Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Methodische Umsetzung der Analyse<br />
3.3 Inhaltsanalyse: Methodischer Ansatz der Untersuchung<br />
Der Umfang des Datensatzes legt es nahe, eine quantitative Methode der Datenerhebung<br />
und -auswertung zu wählen. In der vorliegenden Untersuchung kommt die Inhaltsanalyse<br />
zur Anwendung. Der Vorteil der standardisierten Inhaltsanalyse besteht darin, grosse Datenmengen<br />
verarbeiten zu können und so die Grundstruktur der medienvermittelten politischen<br />
Information zu erfassen (vgl. Früh 2004; Merten 1995). Zudem zeigt gerade die jüngere<br />
Deliberationsforschung, dass inhaltsanalytische Ansätze durchaus geeignet sind, um<br />
deliberative Formate zu untersuchen (vgl. Steenbergen et al. 2003; Dahlberg 2001a; Kies,<br />
Jansen 2004).<br />
Aufgrund der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes erfordert die konkrete methodische<br />
Umsetzung in Ansätzen eine qualitative Herangehensweise: In der vorliegenden<br />
Untersuchung werden u.a. Bedeutungen und Inhalte klassifiziert und nicht lediglich die<br />
formale Zeichengestaltung und/<strong>oder</strong> Themen. Die Klassifizierung der Untersuchungseinheiten<br />
erfordert somit in diesen Fällen eine sprachpragmatische Analyse der Äusserungen<br />
wie sie vornehmlich in methodischen Ansätzen der Sprachwissenschaften (qualitative Diskursanalyse)<br />
zur Anwendung kommt (u.a. Wilson 1990). Um den Einfluss eines individuell<br />
unterschiedlichen Sprachverständnisses zu minimieren, wird die Interpretationsweise<br />
mit Hilfe der Kategoriendefinitionen und der Codieranweisungen verbindlich gemacht und<br />
offen gelegt. 53 Dadurch wird der Interpretationsspielraum eingegrenzt und kontrollierbar<br />
(Früh 1998: 94). Mit der vorliegenden Untersuchung wird die Komplexität der politischen<br />
Kommunikation bei der Betrachtung berücksichtigt, indem sich der Fokus auf die Argumentation<br />
richtet und in einzelnen Bereichen gar auf die illokutive Funktion einzelner Aussagen<br />
eingegangen wird. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Substanz der<br />
Akteursaussagen nicht ausgeblendet wird. Die daran anknüpfende quantitative Analyse<br />
ermöglicht es, die erhobene Datenmenge innerhalb des gegebenen Zeitraums auszuwerten.<br />
Die qualitativen und quantitativen Aspekte sollen jedoch nicht einfach gleichgewichtig<br />
gekoppelt werden, vielmehr geht es aus forschungsökonomischen Gründen darum, sie so<br />
miteinander zu verbinden, dass sie der Komplexität des Gegenstandes angemessen sind,<br />
gleichzeitig jedoch handhabbar bleiben – was insbesondere für den qualitativen Teil gilt.<br />
Auf den verschiedenen Untersuchungsebenen werden die Redebeiträge/Posts bzw. Geltungsansprüche<br />
dann nach der Mediengattung (Radio/Fernsehen/Internet), nach der<br />
Sprachregion (Deutschschweiz/Westschweiz), nach der Marktstellung des Senders (öffentlich/privat)<br />
bzw. des Forums (google.groups/Medienverlagshäuser) und nach <strong>Dialog</strong>format<br />
(Debatte/Interview) ausgewertet. Die Auswertung erfolgt jeweils für die gemäss den erkenntnisleitenden<br />
Hypothesen fokussierten Vergleichsebenen. Sind auf den übrigen Ebenen<br />
Auffälligkeiten feststellbar, werden diese ebenfalls eingehender diskutiert.<br />
3.4 Analysekonzept: Die Kategorien der Deliberation<br />
Bis vor einigen Jahren schien einer empirischen Anwendung des deliberativen Ansatzes<br />
die schiere Komplexität des Modells im Wege zu stehen. Seit Ende der 1990er Jahre haben<br />
sich indes mehrere Arbeiten mit der Diskursqualität vor allem innerhalb des parlamentarischen<br />
Komplexes und in Online-Foren befasst, so dass sich inzwischen ein einheitlicher<br />
Zugang in der Forschung herausgebildet hat (vgl. Steenbergen et al. 2003; Dahlberg 2001a,<br />
b, c; Kies, Jansen 2005). Wenngleich bezüglich der konkreten Operationalisierung nach<br />
wie vor Unterschiede bestehen, so herrscht doch weitgehend Konsens darüber, auf welche<br />
Elemente des Diskurses sich die Analyse zu konzentrieren hat. Das vorliegende Projekt<br />
knüpft hier an die bestehende Forschung an, legt den Fokus im Gegensatz zu einem<br />
53 Vgl. Kapitel 3.1 und 3.2 im Anhang.<br />
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