Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Kommunikativer Respekt <strong>oder</strong> wie höflich die AkteurInnen miteinander sprechen<br />
absolute Häufigkeit<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
M o deratio n Teilnehmende<br />
realisierte Redebeiträge "versuchte" Unterbrechungen<br />
Gesprächsaktivitäten in Debatten<br />
absolute Häufigkeit<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
M <strong>oder</strong>ation Teilnehmende<br />
realisierte Redebeiträge "versuchte" Unterbrechungen<br />
Gesprächsaktivitäten in Interviews<br />
Grafik 53: Gesprächsaktivitäten von M<strong>oder</strong>ation und Teilnehmenden nach <strong>Dialog</strong>format<br />
Aus Grafik 53 wird ersichtlich, dass sich die M<strong>oder</strong>ation interessanterweise in beiden <strong>Dialog</strong>formaten<br />
ähnlich verhält: In Debatten versucht die M<strong>oder</strong>ation in 14.1% aller Redebeiträge<br />
den/die GesprächspartnerIn zu unterbrechen, in Interviews in 13.5%. Die untersuchten<br />
Interviewsendungen haben eine durchschnittliche Dauer von 08:47 Minuten, die Debatten<br />
dauern dagegen im Schnitt 37:48 Minuten. Dies könnte eine Erklärung dafür liefern,<br />
warum die M<strong>oder</strong>ation in Interviews mit nur einem/r GesprächspartnerIn ähnlich oft versucht,<br />
das Gegenüber zu unterbrechen wie in Debatten mit mehreren Beteiligten. Bei einer<br />
kurzen Sendezeit muss eher darauf geachtet werden, die Aussagen auf den Punkt zu bringen.<br />
Bei den Teilnehmenden gibt es dagegen erhebliche Unterschiede in den beiden <strong>Dialog</strong>formaten.<br />
In den Debatten erfolgt in 34.8% der Redebeiträge eine versuchte Unterbrechung,<br />
in Interviews ist dies lediglich in 10.1% der Fall. Das ist nachvollziehbar, stehen<br />
sich doch in Debatten mehrere GesprächspartnerInnen gegenüber, die Abfolge der Redebeiträge<br />
ist zum Teil nicht von vornherein klar.<br />
Klassische Medien: Ökonomische Stellung der Anbieter<br />
Insgesamt wird in den dialogischen Formaten der öffentlichen Anbieter häufiger versucht,<br />
das Gegenüber zu unterbrechen als bei den privaten (26.5% bzw. 19.7%). Dies trifft – neben<br />
den Teilnehmenden – in besonderem Mass auch auf die M<strong>oder</strong>ation zu: In den Sendungen<br />
der öffentlichen Anbieter startet die Gesprächsleitung insgesamt in 16.9% aller<br />
Redebeiträge den Versuch, das Wort zu übernehmen, bei den privaten lediglich in 7.7%. In<br />
den Sendungen der öffentlichen Anstalten wird demnach durch die M<strong>oder</strong>ation rund doppelt<br />
so oft der Versuch gestartet, das Wort zu übernehmen. Die Teilnehmenden versuchen<br />
bei den öffentlichen Sendern in 33.7% die GesprächspartnerInnen zu unterbrechen bzw.<br />
stören durch Zwischenrufe, bei den privaten in 27.6% aller Redebeiträge. Das ist doch<br />
ziemlich erstaunlich, wurde doch festgestellt, dass die M<strong>oder</strong>ation wie auch die Teilnehmenden<br />
bei den privaten Sendern dem Gegenüber häufiger ins Wort fallen und das Rederecht<br />
an sich reissen als bei den öffentlichen. Zieht man wiederum die jeweiligen Anteile<br />
an Interviews und Debatten heran, wird deutlich, dass sich das Ergebnis nicht über das<br />
<strong>Dialog</strong>format erklären lässt, denn der Anteil an Redebeiträgen aus Debatten ist bei den<br />
privaten Stationen höher (91.7%) als bei den öffentlichen (80.3%). Das bedeutet, dass es<br />
der M<strong>oder</strong>ation bei den Privaten häufiger gelingt, das Rederecht zu übernehmen, indem sie<br />
andere DiskussionsteilnehmerInnen unterbricht. Auf der anderen Seite kann es auch bedeuten,<br />
dass die M<strong>oder</strong>ation in den Sendungen der Öffentlichen die Teilnehmenden häufiger<br />
aussprechen lässt.<br />
175