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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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KAPITEL IX<br />

Was der König dem Einsiedler entgegnete<br />

s ist unannehmbar, daß du dich einer so triftigen Bitte entziehst,<br />

wenn in d<strong>einem</strong> Herzen noch Platz ist für mitmenschliches<br />

Fühlen und Erbarmen. Dir ist in deiner ehrwürdigen Frömmigkeit<br />

doch nicht unbekannt, daß die seligen Heiligen und Märtyrer,<br />

um den heiligen katholischen Glauben auszubreiten und zu<br />

verteidigen, in den Kampf gegen die Ungläubigen gezogen sind und den<br />

Ruhmeskranz des Martyriums, der ewig triumphierenden Glorie errungen<br />

haben, kraft der Ermutigung und Stärkung, die ihr tugendhaftes Gemüt<br />

durch die göttliche Allmacht erfuhr. Darum, ehrwürdiger Vater, knie<br />

ich nieder zu deinen Füßen und flehe dich mit diesen Tränen meines<br />

bitteren Leides aufs neue an, daß du, wenn du ein wahrhaft getreuer<br />

Christ bist, aus Ehrfurcht vor der allerheiligsten Passion, die der Gottessohn,<br />

unser Herr und Meister Jesus, am Stamm des wahren Kreuzes willig auf<br />

sich nahm, um das Menschengeschlecht zu erlösen, Mitleid hast mit dem<br />

geschundenen König, der ich bin, und mit m<strong>einem</strong> ganzen Christenvolk;<br />

denn seine und meine einzige Hoffnung gründet sich allein auf Gottes<br />

Barmherzigkeit und deine standhafte, tapfere Tugend. Sei also so<br />

freundlich und verweigere in deiner großherzigen Güte mir nicht die<br />

Erfüllung meines Wunsches. «<br />

Die Zähren des betrübten Königs rührten das fromme Herz des Klausners;<br />

sie erregten in ihm solch tiefes Mitleid, daß ihm selbst die Tränen aus den<br />

Augen schossen. Zwar war es von vorherein seine Absicht gewesen, die<br />

Bedrängten zu unterstützen, aber er hatte doch zunächst des Königs<br />

Beständigkeit erproben wollen.<br />

Nach einer kleinen Weile, als er den König dazu gebracht hatte, sich zu<br />

erheben, und dessen Tränen gelinder flossen, sprach er zu ihm die<br />

folgenden Worte.<br />

KAPITEL X<br />

Die endgültige Antwort,<br />

die der Einsiedler dem König gab<br />

u junger, hochweiser König, von dir erwartet man zu Recht,<br />

daß du mit Bedacht da<strong>nach</strong> trachtest, tapfere Taten zu<br />

vollbringen. Für mich, einen alten Mann, ist es schwierig und<br />

überaus gefährlich, in ritterlichem Kampf noch neuen Ruhm zu<br />

erwerben. Mutige Kämpen, die Greise geworden sind, tun genug<br />

für die Wahrung der Ehre, die sie einstmals in ihrer Jugend durch tollkühne<br />

Taten errangen, wenn sie sich nie zu irgendwelcher Feigheit erniedrigen<br />

lassen. So richtig und vernünftig deine frommen Argumente auch gewesen<br />

sein mögen – deine bitteren Tränen waren es, die mich, mehr noch als mein<br />

eigener Vorsatz, den ich dir verschwieg, unabweislich dazu verpflichtet<br />

haben, eine solche Aufgabe zu übernehmen. 0 trauriger, trübseliger König!<br />

So schnell gibst du die Hoffnung auf? So wenig hältst du von d<strong>einem</strong> Leben?<br />

Spare dir die Tränen, für Tage, an denen das Schicksal es nicht so<br />

glimpflich meint. Ich sehe ja, wie demütig und ehrlich dein Ansuchen ist.<br />

Darum will ich, aus Liebe zu dem, in dessen Namen du mich beschworen<br />

hast, und aus Liebe zu dir, der du mein irdischer Herr bist, mich mit<br />

Freuden deinen Weisungen fügen und mit allem Eifer darauf sinnen, wie die<br />

Freiheit <strong>zur</strong>ückzugewinnen ist für dich und dein Reich. Und ich werde, falls<br />

es nötig sein sollte, nicht zögern, eigenhändig in den Kampf einzugreifen, so<br />

alt ich auch bin, um das Christentum zu verteidigen, den heiligen<br />

katholischen Glauben auszubreiten und den Hochmut der<br />

mohammedanischen Ketzerei zu dämpfen – unter der einen Voraussetzung:<br />

daß deine Hoheit mir verspricht, sich <strong>nach</strong> m<strong>einem</strong> Rat zu richten; denn mit<br />

Gottes Hilfe will ich dir Ruhm und Ehre verschaffen und dich zum Sieger<br />

über all deine Feinde machen.«<br />

Der König antwortete:<br />

» Ehrwürdiger Vater, da Ihr mir soviel Gunst erweist, gebe ich Euch mein<br />

königliches Ehrenwort, daß ich keinen Deut von dem abweichen werde, was<br />

Ihr mir befehlt.«<br />

»Nun geh, Herr«, sagte der Einsiedler, »und sobald du draußen bist,<br />

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