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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />

ziplinierenden Effekt haben, wenngleich ein Eingriff durch die Betreiber wie die Untersuchung<br />

gezeigt hat faktisch nicht zu erwarten ist.<br />

Diese verschiedenen Bedingungen zeigen sich auch im unterschiedlichen Mass an Personalisierung.<br />

In den Online-Foren der google.groups wird der Diskurs 1.8-mal häufiger personalisiert<br />

als in den übrigen Foren. So werden öfters Geltungsansprüche auf der subjektiven<br />

Ebene geäussert als in den übrigen Foren, welche jedoch deutlich weniger auf Grundlage<br />

eigener Erfahrung begründet werden. Die subjektive Lebenswelt erfährt demnach in den<br />

Foren der Medienverlagshäuser grössere Berücksichtigung als bei Google. Auf der Ebene<br />

der Kommunikationsinhalte fällt weiter auf, dass ein Grossteil der Diskussion in den<br />

google.groups nichts mit dem Abstimmungsthema zu tun hat. Die übrigen Foren weisen<br />

demgegenüber eine relativ hohe Fokussierung auf das zur Diskussion stehende Thema auf<br />

und nähern sich diesbezüglich in einigen Fällen dem Diskursniveau der klassischen Medien<br />

(tdg.ch und 24heures.ch). Die genannten Spielregeln, die sich mitunter auch auf ein<br />

Gebot der Themenrelevanz beziehen, dürften hierfür ebenso einen Einflussfaktor darstellen<br />

wie ein gewisser Usus was die Gesprächsfunktion einzelner Foren betrifft: In einigen Foren<br />

von Google benutzen die Teilnehmenden das Forum eher im Sinne eines Chats, denn<br />

als Plattform für einen themenbezogenen Meinungsaustausch. Die unterschiedliche Struktur<br />

der Foren dürfte hinsichtlich der Themenfokussierung eine weitere Einflussgrösse darstellen.<br />

Die Möglichkeit, neue Threads zu eröffnen, könnte eher dazu verleiten, vom Thema<br />

abzuschweifen. Tdg.ch und 24.heures.ch, die zum Zeitpunkt der Untersuchung rein<br />

chronologisch geführt wurden, weisen wie erwähnt geringe Anteile an themenfremden<br />

Beiträgen auf. Die bei den google.groups speziellen Möglichkeiten, den Diskurs auf verschiedenen<br />

Plattformen zu implementieren und im Anschluss an eine bestehende Diskussion<br />

weitere Foren zu eröffnen, scheint sich – neben der schlechten Themenfokussierung –<br />

indes positiv auf die themenrelevante Vielfalt auszuwirken. Die Inklusivität verschiedener<br />

Themen ist bei den google.groups grösser als bei den übrigen Foren. Auffallend eingeschränkt<br />

ist sie demgegenüber bei den chronologisch geführten Foren der Westschweiz.<br />

Hier werden kaum andere Themen diskutiert als auf der Basis der Abstimmungsunterlagen<br />

erwartet werden konnte, die thematische Bandbreite ist gar eingeschränkter als in den klassischen<br />

Medien. Denkbar ist hier, dass wegen der Darstellungsform der Foren jeweils nur<br />

die aktuellsten Posts gelesen werden und als direkte Folge davon nur einige wenige Themen<br />

verhältnismässig lange perpetuiert werden. Eine detailliertere Untersuchung zum Verlauf<br />

der Diskussion könnte darüber Auskunft geben.<br />

Die hier vorgestellten – zumeist auf strukturelle Unterschiede zurückgeführten – Ergebnisse<br />

im Vergleich zwischen verschiedenen Online-Foren, gewinnen an Aussagekraft, wenn<br />

sie wiederum an die Ergebnisse für die klassischen Medien zurückgebunden werden: Die<br />

chronologisch geführten Foren können, was die Dimensionen Begründetheit des Diskurses,<br />

thematische Relevanz des Meinungsaustauschs, Wahrung des Respekts und Fokussierung<br />

auf Sachfragen anstelle von Personenfragen angeht, durchaus mit den klassischen Medien<br />

mithalten. Die entsprechenden Werte sind mit Blick auf die Diskursqualität im direkten<br />

intermediären Vergleich in allen Punkten insgesamt leicht schlechter. Der Diskurs in den<br />

chronologischen Foren ist aber bspw. begründeter als im Fernsehen. Abstriche sind allerdings<br />

in Bezug auf die kritisch reflektierte Auseinandersetzung zu verzeichnen. Diesbezüglich<br />

erreichen die klassischen Medien eine deutlich höhere Diskursqualität als die chronologischen<br />

Foren. Die strukturierten Foren nähern sich in diesem Punkt dem Diskurs der<br />

klassischen Medien an, zeichnen sich aber gleichzeitig durch ein höheres Mass an unbegründeter<br />

Kritik aus – beides gilt insbesondere für die Foren von Google. Die strukturierten<br />

Foren erreichen bezüglich der argumentativen Bezugnahme ähnliche Werte wie die<br />

klassischen Medien, die google.groups gar bessere. Bezüglich der Anschlussfähigkeit einzelner<br />

Aussagen sind die Werte ebenfalls ähnlich, es wird in etwas gleich oft eine oberflächliche<br />

Bezugnahme hergestellt, nur die chronologischen Foren fallen im Vergleich zu<br />

Radio und Fernsehen deutlich ab. Die strukturierten Foren von Medienverlagshäusern hal-<br />

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