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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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KAPITEL V<br />

Wie der König von Kanarien<br />

mit einer großen Flotte <strong>zur</strong> Insel England schiffte<br />

a<strong>nach</strong> begab es sich, daß der mächtige König von Kanarien, ein<br />

Jüngling von gewaltiger Kraft, getrieben von der Unruhe und<br />

den hochfliegenden Hoffnungen frischerwachten Mannestums,<br />

das stets <strong>nach</strong> der Ehre des Siegens strebt, eine große Flotte<br />

von Segelschiffen und Galeeren baute und mit einer Menge von<br />

Kriegsleuten sich auf die Fahrt <strong>zur</strong> edlen Insel England machte, weil ein<br />

Schwarm Seeräuber von dort einen Ort seines Reiches überfallen und<br />

ausgeplündert hatte. Voll wilden Zorns und glühend vor herrscherlich<br />

aufbrausender Empörung über die Frechheit, daß jemand es gewagt hatte,<br />

ihm solch ein Ärgernis zu bereiten, stach er in See mit einer riesigen Armada<br />

und segelte bei günstigem Wind voran, zu den fruchtbaren und friedlichen<br />

Ufern Englands. In stockfinsterer Nacht drang die ganze geballte Seestreitmacht<br />

in den Hafen von Southampton ein. Listig und behend wurden die<br />

Schiffe entladen, und die gesamte Masse der Mauren ging an Land, ohne<br />

daß die Inselbewohner es bemerkten. Und sobald alle auf dem Trockenen<br />

waren, formierten sie ihre Schlachtreihen und begannen ihre Vorstöße ins<br />

Innere Britanniens.<br />

Als der friedfertige König Englands schließlich die böse Kunde von dem<br />

Überfall erhielt, sammelte er so viele Mannen um sich, wie er<br />

zusammenbringen konnte, um der Feindesflut zu widerstehen, und lieferte<br />

den Mauren eine Schlacht, bei der mit äußerster Erbitterung gekämpft<br />

wurde, so daß viele Streiter ihr Leben lassen mußten, auf beiden Seiten, weit<br />

mehr jedoch unter den Christen. Und so kam es, daß die Mauren mit ihrer<br />

erdrückenden Übermacht den Sieg davontrugen. Der geschlagene König<br />

Englands mußte mit dem Rest seiner Leute die Walstatt räumen, und er<br />

sammelte seine versprengten Scharen in der Stadt, die Canterbury heißt,<br />

dort, wo die Märtyrergebeine des heiligen Thomas Becket ruhen.<br />

Der englische Herrscher bemühte sich, ein neues, größeres Heer<br />

aufzustellen, und erfuhr indessen, daß die Mauren ihren Eroberungszug<br />

durch die Insel fortsetzten, viele Christenleute erschlugen,<br />

Frauen und Mädchen schändeten und sie allesamt fortschleppten in die<br />

Gefangenschaft. Da der allerchristlichste König wußte, daß die Mauren dicht<br />

an <strong>einem</strong> Flußufer vorbeiziehen mußten, legte er sich gegen Mitter<strong>nach</strong>t bei<br />

<strong>einem</strong> Engpaß mit seinen Truppen in den Hinterhalt, was jedoch nicht so<br />

heimlich vor sich ging, daß die Mauren es nicht bemerkt hätten. Sie hielten<br />

inne und verharrten, bis es heller Tag geworden war. Dann aber stürmten<br />

sie heran und lieferten eine furchtbare Schlacht, bei der viele Christen<br />

starben. Die am Leben blieben, flohen mit ihrem glücklosen Herrscher, und<br />

der Maurenkönig behauptete das Feld.<br />

Grausam war das Mißgeschick, das den christlichen König verfolgte. Neun<br />

Schlachten verlor er, eine <strong>nach</strong> der anderen, und schließlich mußte er sich in<br />

die Stadt London <strong>zur</strong>ückziehen, wo er sich verschanzte. Als die Mauren<br />

das erfuhren, belagerten sie die Stadt ringsum und gingen rasch zum<br />

Sturmangriff über, wobei ihnen ein Durchbruch gelang und sie bis <strong>zur</strong> Mitte<br />

der Brücke vordrangen. Tag für Tag gab es dort großartige Waffentaten, aber<br />

am Ende blieb dem arg bedrängten König nichts anderes übrig, als im<br />

Handstreich auszubrechen, denn der Hunger wütete in London. Eilig ritt er<br />

in Richtung Wales, um ins dortige Bergland zu gelangen, und dabei kam er<br />

durch die Stadt Warwick.<br />

Als die Gräfin vernahm, daß der König als Flüchtling aufgetaucht sei,<br />

geschlagen von vielfachem Unglück, ließ sie Speise und Trank auftischen<br />

und alles herrichten, was nötig war für ein Nachtquartier. Und weil sie eine<br />

Frau von großer Klugheit war, überlegte die Gräfin, wie sie ihre Stadt<br />

verteidigungsbereit machen könnte, damit diese nicht ohne weiteres in die<br />

Hände der Feinde fiele. Und als sie den König erblickte, sprach sie ihn an<br />

mit den folgenden Worten:<br />

»Tapferer Herr, ich sehe, daß Euer Gnaden in große Bedrängnis geraten<br />

sind, mitsamt uns allen, die wir auf dieser Insel wohnen. Doch wenn<br />

Eure Hoheit hier verweilen will, in Eurer und meiner Stadt, so werdet<br />

Ihr gewahren, daß alles in Hülle und Fülle vorhanden ist, was man im<br />

Kriegsfall braucht, Hände und Hilfsmittel genug; denn mein Herr und<br />

Gemahl, Wilhelm von Warwick, welcher der Graf dieses Landes war, hat<br />

diese Stadt und die Burg mit allen erforderlichen Waffen ausgerüstet, auch<br />

mit Bombarden, Katapul-<br />

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