Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Zwischenfazit: Reziprozität <strong>oder</strong> ob die AkteurInnen wirklich miteinander sprechen<br />
schiede feststellen. In den Sendungen der öffentlichen Anbieter läuft der Diskurs etwas<br />
stärker über die M<strong>oder</strong>ation. Dieser Unterschied ist jedoch damit zu erklären, dass der Einfluss<br />
der Interviewsendungen bei der die SRG SSR idée suisse deutlich stärker ist als bei<br />
den Privaten. Wie bereits festgestellt worden ist, ist die M<strong>oder</strong>ation in den Interviews stärker<br />
präsent als in den Debatten. Bezüglich der Reziprozität sind weder hinsichtlich der<br />
oberflächlichen noch der argumentativen Bezugnahme nennenswerte Unterschiede feststellbar.<br />
In den Sendungen der öffentlichen Anbieter wird die argumentative Auseinandersetzung<br />
leicht intensiver geführt als in denjenigen der privaten.<br />
Bei den Online-Foren wird zwischen google.groups und Online-Foren von Medienverlagshäusern<br />
unterschieden. Auf dieser Ebene lassen sich hinsichtlich des Sprecherwechsels<br />
keine nennenswerten Unterschiede feststellen. Bezüglich der Reziprozität gibt es indes<br />
Differenzen: Die Teilnehmenden in den Diskussionsforen von Google beziehen sich insgesamt<br />
deutlich häufiger auf einen vorangegangen Beitrag als dies in den übrigen Foren der<br />
Fall ist. In den Foren der Medienverlagshäuser verzichten die Teilnehmenden gut zehnmal<br />
häufiger auf einen Bezug zu einem anderen Post als dies in den google.groups der Fall ist.<br />
Hier kann das Nutzungsverhalten der Teilnehmenden eine Erklärung für die Differenz liefern.<br />
Der Anteil derer, die nach einmaligem Posten das Forum verlassen, ist in erstgenannten<br />
Foren gut eineinhalb Mal höher als in den google.groups. Die Marktstellung der Forenanbieter<br />
könnte eine mögliche Erklärung dafür liefern, insofern als sie potentiell einen Einfluss<br />
auf die Anzahl One-Poster haben. Auf die Foren, welche sozusagen ‚Anhängsel’ von<br />
Medienanbietern sind, wird in den traditionellen elektronischen Medien bzw. in den Angeboten<br />
wie Online-Zeitungen verwiesen. Die LeserInnen könnten sich versucht fühlen, sporadisch<br />
das Zusatzangebot „Forum“ zu besuchen und sich allenfalls auch einmal zu beteiligen.<br />
Die google.groups dagegen verfügen nicht über eine entsprechende Verlinkung zwischen<br />
Informationsangebot und Forendiskussionen. Der Zugang zum Forum erfolgt über<br />
die jeweilige Usenet Gruppe, die tendenziell einen „Mitgliederstamm“ aufweist. Dies ist<br />
eine mögliche Einflussgrösse, die es bei der Frage, ob und warum sich UserInnen kontinuierlich<br />
beteiligen, zu beachten gilt. 132 Bei der Bezugnahme handelt es sich bei beiden Anbietern<br />
meistens um eine oberflächliche Bezugnahme. Ein argumentativer Bezug wird –<br />
praktisch unabhängig vom Anbieter – lediglich in rund einem Fünftel hergestellt. Der Anteil<br />
an dieser echten Bezugnahme ist in den google.groups lediglich minimal höher. Das<br />
bedeutet, dass der Anteil an Personen, die um eine richtige Diskussion bemüht sind bzw.<br />
der Anteil an argumentativer Auseinandersetzung innerhalb des Diskurses ungefähr gleich<br />
hoch ist. Die Foren differieren lediglich in der oberflächlichen Bezugnahme bzw. im Verzicht<br />
auf eine Bezugnahme. Auf die argumentative Auseinandersetzung der Diskussionsbeteiligten<br />
hat damit der Anbieter keinen Einfluss. In Bezug auf das Netz der Interaktion lässt<br />
sich bei den Foren von Google eine leicht höhere Anzahl Bezugnahmen auf eine Person<br />
erkennen. Dies ist mit der Anzahl Teilnehmenden erklärbar: Je mehr Personen sich an einer<br />
Diskussion beteiligen respektive je mehr Personen lediglich einmal ein Post aufschalten,<br />
desto weniger Bezugnahmen auf die Teilnehmenden werden durchschnittlich hergestellt.<br />
132 Eine weitere solche Einflussgrösse ist in unterschiedlichen technischen Möglichkeiten zu sehen. In manchen<br />
Foren können sich die VerfasserInnen per e-Mail benachrichtigen lassen, wenn ein/e andere/r UserIn<br />
eine Replik zum eigenen Post verfasst hat, in anderen hingegen nicht. Wird davon Gebrauch gemacht, dürften<br />
die Benachrichtigten eine gesteigerte Neugier entwickeln, die Diskussion weiterzuverfolgen und sich<br />
allenfalls erneut aktiv in den Diskurs einzubringen. Bei den untersuchten Foren war es zum Zeitpunkt der<br />
Datenerhebung bei espace.ch, baz.ch und bei den google.groups für Antwortende möglich, die ursprünglichen<br />
VerfasserInnen via e-Mail zu informieren, dass auf ihr Post eine Replik verfasst wurde. Bei espace.ch<br />
konnten sich die VerfasserInnen auch in umgekehrter Richtung dafür entscheiden, sprich sich informieren zu<br />
lassen.<br />
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