22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Löblich ist sie schon deshalb, weil wir anderen ja alle schon eine Frau haben;<br />

und davon abgesehen – sie entspricht dem Vermächtnis von Tirant. «<br />

Auch die übrigen Herren lobten den Vorschlag des Herzogs, und alle<br />

stimmten darin überein, daß Hippolyt zum Kaiser gewählt und mit der<br />

Kaiserin vermählt werden solle.<br />

Als Hippolyt das noble Wohlwollen seiner Gefährten und Verwandten<br />

gewahrte, dankte er ihnen vielmals von Herzen für die große Liebe, die sie<br />

ihn hatten verspüren lassen. Und er gelobte bei Gott und dessen Mutter,<br />

Unserer Lieben Frau, daß er, wenn Gott ihm die Gnade erweise, ihn Kaiser<br />

werden zu lassen, all das, was sie für ihn getan, derart vergelten werde, daß<br />

sie alle zufrieden sein würden. Und gemeinsam beschlossen die Herren,<br />

gleich <strong>nach</strong> Abschluß der Trauerfeier für die drei Verstorbenen ihn zum<br />

Kaiser zu küren und für seine Vermählung mit der Kaiserin zu sorgen.<br />

KAPITEL CDLXXXI<br />

Wie König Escariano in Konstantinopel einzog und den Palast aufsuchte, um der Kaiserin<br />

seine Reverenz zu erweisen<br />

as die hochherzigen Gefährten und Blutsverwandten Tirants so<br />

einmütig als Ergebnis ihrer gemeinsamen Überlegungen begrüßt<br />

hatten, bekräftigten alle mit ihrer Unterschrift als verbindlichen<br />

Beschluß. Und in der Nacht, die dieser wichtigen<br />

Ratsversammlung folgte, zog der großmütige König Escariano, in<br />

dunkle, rauhe Trauerkleidung gehüllt, mit s<strong>einem</strong> ganzen Rittergefolge in<br />

Konstantinopel ein, wo er von Hippolyt sehr liebevoll empfangen wurde, und<br />

nicht minder liebevoll von der Königin Äthiopiens, seiner eigenen Frau, die<br />

sich überschwenglich freute, als sie ihn kommen sah. Hippolyt überließ ihm als<br />

Quartier einen abgesonderten und besonders schönen Wohnbereich im<br />

Kaiserpalast, eine Reihe von Räumen, die vorzüglich hergerichtet und<br />

ausgestattet<br />

452<br />

waren. Und dort zeigten sich alsbald der König von Sizilien, der König von<br />

Fez und der Herzog von Makedonien samt vielen anderen Rittern, die es alle<br />

eilig hatten, den Ankömmling zu sehen, und bei s<strong>einem</strong> Anblick in hellen<br />

Jubel ausbrachen.<br />

Nachdem man lauthals ein Weilchen das Wiedersehen gefeiert hatte,<br />

verabschiedete sich Escariano von den Herren und ging weg, nur mit der<br />

Königin, seiner Frau, deren Hand er nahm, und mit Hippolyt, um die<br />

Kaiserin aufzusuchen, der er seine Reverenz erweisen wollte. Als sie in deren<br />

Gemach waren, verneigte sich König Escariano tief, zum Zeichen größter<br />

Ehrerbietung, und sie umarmte ihn mit einer Gebärde huldvoller Anmut. Ihre<br />

liebenswürdige, überaus freundliche Miene ließ erkennen, welch innige<br />

Befriedigung sein Kommen für sie bedeutete. Sie nahm seine Hand und ließ<br />

ihn Platz nehmen an ihrer Seite. Daraufhin hob König Escariano an, folgende<br />

Worte an sie zu richten:<br />

»Der glorreiche Klang, Herrin des Griechischen Reiches, mit dem der Ruhm<br />

Eures Namens über die ganze Erde hallt, hat in mir immer den Wunsch<br />

erweckt, einmal hierherzukommen, um Euch meine Ehrerbietung<br />

darzubringen, da ich mich verpflichtet fühle, Euch dienstbar zu sein, aus<br />

Respekt vor den hohen Verdiensten Eurer Majestät und aus Liebe zu jenem<br />

tapferen, tugendstarken Ritter, m<strong>einem</strong> Bruder und Herrn, Tirant lo Blanc,<br />

der mich mit seiner Liebe so in seinen Bann gezogen hat, daß ich bereit<br />

gewesen wäre, für die Rettung seines Lebens all das herzugeben, was mir von<br />

Gott und von ihm auf dieser Welt anvertraut worden ist, ja sogar meine<br />

eigenen Lebensjahre mit all ihren Tagen und Nächten. Denn aus Liebe zu<br />

ihm verließ ich mein Land, um ihm bei der Vollendung seiner Rückeroberung<br />

des hiesigen Reiches zu helfen. Und die Königin, meine Frau, hat die Reise<br />

hierher nur deshalb gemacht, weil sie bei der Heirat meines Bruders Tirant<br />

mit der tugendreichen Prinzessin dabei sein wollte. Der Tod dieser beiden ist<br />

für mich ein schwerer Schlag gewesen, ein bitterer Verdruß; denn beide waren<br />

Menschen von ungewöhnlichem Wert. Und ich wäre sehr dankbar, wenn ich,<br />

als Ausgleich für diesen Verlust, die Möglichkeit erhielte, Euch mein Leben<br />

lang dienen zu dürfen.«<br />

Als König Escariano mit diesem Satz sein Herzensbekenntnis schloß,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!