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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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sehr dankbar, wenn Ihr mir die Gewißheit Eures Wohlwollens schenken<br />

würdet, indem Ihr meine Bitte erhört. Ich würde mich nämlich als wahren<br />

Glückspilz fühlen, wenn Fortuna mir so gewogen wäre, daß Ihr mich für<br />

würdig erachtet, derjenige zu sein, der Euch am nächsten zu Diensten steht,<br />

obwohl ich weder durch meinen Stand noch durch mein Tun eine solche<br />

Auszeichnung verdiene, angesichts der großen Schönheit, Anmut und<br />

Würde, die Euch eigen sind. Aber Liebe ist ja die Macht, die Ausgleich und<br />

Einklang zwischen den Herzenstrieben schafft und dem Unwürdigen die<br />

Würde verleiht, geliebt zu werden. Da ich Euch inniger liebe als irgend sonst<br />

eine Dame auf der Welt und Ihr ein so fein empfindendes weibliches Wesen<br />

seid, dürfte mir das Ziel meiner Wünsche nicht verweigert werden. Habt also<br />

die Güte und laßt die üblichen Ausreden beiseite, schützt nicht die Nähe der<br />

Prinzessin vor, als wäre sie die Bastion, hinter der Ihr Euch verschanzen<br />

müßtet. Nutzt lieber ein bißchen die eigenen Hände und streckt sie mir<br />

entgegen zum Zeichen jubelnder Zustimmung, damit Ihr nicht das Beste<br />

versäumt, was es geben kann. Und Ihr werdet sehen, daß Ihr eine gute Wahl<br />

getroffen habt. Wenn Ihr Euch aber ziert, was kaum zu vermuten ist, so<br />

handeln sich Euer Gnaden damit nichts als Schande und Verwirrung ein;<br />

denn man würde Euch dann für gefühlskalt halten; die Hofdamen würden<br />

über Euch herziehen, und alle würden Euch die Hochachtung versagen, <strong>zur</strong><br />

Strafe dafür, daß Ihr nicht gewillt seid, die Wonnen der Glückseligkeit zu<br />

erleben, die man durch die Liebe erlangt. Man würde Euch verdammen und<br />

auf die Insel der Reuequalen verbannen, wo niemand jemals Ruhe findet.<br />

Und wenn auch diese Warnung nicht genügt, Euch gnädig zu stimmen, so<br />

daß Ihr Euch meiner erbarmt, werde ich die ganze Angelegenheit vor dem<br />

ritterlichen Minnehof <strong>zur</strong> Debatte stellen, indem ich den versammelten<br />

Frauen und Jungfrauen all die Bittgesuche vortrage, die ich an Euch gerichtet<br />

habe, sowie all die grausamen, herzlosen Antworten, die mir von Eurer Seite<br />

zuteil geworden sind. Das wird ein Prozeß, bei dem es für mich um Leben<br />

oder Tod geht. Deshalb bitte ich Euer Gnaden, daß dieser Fall unter dem<br />

Vorsitz der durchlauchtigsten Prinzessin entschieden werde: Sie soll als<br />

Richterin darüber urteilen, wer von uns beiden mehr im Recht ist, Ihr oder<br />

ich.«<br />

570<br />

Damit beendete er seine Rede.<br />

Die tugendhafte Stephania aber erwiderte mit holdseliger Miene:<br />

»Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Deshalb öffnet Eure Augen und<br />

begreift, wie unentschuldbar Euer Verhalten ist. Dann wird Euch auch klar<br />

sein, wie hart die Anklagen wären, die Ihr von den ehrsamen Frauen zu<br />

hören bekämet, und wie hoch sie meine sittsame Haltung rühmen würden.<br />

Zwei Gegensätze können nicht übereinkommen, wegen der<br />

Gegensätzlichkeit, die ihnen innewohnt. Der besagte Antrag, den Ihr mir<br />

gemacht habt, ist ein unnötiger Verstoß gegen den Ruf Eurer Ehrbarkeit,<br />

und es bedarf schon einiger Mühe, das Geschehene wiedergutzumachen, vor<br />

allem dann, wenn die Eingeweihten zu der Erkenntnis gelangen, daß Ihr<br />

Worte geäußert habt, die Eurem Anstand lauthals ein übles Leumundszeugnis<br />

ausstellen. Es ist mir nämlich nicht entgangen, wie eilig Ihr es habt, Euch<br />

allerlei Freiheiten zu erlauben. Ihr scheint mir recht sorglos, deshalb<br />

befürchte ich, daß Ihr Euch bei dem Versuch, Eure Vergehen zu<br />

rechtfertigen vor den Augen und Ohren redlicher Mitmenschen, noch<br />

schlimmer danebenbenehmt und ich mich genötigt sehe, mit m<strong>einem</strong> Rock<br />

Eure Blöße zu decken. Darum will ich von vornherein klarstellen, daß ich<br />

dort kein Auferstehungswunder bewirken möchte, keinen anderen Lazarus<br />

sich aus dem Grabesschlaf erheben lassen will, wie unser Herr Jesus das<br />

getan hat. Doch ich möchte auch nicht, daß Ihr verzweifelt wegen meiner<br />

mangelnden Liebe. Was ich für Euch fühle, ist nämlich nicht so wenig, wie<br />

Ihr behauptet, und weit mehr, als Ihr Euch überhaupt vorstellen könnt.<br />

Denn das Beste, was ich an Euch bisher bemerkt habe, ist die schöne<br />

Ahnungslosigkeit, die Ihr an den Tag legt.«<br />

Als Diafebus sich eben anschicken wollte, auf diese Worte zu antworten,<br />

kam der Kammerherr des Kaisers und sagte dem Ritter, der Herrscher<br />

wünsche ihn zu sprechen. Diafebus bat Stephania inständig, sie möge doch<br />

an Ort und Stelle auf ihn warten; denn er werde so rasch wie möglich<br />

<strong>zur</strong>ückkommen. Die liebenswürdige Dame erwiderte, sie werde mit Freuden<br />

seiner harren.<br />

Als der Kaiser Diafebus erblickte, sagte er, der ganze Bargewinn, den man<br />

mit den Gefangenen erzielt habe, solle ihm und dem Konnetabel mitgegeben<br />

werden. Diafebus erklärte, er sei gern bereit, diesen

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