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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Kommunikativer Respekt <strong>oder</strong> wie höflich die AkteurInnen miteinander sprechen<br />

Fall. Erstaunlich ist, dass die M<strong>oder</strong>ation der öffentlichen Sender mehr als zweimal so oft<br />

erfolglos versucht, das Rederecht zu übernehmen als bei den privaten. Die Sprechenden<br />

können sich jedoch nicht frei am Diskurs beteiligen, wenn sie häufig darauf bedacht sein<br />

müssen, das Rederecht zu verteidigen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind die<br />

Sendungen der Privaten kooperativer. Allerdings müssen die Interruptionen, also die geglückten<br />

Gesprächsschrittübernahmen, ebenfalls in Betracht gezogen werden. Dabei<br />

schneiden die Privaten deutlich schlechter ab als die Öffentlichen. Rein rechnerisch überwiegen<br />

die Formen des respektverletzenden Verhaltens in den Sendungen der privaten<br />

Anbieter ganz leicht (Unterschied: 3%). Bedenkt man indes, dass die Debatten – bei denen<br />

das Antasten des Rederechts begründeterweise vermehrt erwartet werden kann – in den<br />

privaten Sendern ein grösseres Gewicht einnehmen, sprechen die Ergebnisse dafür, dass<br />

der Diskurs in bei den öffentlichen Anbieter weniger respektvoll verläuft. Ein weiteres<br />

Indiz hierfür sind die jeweils angewandten Formen der Gegenstrategie (s.u.).<br />

Auf Ebene der Sprachregionen kann festgehalten werden, dass die Diskussionen in der<br />

Romandie aufgeriebener sind als in der Deutschschweiz. Die Resultate bezüglich der realisierten<br />

Unterbrechung deuten ebenfalls daraufhin, wird doch in der französischsprachigen<br />

Schweiz dem Gegenüber öfter ins Wort gefallen und das Rederecht übernommen als in der<br />

Deutschschweiz.<br />

8.1.3 Gegenstrategien zur Behauptung des Rederechts<br />

Häufig wird von den AkteurInnen eine Rückmeldung dazu benutzt, den Gesprächsschritt<br />

selbst zu übernehmen. Im vorangehenden Subkapitel wurde ausgeführt, wie oft versucht<br />

wird, den/die aktuelle/n SprecherIn zu unterbrechen, diese/r das Rederecht aber nicht abgibt<br />

und mit dem Gesprächsschritt weiterfährt. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang<br />

stellt ist, welche Gegenstrategien zur Behauptung des Rederechts angewandt werden.<br />

Dabei interessiert vor allem, inwiefern die Beteiligten durch Metakommunikation explizit<br />

sagen, dass sie sich durch die Unterbrechung gestört fühlen.<br />

Ein/e Sprechende/r, dem/der das Rederecht aberkannt werden soll, kann sich auf verschiedene<br />

Arten zur Wehr setzen: (1) Er/sie spricht lauter, um den Unterbrechungsversuch zu<br />

übertönen <strong>oder</strong> spricht einfach weiter. (2) Er/sie wiederholt den unterbrochenen Redeteil<br />

noch einmal, vielleicht sogar mehrmals und versucht auf diese Weise zu erreichen, dass<br />

der/die UnterbrecherIn wieder schweigt. (3) Durch die dritte Gegenstrategie thematisiert<br />

der/die aktuelle SprecherIn die Unterbrechung als solches und wehrt sich explizit, indem<br />

er/sie auf die Wahrung der geltenden Diskursnormen hinweist.<br />

Klassische Medien: M<strong>oder</strong>ation und Gesprächsteilnehmende<br />

Zunächst interessiert, ob die M<strong>oder</strong>ation die versuchten Unterbrechungen anders abwehrt<br />

als die Teilnehmenden. Folgende Grafik zeigt die verschiedenen Strategien zur Behauptung<br />

des Rederechts in den klassischen Medien.<br />

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