22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KAPITEL CXXXIX<br />

Wie der Prior von Sankt Johann<br />

den Kaiser anredete<br />

rlauchtester Herr, wir kommen auf Geheiß des hochwürdigen und<br />

tugendreichen Herrn Großmeister von Rhodos. Er hat uns<br />

hierher gesandt, weil es ihm zu Ohren kam, daß jener berühmte,<br />

großherzige Ritter, der Beste all der Guten, Tirant lo Blanc, in den<br />

Diensten Eurer erhabenen Majestät stehe, als Generalkapitan und<br />

oberster Befehlshaber des gesamten griechischen Imperiums. Deshalb schickt<br />

mein Herr, der Großmeister, ihm hiermit einen Hilfstrupp, zweitausend<br />

Streiter zu Fuß und zu Pferde, besoldet für fünfzehn Monate im voraus, auf<br />

daß er Eurer Hoheit noch wirksamer dienen könne. Es würde mich freuen,<br />

wenn ich erfahren dürfte, wo er sich derzeit aufhält.«<br />

Den Kaiser erfüllte die Ankunft der Helfer mit großer Freude, er umarmte<br />

den Prior und hieß all seine Mannen herzlich willkommen. Mit höflicher<br />

Aufmerksamkeit begrüßte er einen jeden, bekundete seinen Dank für das<br />

selbstlose, edelmütige Mitgefühl des Großmeisters und gebot, den Gästen<br />

wohlausgestattete Unterkünfte zu bieten und sie mit allem zu versehen, was<br />

für ein menschenwürdiges Leben erforderlich ist.<br />

Nachdem sie sich vier Tage ausgeruht hatten, brachen sie auf, um sich,<br />

geleitet von Diafebus, auf den Weg zum Feldlager zu machen. Als sie nur<br />

noch fünf Meilen davon entfernt waren, erfuhren sie, daß Tirant ausgerückt<br />

sei, um einen festen Ort einzunehmen, und sie hörten auch schon die<br />

Einschläge der schweren Steinkugeln seiner Bombarden.<br />

Sobald Tirant sah, daß ein großes Stück der Wehrmauer unterm Geschmetter<br />

der Treffer zusammenbrach, sprang er vom Pferd und rannte zu Fuß voran,<br />

um durch die Bresche zu stürmen. Dabei kam er der Mauer so nahe, daß ein<br />

herabsausender mächtiger Steinbrokken seinen Kopf traf und ihn zu Boden<br />

warf. Seine Leute hatten große Mühe, ihn aus dem Graben heraufzuholen,<br />

und als sie eben damit beschäftigt waren, erschienen der Prior und Diafebus<br />

vor der Stadt.<br />

518<br />

Die Türken, die darin saßen, waren entsetzt, als sie plötzlich eine solche<br />

Heeresmasse heranreiten sahen, und fühlten all ihre Hoffnungen schwinden.<br />

Richard aber setzte, sobald er Tirant in Sicherheit gebracht und hinlänglich<br />

versorgt hatte, den Angriff fort, berannte wütend die Stadt, und mit dem<br />

herrlichen Schwung ihrer geballten Gewalt drangen die Stürmenden ein. Die<br />

Türken, die aussichtslos auf verlorenem Posten fochten, waren wild<br />

entschlossen, lieber zu sterben, als klein beizugeben. In ihrem verzweifelten<br />

Ingrimm hielten sie es für ihren letzten Triumph, möglichst viele Christen<br />

niederzumachen, und sie widmeten sich diesem Wahn mit grausam eifernden<br />

Händen, obwohl sie wußten, wie fern der Wahrheit und bar der Gerechtigkeit<br />

ihr sinnloses Wüten war. Jeder von ihnen jedoch, den die Eroberer antrafen,<br />

wurde gnadenlos zu Tode gebracht, und so endeten schließlich alle,<br />

durchbohrt vom furchtbar richtenden Stahl. Der Prior von Sankt Johann war<br />

noch eben <strong>zur</strong> rechten Zeit gekommen, um den Sturm auf die Stadt zu<br />

verstärken, und seine Leute erlangten Anteil an der Beute, was ihnen als<br />

verheißungsvolles Zeichen künftiger Siege erschien.<br />

Sie begaben sich zu der Stelle, wo man Tirant gebettet hatte, und wollten ihm<br />

ausrichten, was ihnen vom Großmeister aufgetragen worden war. Vor der<br />

Lagerstatt des Verwundeten stehend, sagte der Prior die folgenden Worte.<br />

KAPITEL CXL<br />

Die Botschaft, welche der Prior von Sankt Johann<br />

Tirant übermittelte<br />

ie alle, die sich der wahren ritterlichen Art des Waffenhandwerks<br />

widmen, kann ich nicht umhin, mit Bewunderung den wachsenden<br />

Ruhm zu verfolgen, den Ihr, Herr Tirant, weltweit erworben habt<br />

mit den großartigen Taten, die Ihr ständig als tapferer, tugendhafter<br />

Ritter <strong>zur</strong> Rettung der Bedrängten vollbringt. Euch ist es <strong>zur</strong> edlen<br />

Gewohnheit geworden, so zu handeln – was furchtsame Gemüter nicht<br />

begreifen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!