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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Kommunikativer Respekt <strong>oder</strong> wie höflich die AkteurInnen miteinander sprechen<br />

prozentuale Häufigkeit<br />

80.00<br />

70.00<br />

60.00<br />

50.00<br />

40.00<br />

30.00<br />

20.00<br />

10.00<br />

0.00<br />

gesamt M<strong>oder</strong>ation Teilnehmende<br />

n = 946 (n = 180) (n = 766)<br />

lauter reden / weiterreden<br />

Redeteil wiederholen<br />

Unterbrechung selbst thematisieren<br />

Grafik 54: Gegenstrategien zur Behauptung des Rederechts nach M<strong>oder</strong>ation und Teilnehmenden<br />

Aus oben stehender Grafik ist ersichtlich, dass sowohl die M<strong>oder</strong>atorInnen als auch die<br />

Teilnehmenden am häufigsten lauter bzw. weiterreden (80.0% bzw. 71.9%). Die am zweithäufigsten<br />

angewandte Gegenstrategie ist, den von der versuchten Unterbrechung betroffenen<br />

Redeteil zu wiederholen (13.9% M<strong>oder</strong>ation bzw. 20.1% Teilnehmende). Die Gegenstrategie,<br />

die Unterbrechung selbst zu thematisieren, wird am wenigsten gewählt, nämlich<br />

in 6.1% durch die M<strong>oder</strong>ation und in 8.0% durch die Teilnehmenden. Nichts desto trotz ist<br />

die Metakommunikation ein starkes Indiz dafür, dass es an kommunikativem Respekt<br />

mangelt. Diese Thematisierung kann sehr unterschiedlich ausfallen: Sie kann kurz gehalten<br />

werden, ähnlich einem Ausruf wie „ausreden lassen bitte!“ 169 <strong>oder</strong> „vous me permettrez je<br />

finirais cette phrase“ 170 . Die Thematisierung kann allerdings auch deutlicher vonstatten<br />

gehen: „Ja hören Sie mal auf. Ich rede jetzt!“ 171 <strong>oder</strong> „D’abord vous me laissez parler et<br />

vous parlerez après moi“ 172 . Manche Sprechende fühlen sich durch die versuchte Unterbrechung<br />

so beeinträchtigt, dass sie sich veranlasst sehen, eingehender darauf einzugehen:<br />

„Jetzt kannst du mich auch einen Moment lang reden lassen, wenn ich schon auf dieser<br />

Seite stehe, dir gegenüber“ 173 , „Madame je vous ai pas interrompue durant… j’ai rigolé,<br />

j’ai sourit puis j’ai dit je vous laisse parler Madame. Laissez-moi“ 174 <strong>oder</strong> „Ich habe euch<br />

vorhin auch zugehört und es ist mir manchmal auch schwer gefallen, nicht rein zu reden.<br />

Ich bitte euch jetzt, auch einmal zuzuhören.“ 175 Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass<br />

bei der dritten Gegenstrategie das Fehlen des kommunikativen Respekts Thema der Diskussion<br />

wird. Die Teilnehmenden können sich nicht frei an der Debatte beteiligen, wenn<br />

sie durch versuchte Unterbrechungen gestört werden.<br />

Klassische Medien: Radio und Fernsehen<br />

Es wurde bereits mehrfach festgestellt, dass die Mediengattung aufgrund der jeweils vorherrschenden<br />

<strong>Dialog</strong>formate Einfluss auf das Gesprächsklima hat und es in den dialogischen<br />

Formaten im Fernsehen häufiger zu versuchten Unterbrechungen kommt als im Radio.<br />

An dieser Stelle interessiert nun, ob in den beiden Gattungen unterschiedliche Gegenstrategien<br />

bevorzugt werden.<br />

169 Hans Fehr in SF DRS1, „Arena“, 13.05.2005, 0:15:22.<br />

170 Christian Grobet in TSR1, „Infrarouge“, 13.09.2005, 0:09:12.<br />

171 Markus Borner in SF DRS1, „Arena“, 02.09.2005, 0:39:28.<br />

172 Eric Stauffer in TSR1, „Infrarouge“, 13.09.2005, 0:23:24.<br />

173 Niklaus Schär in SF DRS1, „Arena“, 13.05.2005, 0:25:21.<br />

174 Christian Grobet in TSR1, „Infrarouge“, 13.09.2005, 0:12:24.<br />

175 Hans-Jürg Fehr in SF DRS1, „Arena“, 09.09.2005, 0:14:50.<br />

178

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