Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Thematisierung von Geltungsansprüchen <strong>oder</strong> wie begründet und worüber die AkteurInnen sprechen<br />
7.3.1 Klassifizierung der Geltungsansprüchen: Sachlich, normativ,<br />
subjektiv<br />
In den Sendungen und Online-Foren zu den beiden Abstimmungsvorlagen „Schengen/Dublin“<br />
und „Personenfreizügigkeit“ wird der Diskurs in seiner grundlegenden Struktur<br />
klar von einer sachlichen Argumentationsweise dominiert, wie unten stehender Grafik<br />
entnommen werden kann.<br />
prozentuale Häufigkeit<br />
90.00<br />
80.00<br />
70.00<br />
60.00<br />
50.00<br />
40.00<br />
30.00<br />
20.00<br />
10.00<br />
0.00<br />
n=7168 n=60 n=1392<br />
Sachlich Normativ Subjektiv<br />
Erheben unbegründet<br />
Erheben begründet<br />
Kritisieren unbegründet<br />
Kritisieren begründet<br />
Grafik 41: Klassifizierung der Geltungsansprüche anhand der Ebenen „Sachlich“, „Normativ“ und<br />
„Subjektiv“<br />
Eine klare Mehrheit aller Geltungsansprüche wird auf der sachlichen Ebene geäussert<br />
(83.2%). Demgegenüber steht die subjektive Erfahrungswelt der Teilnehmenden mit<br />
16.2% kaum zur Diskussion bzw. die AkteurInnen verzichten weitgehend auf eine subjektive<br />
Argumentation. Normative Äusserungen werden äusserst selten vorgebracht bzw. stehen<br />
nicht im Zentrum eines Geltungsanspruchs. 152<br />
Ein Grund für die überaus sachlich geführte Diskussion zu den Abstimmungsvorlagen liegt<br />
wahrscheinlich in der thematischen Ausrichtung derselben: Mit „Schengen/Dublin“ und<br />
der Erweiterung des Personenfreizügigkeitsabkommens wurden der Bevölkerung zwei<br />
Gesetzestexte vorgelegt, die sich in das Bilaterale Vertragswerk mit der Europäischen Union<br />
einreihten. Die Vorlagen berührten vornehmlich sicherheits- und wirtschaftspolitische<br />
Fragen. Im Zentrum der ersten Abstimmung stand die Frage, ob die Aufhebung der systematischen<br />
Passkontrolle an der Schweizer Grenze, der Zugriff auf ein internationales<br />
Fahndungssystem sowie auf die Datenbank „Eurodac“ (Registrierung von Asylsuchenden)<br />
dem Land mehr <strong>oder</strong> weniger Sicherheit bringen werde. Die Frage der Visumspolitik wurde<br />
überdies mit Blick auf mögliche Vorteile für die Schweizer Wirtschaft (Tourismus) diskutiert.<br />
Eher am Rande des Abkommens wurden zudem eine Anpassung des Waffengesetzes<br />
an EU-Regelungen und die Intangibilität des Bankgeheimnisses, welche durch das Abkommen<br />
gewährleistet wurde, diskutiert. Es handelte sich somit um eine Abstimmungsvorlage,<br />
die kaum merkliche Auswirkungen auf die „Lebenswelt“ einer Mehrheit der StimmbürgerInnen<br />
erwarten liess. Eine normative Auseinandersetzung hätten am ehesten die<br />
neuen Möglichkeiten im Asylwesen erwarten lassen, da ein Referendumskomitee die humanitäre<br />
Tradition der Schweiz gefährdet sah. Eine verstärkt subjektive Auseinanderset-<br />
152 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Klassifizierung bei der Codierung gewichtet vorgenommen<br />
wurde, d.h. codiert wurde jene Ebene, die im Vordergrund eines Geltungsanspruchs stand.<br />
Total<br />
146