Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />
von Medienverlagshäusern in diesen Punkten Unterschiede feststellen lassen: In den Westschweizer<br />
Foren tdg.ch und 24.heures.ch fordern sich die Teilnehmenden gegenseitig öfter<br />
dazu auf, den <strong>Dialog</strong> fortzuführen. Dieses Ergebnis kann auf die Struktur zurückgeführt<br />
werden, denn die fehlende direkte Antwortmöglichkeit macht eine explizite Aufforderung<br />
notwendiger als in einer Baumstruktur, die ersichtlich macht, wenn jemand auf ein bestimmtes<br />
Post „geantwortet“ hat. Die strukturellen Vorgaben wirken sich auch auf die<br />
oberflächliche Bezugnahme aus, die in den chronologisch geführten Foren niedriger ist als<br />
in den übrigen Foren. Bei der argumentativen Bezugnahme wurde hingegen erwartet, dass<br />
diese in chronologisch geführten Foren höher ist, da eine Bezugnahme zu anderen Posts<br />
nur verbal hergestellt werden kann. Dem ist jedoch nicht so, zu einem guten Teil beschränken<br />
sich die Teilnehmenden auch in den rein chronologischen Foren der Westschweiz auf<br />
eine thematische Anknüpfung <strong>oder</strong> stellen mittels Floskeln einen vordergründigen Bezug<br />
her bzw. verzichten ganz auf eine Bezugnahme. Die Teilnehmenden in den google.groups<br />
wiederum beziehen sich indes auf der oberflächlichen Ebene rund zehnmal häufiger auf die<br />
Posts von anderen Teilnehmenden als dies für die Foren der Medienverlagshäuser insgesamt<br />
der Fall ist. Als Erklärung für dieses Ergebnis kann das unterschiedliche Nutzungsverhalten<br />
herangezogen werden: Der Anteil derer, die nach einmaligem Posten das Forum<br />
verlassen, ist in den Foren der Medienverlagshäuser gut eineinhalb Mal höher als in den<br />
google.groups. Ausgehend von der Annahme, dass One-Poster nach kurzer Dauer als solche<br />
erkannt werden, und dass die UserInnen einen wechselseitigen Austausch erzielen<br />
möchten, verkommen solche einmaligen Beiträge gewissermassen zur Informationshalde,<br />
auf die in strukturierten Foren nicht mehr geantwortet wird. Um gesicherte Aussagen machen<br />
zu können, bedürfte es allerdings einer vertieften Analyse. Das Netz der Interaktion<br />
lässt bei den Foren von Google eine leicht höhere Anzahl Bezugnahmen auf eine Person<br />
erkennen. Dies ist mit der Anzahl Teilnehmenden erklärbar: Je mehr Personen sich an einer<br />
Diskussion beteiligen respektive je mehr Personen lediglich einmal ein Post aufschalten,<br />
desto weniger Bezugnahmen auf die Teilnehmenden werden durchschnittlich hergestellt.<br />
Inwiefern sich die Teilnehmenden tatsächlich mit den Argumenten Anderer auseinandersetzten<br />
kann auch am Verhältnis zwischen begründeter, d.h. reflektierter und unbegründeter,<br />
d.h. in der Tendenz oftmals beleidigender Kritik abgelesen werden. In den<br />
google.groups liegt das Hauptaugenmerk der Diskussion auf der Kritik an anderen Teilnehmenden,<br />
demgegenüber werden in den übrigen Foren mehr Geltungsansprüche erhoben<br />
als kritisiert. Die Kritik in den Foren von Google bleibt jedoch in der Mehrheit unbegründet<br />
und ist somit für den Meinungsaustausch nicht konstruktiv. Bei den Foren der Medienverlagshäuser<br />
überwiegen die unbegründeten kritisierenden Geltungsansprüche zwar ebenfalls,<br />
jedoch weniger deutlich. Wenngleich die Teilnehmenden der google.groups im direkten<br />
Vergleich mit den übrigen UserInnen mehr begründete Kritik üben, was für eine reflektierte<br />
Auseinandersetzung spricht, ist das Diskursklima für den Meinungsaustausch insgesamt<br />
weniger förderlich, da andere Teilnehmende oftmals ohne dargelegte Gründe kritisieren<br />
und die Nachvollziehbarkeit der Argumentation somit weniger gewährleistet ist. Aus<br />
Sicht der Meinungs- und Willensbildung ist ein solcher Austausch wenig attraktiv.<br />
Das wenig konstruktive Diskursklima zeigt sich auch an dem deutlich höheren Anteil an<br />
Aussagen, die auf die Integrität anderer DiskursteilnehmerInnen abzielen. In den Foren der<br />
google.groups sind diese rund 1.5-mal häufiger anzutreffen als in den übrigen Foren. Diesbezüglich<br />
sind zwei Gründe denkbar: Erstens scheinen die UserInnen in den Foren von<br />
Google eine Art eingeschworene Community zu bilden, in denen der saloppdespektierliche<br />
Umgang für viele an der Tagesordnung steht. Zweitens publizieren die<br />
Medienverlagshäuser so genannte „Spielregeln“ für die Teilnahme in ihren Online-Foren<br />
und stellen sowohl eine redaktionelle Bearbeitung der Posts als z.T. auch Sanktionierungsmassnahmen<br />
(Ausschluss aus dem Forum) in Aussicht. Dies könnte einen selbstdis-<br />
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