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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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188<br />

KAPITEL LXII<br />

Der Fehdebrief den der Herr von Vilesermes<br />

an Tirant lo Blanc richtete<br />

ir, Tirant lo Blanc, der Du der Urheber des Blutvergießens<br />

gewesen bist, das unter der Ritterschaft entstanden ist, sei<br />

gesagt: Wenn Du den Mut aufbringst, der Gefahr eines<br />

Zweikampfes ins Auge zu blicken, wie er zwischen Rittern<br />

üblich ist, mit oder ohne Rüstung, zu Pferd oder zu Fuß, in<br />

Kleidern oder nackt, so laß mich wissen, welche Form der Tjoste Du als die<br />

für Dich sicherste wählst, damit unsere Schwerter sich messen können in<br />

<strong>einem</strong> Duell, das erst dann zu Ende ist, wenn einer tot am Boden liegt.<br />

Geschrieben von meiner Hand und besiegelt mit dem Geheimsiegel, das<br />

meine Wappen trägt. – Der Herr von Vilesermes.‹«<br />

KAPITEL LXIII<br />

Wie Tirant einen Wappenkönig um Rat fragte<br />

wegen des Briefes,<br />

den der Herr von Vilesermes gesandt hatte<br />

ls Tirant den Brief gelesen hatte, führte er den kleinen Pagen<br />

beiseite, in eine Kammer, wo er ihm tausend goldene Taler gab<br />

und das Versprechen abnahm, mit k<strong>einem</strong> Menschen ein Wort<br />

über diese Angelegenheit zu reden. Nachdem der Page dann<br />

gegangen war, machte sich Tirant ganz allein auf die Suche <strong>nach</strong> <strong>einem</strong><br />

Wappenkönig, den er bat, ihn zu begleiten, an einen Ort, der drei Meilen<br />

vom Lager entfernt war. Dort sagte er zu ihm:<br />

›Wappenkönig, eingedenk des Vertrauens, das du genießt, und des Eides, den<br />

du geleistet hast an dem Tag, da der König dir die Vollmacht deines Amtes<br />

in die Hände gab, beschwöre ich dich, all das, was ich dir jetzt sagen werde,<br />

für dich zu behalten und mich <strong>nach</strong><br />

bestem Wissen und Gewissen zu beraten, wie es Sitte und Satzung der<br />

Ritterschaft dir <strong>zur</strong> Pflicht machen.‹<br />

Der Wappenkönig, dessen Name Jerusalem war, gab ihm folgende Antwort:<br />

›Herr Tirant, ich gelobe Euch, eingedenk des Amtes, das ich innehabe, und<br />

eingedenk des Eides, den ich ablegte, daß ich alles geheimhalten werde, was<br />

Ihr mir sagen wollt.‹<br />

Da zeigte ihm Tirant den Brief, der ihm geschickt worden war, und ließ ihn<br />

lesen, was darin geschrieben stand. Als der Wappenkönig das Schreiben<br />

gelesen hatte, sagte Tirant zu ihm:<br />

Jerusalem, guter Freund, es wäre mir eine große Freude, wenn ich das Gelüst<br />

des Herrn von Vilesermes befriedigen könnte; wenn es mir gestattet wäre,<br />

diesem tapferen Ritter seinen Wunsch zu erfüllen. Da ich aber noch so jung<br />

bin und nicht genau weiß, was in der Ritterschaft Brauch ist – denn ich bin<br />

eben erst zwanzig geworden –, möchte ich Euch, im Vertrauen auf Eure<br />

strikte Verschwiegenheit, um Rat bitten, weil Ihr ja, dessen bin ich sicher,<br />

erfahren seid im Umgang mit Königen und großen Herren und Euch sehr<br />

viel besser auskennt in den Regeln des Waffenhandwerks als irgend<br />

sonstwer. Denkt aber nicht, daß ich aus Mutlosigkeit oder Angst so rede.<br />

Glaubt mir, daß ich nur zögere aus der Sorge, ich könnte mich eines<br />

Vergehens gegen die Majestät des Herrn König schuldig machen, der mir<br />

soviel Ehre erwiesen hat. Denn er hat doch in s<strong>einem</strong> Reich Gesetze<br />

erlassen, die bestimmen, wie man sich bei solch persönlichen Ehrenhändeln<br />

unter Rittern zu verhalten hat. Ich möchte nämlich vermeiden, mich <strong>einem</strong><br />

Tadel der guten Ritter auszusetzen; möchte verhüten, daß man mir wegen<br />

meines Benehmens in dieser Sache irgendein Versäumnis oder Versagen<br />

zum Vorwurf machen kann.‹<br />

Darauf erwiderte der Wappenkönig folgendermaßen.«

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