22.12.2012 Aufrufe

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beglaubigungsschreiben. Dieser griff <strong>nach</strong> dem Schriftstück, küßte es und<br />

ließ es, höchst ehrfürchtig lauschend, sich vorlesen. Als dies geschehen war,<br />

erklärte er, daß er mit Freuden diesem Befehl gehorche und alles tun wolle,<br />

was sein Herr verlange.<br />

Kaum war dem Cäsar diese Antwort überbracht worden, da zog er, begleitet<br />

von allen Königen und großen Herren, in die Stadt ein und nahm sie in<br />

Besitz. Diejenigen Bewohner, die Christen waren – oder gewesen waren –,<br />

brachten ihm ihre Huldigung dar; und wer dem christlichen Glauben<br />

abgeschworen hatte, den ließ er wieder aufnehmen in die heilige Gemeinde<br />

katholischen Glaubens. Die Muslime aber ließ er allesamt ausweisen, und als<br />

Kommandanten des Ortes setzte er einen guten christlichen Feldhauptmann<br />

ein. Und noch während der Cäsar in der Stadt weilte, wurden ihm die<br />

Schlüssel von zehn Burgen und den dazugehörigen Burgflecken gebracht;<br />

man händigte sie ihm aus, und Tirant nahm sie mit freundlicher Miene und<br />

Worten voller Güte entgegen. Dann entsandte er Offiziere an die<br />

betreffenden Orte, mit dem Auftrag, an seiner Statt die Huldigungen<br />

entgegenzunehmen und alle Muslime zu vertreiben.<br />

Als der Cäsar die genannte Stadt verließ, ritt er weiter in Richtung<br />

Adrianopolis. Dies war eine andere vornehme Stadt, überaus reich an<br />

erfreulichen Dingen jeglicher Art; und sie wurde ihm, genau wie die zuvor<br />

erwähnte, kampflos übergeben, mitsamt vielen be<strong>nach</strong>barten Burgen und<br />

Flecken. Und die Bewohner von Adrianopolis machten dem berühmten<br />

Kapitan Tirant große Stiftungen.<br />

So von Ort zu Ort marschierend, zog das mächtige Heer dorthin, wo, wie<br />

man wußte, der großmütige König Escariano sein Lager aufgeschlagen hatte.<br />

Und unterwegs wurden dem Cäsar viele weitere Burgen und Marktflecken<br />

übergeben, deren Namen ich nicht aufzählen will, um nicht weitschweifig zu<br />

werden. Schließlich aber, <strong>nach</strong>dem sie Tag für Tag unablässig marschiert<br />

waren, gelangten die Streiter Tirants in die Nähe der Stadt Estrenes. Nur<br />

noch eine halbe Meile waren sie von dem Ort entfernt, wo die Armee König<br />

Escarianos rastete.<br />

Als der König dies erfuhr, als ihm gemeldet wurde, daß sein teurer Freund<br />

und Waffenbruder komme und daß er schon so nahe sei, da ritt er ihm eilig<br />

entgegen, galoppierte mit allen großen Herren seines Heeres los, und auf<br />

halbem Wege trafen sie einander. Geschwind<br />

388<br />

schwangen sich die beiden Freunde aus dem Sattel, umarmten und küßten<br />

sich in überschwenglicher Freude, gegenseitig sich überschüttend mit<br />

Bekundungen des Jubels, den einer beim Anblick des anderen empfand.<br />

Nachdem die beiden ihr Wiedersehen ausgiebig gefeiert hatten, wies Tirant<br />

den König Escariano darauf hin, daß sich in seiner Begleitung der König von<br />

Sizilien befinde, welchen er als Bruder betrachte; auch der König von Fez sei<br />

dabei, habe sich der gemeinsamen Sache angeschlossen. Da ging Escariano<br />

auf den Herrn Siziliens und den Herrn von Fez zu, umarmte und küßte sie,<br />

und im Gespräch, das sich zwischen den dreien ergab, überboten sie<br />

einander an liebenswürdiger Aufmerksamkeit. Da<strong>nach</strong> bestiegen sie wieder<br />

die Pferde, und gemeinsam ritten sie in Richtung <strong>zur</strong> Stadt. Als sie zum<br />

Lager des Königs Escariano gelangten, stiegen Prinz Tirant und die Könige<br />

vor dem Zelt der illustren Königin Äthiopiens ab. Diese empfing die<br />

Ankömmlinge mit höchst freundlicher Miene, umarmte und küßte alle drei<br />

und entbot ihnen <strong>zur</strong> Begrüßung die liebreizendsten Worte. Prinz Tirant<br />

schickte, <strong>nach</strong>dem er seinerseits die so schöne Königin mit überströmender<br />

Bewunderung begrüßt hatte, die wackeren Maurenfürsten, die als Gesandte<br />

des Sultans und des Großtürken mitgekommen waren, in die Stadt, mit dem<br />

Geheiß, deren Bewohnern in s<strong>einem</strong> Namen zu sagen, sie sollten sich, wenn<br />

sie nicht willens seien, sich friedlich zu ergeben, zügig rüsten <strong>zur</strong> Schlacht.<br />

Für den Fall, daß sie es auf einen Kampf ankommen lassen wollten, gelobe<br />

er, k<strong>einem</strong> Mauren, der in der Stadt angetroffen werde, sei er groß oder<br />

klein, irgendwelche Gnade zu gewähren.<br />

Als die Gesandten ans Stadttor kamen, fragten sie <strong>nach</strong> dem Kommandanten<br />

und sagten, sie wollten ihn sprechen. Die Wächter ließen den<br />

Hauptmann herbeirufen, und sobald dieser befahl, das Tor zu öffnen,<br />

übergaben die Muslime ihm die Beglaubigungsschreiben des Sultans und des<br />

Großtürken; und der Hauptmann nahm die Schriftstücke mit der ihnen<br />

gebührenden Hochachtung entgegen. Und <strong>nach</strong>dem er dieselben gelesen –<br />

also <strong>zur</strong> Kenntnis genommen hatte, daß er unverzüglich auszuführen habe,<br />

was ihm hiermit befohlen werde, von ebenden Herrschern, in deren Auftrag<br />

er das Kommando in dieser Stadt führte –, da sagte der Sohn des<br />

Großkaramanen zu ihm:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!