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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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sich auf die Söhne, von denen er zweie tötete, während der dritte so rasch<br />

davonrannte, daß er ihn nicht mehr einholen konnte. Der Tod des Königs<br />

brachte eine riesige Volksmenge gegen den Ritter auf, der todesmutig sich<br />

eine Bahn brach, in den Flammenkreis eindrang, den man rings um die<br />

Gräfin entzündet hatte, und die Kette durchschlug, mit der sie an den Pfahl<br />

gefesselt worden war. Als die Verwandten der Gräfin sahen, mit welch<br />

rasendem Eifer der Ritter darum kämpfte, die Gräfin vom Tod zu erretten,<br />

eilten viele von ihnen ihm zu Hilfe, und in gemeinsamer Anstrengung gelang<br />

es ihnen, sie heil durch die tobenden Massen hindurchzuschleusen und in ein<br />

Nonnenkloster zu bringen, wo sie mit allen Ehren empfangen wurde. Und<br />

ehe der Herr von Warwick weiterreiste, sorgte er dafür, daß die Gräfin mit<br />

Zustimmung aller Einwohner in ihre Stadt <strong>zur</strong>ückkehren konnte und ihr die<br />

Herrschaft über die ganze Grafschaft zugesprochen wurde.<br />

Nachdem er jener Stadt den Rücken gekehrt hatte, stieß der Graf von<br />

Warwick, ruhig seines Weges ziehend, plötzlich, wie es heißt, auf einen<br />

gewaltigen Löwen, der ein kleines Kind im Maul hatte, aber wegen der<br />

Menschenmenge, die ihn verfolgte, nicht anzuhalten wagte, um seine Beute<br />

zu verzehren. Als der Ritter diesen Löwen mit dem verschleppten Wickelkind<br />

unversehens vor Augen hatte, sprang er blitzschnell vom Pferd und zückte<br />

sein Schwert. Der Löwe, der ihn auf sich zustürzen sah, ließ das winzige<br />

Wesen fallen und ging auf ihn los, worauf, wie viele Leute behaupten, ein<br />

wilder Kampf zwischen den beiden entbrannte, die sich gegenseitig umschlangen<br />

und miteinander rangen, wobei mal der eine, mal der andere die<br />

Oberhand hatte und sie einander viele Wunden zufügten. Schließlich<br />

überwältigte der Graf den Löwen und tötete ihn. Den Säugling auf dem Arm,<br />

das Pferd am Zügel führend, humpelte er stadtwärts; denn so schwer war er<br />

verwundet, daß er nicht mehr reiten konnte. Und mühsam diesen Rückweg<br />

wandernd, traf er eine große Schar von Leuten, die der Fährte des Löwen<br />

folgten, angeführt von der verstörten Mutter, der er das Kind <strong>zur</strong>ückgab.<br />

Erst jetzt aber, vor kurzem, geschah es, daß man, da die Mauren den größten<br />

Teil Englands erobert hatten und der König vom Thron vertrieben worden<br />

war, diesen Ritter von Warwick ob seiner großen<br />

140<br />

Tapferkeit zum König erhob. Mann gegen Mann focht er im Zweikampf<br />

mit dem maurischen König, besiegte und tötete ihn im Ring. Mit seiner<br />

siegreichen Hand vernichtete er dann die gesamte riesige Maurenmeute,<br />

ohne auch nur <strong>einem</strong> Gnade zu gewähren. Mit s<strong>einem</strong> unbeirrbaren Mut<br />

befreite er alle Christen der Insel England aus der Sklaverei und übergab<br />

her<strong>nach</strong> dem früheren König die Krone, das Zepter und das<br />

wiedergewonnene Reich.<br />

Noch vieles andere gäbe es zu erzählen von all den Ruhmestaten, die er zu<br />

vollbringen vermocht hat; aber der Tag wäre hierfür zu kurz.«<br />

Um nicht erkennen zu lassen, daß er selbst jener Ritter war, wählte der<br />

Einsiedler die folgenden Worte.<br />

KAPITEL XXXIX<br />

Wie Tirant sich freudigen Herzens<br />

von dem Einsiedler<br />

verabschiedete, dankbar für die guten Lehren,<br />

die ihm dieser erteilt hatte<br />

ein Sohn, du hast recht. Ich habe die Leute auch schon reden<br />

hören von diesem Ritter, Graf Wilhelm von Warwick. Aber ich<br />

habe ihn nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, und deshalb<br />

habe ich es unterlassen, von ihm zu sprechen. Es gab und gibt<br />

hierzuland jedoch noch viele andere gute Ritter, die Leib und<br />

Leben wagten, um das Christentum zu verteidigen.«<br />

»Nun, lieber Herr und Vater«, sagte Tirant, »wenn es, wie Euer Hochwürden<br />

mir erzählten, so viele edle Ritter gegeben hat, die so unglaubliche Taten<br />

vollbrachten, so flehe ich Euer Gnaden an, mir nicht zu verargen, was ich<br />

jetzt sagen will. Oh, was für ein erbärmlicher Kerl wäre ich in meinen<br />

eigenen Augen, was für ein kläglicher, kleinmütiger Duckmäuser, wenn ich<br />

jetzt noch zögern würde, das Gelübde des Ritterordens zu leisten, ganz<br />

gleich, was für Leiden und

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