Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Reziprozität <strong>oder</strong> ob die AkteurInnen wirklich miteinander sprechen<br />
schiede hinsichtlich der argumentativen Bezugnahme. Für die Vernetzung des Diskurses<br />
mittels oberflächlicher Bezugnahmen sind die strukturierten Foren indes förderlicher.<br />
6.4 Netz der Interaktion<br />
In den vorangehenden Subkapiteln wurde auf den Sprecherwechsel und die Qualität der<br />
Bezugnahme eingegangen. Im Folgenden soll die Wechselbeziehung der Teilnehmenden,<br />
also ihre Interaktion betrachtet werden. Die Frage lautet nun, wer sich auf wen bezieht, und<br />
nicht mehr, wer nacheinander das Wort ergreift. Es geht also um den „Fluss“ der turns:<br />
Beziehen sich die AkteurInnen wechselseitig aufeinander? Läuft die Diskussion jeweils<br />
über den/die M<strong>oder</strong>atorIn? Diese Kategorie ist damit auch relevant für die Rolle der M<strong>oder</strong>ation:<br />
Wie stark steuert sie den Diskurs? 126<br />
Klassische Medien und Online-Foren<br />
Der intermediäre Vergleich zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Mediengattungen.<br />
In den Sendungen der traditionellen elektronischen Medien wird im Schnitt 8.6mal<br />
auf eine Person Bezug genommen, im Internet lediglich 2.9-mal. Wie aus den obigen<br />
Audführungen hervorgeht, gibt es insgesamt bezüglich der Qualität der Bezugnahme keine<br />
grossen Unterschiede zwischen den beiden Mediengattungen: Die Teilnehmenden äussern<br />
in erster Linie ihre Meinung, ohne sich um eine wirkliche Diskussion zu bemühen, denn<br />
der Anteil an argumentativer Bezugnahme liegt je bei rund einem Fünftel – im Internet<br />
etwas höher als in den klassischen Medien. Die bisherigen Ergebnisse liessen den Schluss<br />
zu, dass der Diskursverlauf in den Online-Foren nicht weniger reziprok ist als in den klassischen<br />
Medien. Betrachtet man nun aber, wie oft durchschnittlich Bezug auf eine Person<br />
genommen wird, muss dies revidiert werden. Im Internet liegt die durchschnittliche Anzahl<br />
Bezugnahmen auf eine Person knapp dreimal tiefer als in Radio und Fernsehen. Das hängt<br />
mit der grossen Zahl an Personen zusammen, die sich nach einmaligem Posten aus der<br />
Diskussion verabschieden. Die One-Poster machen über die Hälfte aller UserInnen aus.<br />
Aus deliberativer Sicht kann eine Beratschlagung nur schlecht stattfinden, wenn die meisten<br />
UserInnen lediglich einen Beitrag verfassen. Ein Abwägen der Argumente, ein Hin-<br />
und Herdebattieren wird so erschwert, da die Diskussion jeweils von anderen Teilnehmenden<br />
fortgeführt wird.<br />
Klassische Medien: M<strong>oder</strong>ation und Gesprächsteilnehmende<br />
Um die Frage zu beantworten, ob die Diskussion in den klassischen Medien jeweils über<br />
den/die M<strong>oder</strong>atorIn läuft, wird betrachtet, wie oft in Redebeiträgen ein Bezug auf die<br />
M<strong>oder</strong>ation respektive auf die Teilnehmenden hergestellt wird.<br />
126 Die folgenden Zahlen bezeichnen jeweils die Bezugnahme auf eine einzelne Person. Die Diskutierenden<br />
können sich natürlich auch auf mehrere Personen beziehen. Für die Vergleichbarkeit wurde aber die durchschnittliche<br />
Anzahl Bezugnahmen auf eine Person ermittelt – unabhängig davon, ob eine themenrelevante<br />
Äusserung folgt <strong>oder</strong> nicht.<br />
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