang er vom Pferd und sagte:<br />

»Herr, ich bitte Euch, steigt auf, um Himmels willen!«<br />

Tirant bahnte sich mit dem Schwert einen Weg durch das Kampfgewühl,<br />

zum Rand des Schlachtfelds hin; und als er dem ärgsten Gedränge<br />

entkommen war, bestieg er das Pferd, wobei er Hippolyt fragte:<br />

»Und du, was machst du?«<br />

Der antwortete:<br />

»Herr, sorgt für die Rettung Eures eigenen Lebens. Selbst wenn ich<br />

erschlagen werden sollte, weil ich dies Euch zuliebe tue, so sterbe ich in der<br />

Gewißheit, daß mein Tod einen guten Zweck erfüllt.« Tirant stürzte sich<br />

erneut in das Streitgewirr, um den König von Ägypten aufzuspüren. Doch<br />

dieser hatte sich wegen der Schmerzen, die seine Wunde ihm machte, von<br />

der Walstatt <strong>zur</strong>ückgezogen. Als Tirant erkannte, daß der Gesuchte<br />

unauffindbar war, nahm er sich andere Gegner vor und kämpfte unentwegt<br />

weiter. Ein glücklicher Zufall war es, daß ihm, <strong>nach</strong>dem er sich eine geraume<br />

Weile mit diesem und jenem geschlagen hatte, unversehens die Gestalt des<br />

Königs von Kappadokien ins Auge fiel; und der König, der ihn seinerseits<br />

erkannt hatte, preschte auf ihn zu, holte mit dem Schwert aus und versetzte<br />

ihm einen Schlag auf den axtbewehrten Arm, wobei er ihn leicht verletzte.<br />

Tirant rückte ihm dicht auf den Leib und schmetterte ihm die Axt auf den<br />

Kopf, so daß der Helm aufklaffte und der König bewußtlos aus dem Sattel<br />

fiel. Tirant sprang rasch vom Roß und durchschnitt die Helmbändel des<br />

Gestürzten. Da näherte sich ein Ritter, der rief mit lauter Stimme, in<br />

mitleidigem Ton:<br />

»Herr, laßt Gnade walten! Bringt ihn nicht um! Dieser König ist schon<br />

tödlich getroffen. Gönnt ihm in Eurer Güte noch eine letzte, kleine<br />

Lebensfrist, da er ohnehin besiegt ist und sterben muß. Euch kann es doch<br />

genügen, daß Ihr der Sieger seid.«<br />

636<br />

Tirant antwortete:<br />

»Aus welchem Grund fühlst du dich dazu gedrängt, für den da um Gnade zu<br />

bitten, für diesen Feind unserer gemeinsamen Sache, der mit fühlloser<br />

Grausamkeit, in hochmütigem Vertrauen auf sein Können und die Schärfe<br />

seiner Waffen, alles in seiner Macht Stehende tat, um mir den Tod zu geben?<br />

Es ist nur recht und billig, ihm <strong>zur</strong> Strafe das anzutun, was er mit uns zu tun<br />

gedachte. Jetzt ist nicht die Zeit für Gefühlsduseleien; denn unser Sieg hängt<br />

heute davon ab, zu welcher Härte mannhafter Herzensstärke wir gemeinsam<br />

fähig sind. Was für Beweise persönlichen Seelenadels ich mir leisten könnte –<br />

das ist in unserer Lage keine Frage von Belang.«<br />

Entschlossen nahm er den Helm, warf ihn weg und hieb dem König den Kopf<br />

ab. Die Axt des Kapitans hob sich deutlich von allen anderen Äxten ab:<br />

leuchtend rot und triefend vom Blut der Männer, die er getötet hatte.<br />

Erneut bestieg Tirant das Pferd; und die Türken, die eine verzweifelte Wut<br />

erfaßte, als sie diesen tollkühnen König getötet sahen, berannten in großen<br />

Mengen den Bretonen und trachteten verbissen da<strong>nach</strong>, ihm das Leben zu<br />

rauben. Zwar wurde er schwer verwundet, und er stürzte vom Pferd; doch im<br />

Nu stand Tirant wieder auf den Beinen, trotz Sturz und Wunden weder<br />

betäubt noch eingeschüchtert. Nein, zu Fuß warf er sich sofort wieder ins<br />

dichteste Kampfgetümmel und vollbrachte Waffentat um Waffentat. Mit Hilfe<br />

der Seinigen gelang es ihm, irgendwann wieder in den Sattel zu kommen.<br />

Es war eine harte, erbitterte Schlacht, die ununterbrochen den ganzen Tag<br />

über währte, fast bis <strong>zur</strong> Stunde des Abendläutens. Und so gewaltig dieses<br />

Ringen war, noch größer war der Ruhm, den er damit errang.<br />

Diafebus verfluchte indes Tirant, weil dieser ihn dazu verdammt hatte, die<br />

ganze Zeit in dem ihm zugewiesenen Hinterhalt auszuharren:<br />

»Alleweil will er alle Ehre allein erwerben! Mit k<strong>einem</strong> will er sie teilen! Hier<br />

läßt er mich hocken, als ob ich zu nichts nütze wäre! Bei Gott, so lasse ich<br />

mich nicht abspeisen! Ich will mir meinen Ruh-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!