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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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Kaum hatte der Bretone von ferne die Lastensegler gewahrt, da schickte er<br />

die Brigantine in den Port, um den dortigen Kapitänen den Befehl<br />

übermitteln zu lassen, sie sollten schnurstracks auslaufen und der Flotte<br />

Tirants folgen. Und unverzüglich taten die Schiffsführer, was ihnen befohlen<br />

war.<br />

Hier fährt das Buch nicht fort, die Fahrt der Armada Tirants zu schildern,<br />

sondern wendet sich wieder König Escariano zu, um von dessen weiteren<br />

Taten zu berichten.<br />

KAPITEL CDIX<br />

Wie König Escariano alle Bewohner seines Heimatreiches taufen ließ<br />

ach s<strong>einem</strong> Abschied von Tirant begab sich König Escariano<br />

mit seiner Gemahlin, der Königin, auf einen langen Ritt, und<br />

<strong>nach</strong> vielen Tagereisen, bei denen sie sich um größtmögliche<br />

Eile bemühten, gelangten sie endlich in sein Heimatland, in das<br />

Königreich Äthiopien. Und wie seine Untertanen ihn erblickten,<br />

umjubelten sie ihn und bereiteten ihm ein Willkommensfest, wie es die Welt<br />

wohl selten gesehen hat. Seine Frau, die dem Volk noch unbekannte<br />

Königin, wurde mit großer Ehrerbietung begrüßt, und man überreichte ihr<br />

herrliche Huldigungsgeschenke. Große Freude löste es bei allen aus, daß ihr<br />

König als siegreicher Herrscher heimkehrte, der so viele Lande erobert hatte.<br />

Nur ein paar Tage des Ausruhens gönnte sich der König, dann ließ er alle<br />

hohen Herren und Ritter seines Reiches zusammenkommen in der Stadt<br />

Troglodyta, die eine Stadt von ungeheurer Ausdehnung war, die größte von<br />

ganz Äthiopien. Und als alle Geladenen beisammen waren, wurde der<br />

Allgemeine Landtag eröffnet, und der König hielt vor den Standesvertretern<br />

folgende Rede:<br />

»Ehrbare Herren, ich habe euch zusammenrufen lassen, um euch alles zu<br />

berichten, was ich getan und erlebt habe; denn ich bin sicher, daß ihr euch<br />

freuen werdet, wenn ihr vernehmt, welch hohes Wohl<br />

274<br />

uns zugefallen ist. Es ist eurer klugen Wachsamkeit ja nicht entgangen, daß<br />

ich, meines Unsterns wegen, in Gefangenschaft geriet, in die Hände des<br />

großen Feldhauptmanns der Christen, des Kapitans Tirant lo Blanc, eines<br />

Ritters von überragender Mannhaftigkeit und Großmut, des besten und<br />

tapfersten Ritters, der unter dem Himmel lebt. Seiner edlen Gesinnung,<br />

seiner freizügigen Großherzigkeit ist es zu verdanken, daß er mir die Freiheit<br />

<strong>zur</strong>ückgab und ich zu s<strong>einem</strong> Gefährten und Waffenbruder geworden bin.<br />

Ja, er tat noch mehr für mich: Er gab mir die Tochter des Königs von<br />

Tlemsen <strong>zur</strong> Frau, mitsamt dem Königreich. Diese Mittlertat bedeutet für<br />

mich mehr, als wenn er mich zum Herrscher über die ganze Welt gemacht<br />

hätte. Und überdies hat er mir das Königreich Tunis geschenkt, wofür ich<br />

ihm sehr zu Dank verpflichtet bin. Und da er jetzt vor der Aufgabe steht, das<br />

Griechische Reich <strong>zur</strong>ückzuerobern für den Kaiser, dem der Sultan und der<br />

Großtürke das ganze Imperium geraubt haben, hat er mich, der ich sein<br />

Bruder und Diener bin, nun aufgefordert, ihm mit all meiner Macht bei<br />

dieser Unternehmung beizustehen. Weshalb ich euch alle, die ihr dazu in der<br />

Lage seid, von Herzen bitte, mit mir gen Konstantinopel zu ziehen, auf<br />

meine Kosten und in m<strong>einem</strong> Sold.<br />

Und all die angesprochenen Mannen erklärten, einer <strong>nach</strong> dem anderen, wie<br />

sehr sie ihn liebten, ihn ob seiner Tugenden verehrten, und daß sie bereit<br />

seien, ihm zuliebe und um seiner Ehre willen im Kampf zu sterben, mit ihm<br />

zu ziehen, nicht nur bis Konstantinopel, sondern bis ans Ende der Welt.<br />

König Escariano dankte ihnen vielmals für ihre Bereitwilligkeit und gebot,<br />

daß ein jeder in sein Stammesgebiet <strong>zur</strong>ückkehren solle, um sich zu rüsten,<br />

auf daß am festgesetzten Tag alle sich wieder träfen am selben Ort, um<br />

aufbruchsbereit hier sich den Sold auszahlen zu lassen. Auch schickte er<br />

Kuriere aus, die in allen Städten und Marktflecken seines Reiches ausrufen<br />

sollten, daß jeder, dem daran gelegen sei, Wehrsold zu erhalten, sei’s als<br />

Berittener, sei’s als Fußsoldat, gleichgültig ob Ausländer oder Einheimischer,<br />

sich melden möge in der Stadt Troglodyta, denn dort werde es an Löhnung<br />

nicht fehlen.<br />

Zur selben Zeit, da das Heer für den Feldzug aufgestellt wurde, war die<br />

Königin zu dem Entschluß gekommen, alles in ihrer Macht Stehende

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