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Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdächtigen ... - Ivitra

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Daraufhin wurden noch vielerlei Dinge erörtert. Schließlich sagte Tirant zu<br />

Diafebus, dem Großkonnetabel, er solle ihm zweitausend Gewappnete<br />

auswählen, die besten, die im Lager zu finden seien. Und als der Konnetabel<br />

schon ein gutes Stück des Weges gegangen war, überlegte er sich die Worte<br />

des Kapitans, machte kehrt, ging <strong>zur</strong>ück und sagte zu ihm:<br />

»Ihr habt mir da eine schwierige Aufgabe gestellt: Ich soll Euch die<br />

zweitausend besten Kämpen des Heeres besorgen, dazu zweitausend<br />

Armbrustschützen. Wer kann wissen, welche die guten und welche die<br />

schlechten sind, ob einer kühn oder schlapp ist, feig oder standhaften<br />

Mutes?«<br />

»Nun, wenn Ihr nicht wißt, wie man das erkennt, will ich es Euch zeigen.<br />

Laßt Alarm blasen und sorgt dafür, daß es so aussieht, als ob Feinde im<br />

Anmarsch wären. Sind dann die Leute beisammen, so steigt ab und befühlt<br />

der Reihe <strong>nach</strong> bei <strong>einem</strong> jeden die Sporen. Diejenigen, bei denen sie locker<br />

sitzen, braucht Ihr mir nicht zu bringen. Aber derjenige, der sie straff<br />

angeschnallt hat, ist der rechte Mann für mich; denn wer das tut, ist<br />

untrüglich ein guter Kämpe, der tapfer seine Waffen zu gebrauchen weiß.«<br />

Als Diafebus sich bereits wieder entfernte, wandte er sich noch einmal um<br />

und fragte:<br />

»Aber bei den Fußsoldaten, die keine Sporen tragen, wie soll man es da<br />

erkennen?«<br />

»Auf ähnliche Weise«, sagte der Kapitan. »Laßt Eure Wachtmeister bei jedem<br />

die Bruoch betasten und prüfen, ob die Kordeln des Schamtuches lässig<br />

gebunden oder stramm an der Hüfte verschnürt sind. So könnt Ihr künftig<br />

jederzeit die Spreu vom Weizen trennen.«<br />

Mit jener Mannschaft, die der Konnetabel daraufhin für ihn auswählte,<br />

machte sich Tirant dann auf den Weg. Im Augenblick der Abreise aber<br />

näherte sich ihm der Prior von Sankt Johann und sagte:<br />

»Herr Kapitan, wie mir zu Ohren gekommen ist, haben Euer Gnaden die<br />

Absicht, sich wieder <strong>zur</strong> See zu begeben, da Ihr mit den sieben gekaperten<br />

Schiffen noch nicht zufrieden seid. Ich bitte Euer Gnaden um die Gunst,<br />

Euch begleiten zu dürfen.«<br />

Tirant gab <strong>zur</strong> Antwort, daß es ihm eine große Freude sein werde, ihn an<br />

seiner Seite zu haben.<br />

Als sie zum Hafen gelangten, stellte der Feldhauptmann fest, daß die Ladung<br />

aller Schiffe bereits gelöscht war und seine Leute für alles gesorgt hatten, was<br />

man für das Unterfangen benötigte.<br />

»Herr Kapitan«, sagte Galançó, der Seemann, »mir scheint, daß es richtig<br />

wäre, wenn Eure Hoheit zwei Galeeren ausschicken würde, die auf hoher<br />

See Wache halten sollen. Sobald sie die Armada sichten, soll die eine<br />

heimkehren und dies melden, die andere aber das Schiff des Großkaramanen<br />

nicht mehr aus den Augen lassen. Und wenn Euch das in die Hände fällt,<br />

habt Ihr viel Reichtum und noch mehr an Ehre erworben.«<br />

Der Feldhauptmann fragte:<br />

»Woran kann man jenes Schiff erkennen, auf dem sich der Großkaraman<br />

befindet?«<br />

»Herr«, sagte Galançó, »an den Segeln, die alle rot gefärbt und mit seinen<br />

Wappen bemalt sind. Und die Taue seines Seglers sind allesamt aus Seide,<br />

und die Aufbauten des Achterdecks über und über behangen mit Brokat.<br />

Und diese ganze Pracht hat er anbringen lassen aus lauter väterlicher<br />

Großmut, weil seine Tochter mit an Bord ist, die noch nie zuvor eine<br />

Seereise gemacht hat.«<br />

Als der Feldhauptmann die beiden Galeeren in See stechen ließ, gab er ihnen<br />

die Weisung mit, daß eine von ihnen nicht <strong>zur</strong>ückkehren solle, sondern<br />

ständig, bei Tag wie bei Nacht, der feindlichen Flotte zu folgen habe,<br />

sichtbar auch in der Dunkelheit durch das Licht einer Laterne, die über dem<br />

Zeltdach auf dem Achtersteven aufzuhängen sei.<br />

Am Tag darauf geschah es, daß die beiden Barone aus Sizilien, die dem<br />

Kaiser das Geleit gegeben hatten auf s<strong>einem</strong> Heimweg <strong>zur</strong> Residenz, <strong>nach</strong><br />

zweitägiger Ruhepause Konstantinopel wieder verließen, um das Feldlager<br />

aufzusuchen. Als sie <strong>zur</strong> Burg des Grimmigen Nachbarn kamen, gewahrten<br />

sie dort viele Fuhrwerke, beladen mit Bombarden, die zum Hafen geschafft<br />

werden sollten. Und man berichtete ihnen, daß der Generalkapitan sich<br />

schon am Port befinde. Da den beiden klar war, daß Tirant auf See zu gehen<br />

gedachte, eilten sie zu ihm und baten ihn, sie doch mitziehen zu lassen. Und<br />

der Feldhauptmann war gern damit einverstanden, weil die zwei Sizilia-<br />

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