Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Thematisierung von Geltungsansprüchen <strong>oder</strong> wie begründet und worüber die AkteurInnen sprechen<br />
chen Positionen Kritik übt, zeigen sich folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen<br />
den klassischen Medien und den Online-Foren:<br />
% kritisierende<br />
Geltungsansprüche<br />
60.00<br />
55.00<br />
50.00<br />
45.00<br />
40.00<br />
35.00<br />
30.00<br />
25.00<br />
20.00<br />
15.00<br />
10.00<br />
5.00<br />
0.00<br />
n = 992 (K)<br />
n = 1658 (O)<br />
B efürwo rtende<br />
auf<br />
B efürwo rtende<br />
n = 1029 (K)<br />
n = 1665 (O)<br />
GegnerInnen<br />
auf<br />
GegnerInnen<br />
n = 270 (K)<br />
n = 1725 (O)<br />
Ohne Position<br />
auf Ohne<br />
Position<br />
n = 1336 (K)<br />
n = 1683 (O)<br />
Po sitio nierte<br />
auf<br />
Gegenposition<br />
n = 1412 (K)<br />
n = 0 (O)<br />
Po sitionierte<br />
auf<br />
M <strong>oder</strong>ation<br />
Klassisch (K)<br />
Online (O)<br />
Grafik 31: Kritisierende Geltungsansprüche nach Position der AkteurInnen in den Mediengattungen<br />
Wie oben stehender Grafik 138 entnommen werden kann, kritisierten GegnerInnen und BefürworterInnen<br />
in erster Linie Geltungsansprüche von AkteurInnen mit einer gegenteiligen<br />
Einstellung zur Abstimmungsvorlage – dies sowohl in den klassischen Medien als auch in<br />
den Online-Foren. Es bestätigt sich, dass in beiden Mediengattungen ein Grossteil der Debatte<br />
nach dem Pro-Contra-Schema verläuft. Allerdings richteten die AkteurInnen im Radio<br />
und Fernsehen auch ein beträchtliches Mass an Kritik auf die Äusserungen der M<strong>oder</strong>ation,<br />
was aufgrund ihrer Funktion im Diskurs (s.u.) nicht weiter erstaunt.<br />
Von besonderem Interesse ist jedoch, dass bei den Online-Foren – im Gegensatz zu den<br />
klassischen Medien, in denen nicht positionierte AkteurInnen ohnehin nur mit 4% aller<br />
Redebeiträge am Diskurs beteiligt waren – auch ein kritischer Austausch zwischen Diskursteilnehmenden<br />
erfolgt, deren Abstimmungsabsicht nicht bekannt ist. Gemessen an<br />
allen Geltungsansprüchen, bei denen eine solche Bezugnahme möglich ist, beträgt dieser<br />
Wert immerhin 6%. In diesen Fällen kann ausgeschlossen werden, dass die Position anderer<br />
AkteurInnen Ziel der Kritik ist, vielmehr richtet sich diese auf die Argumentation <strong>oder</strong><br />
gegebenenfalls auf die Person. Bezüglich der Diskursqualität ist von Interesse, ob die Beteiligten<br />
in ihrem Gesprächsverhalten die Aussagen anderer AkteurInnen von deren Position<br />
abstrahieren, indem die Argumentationen unabhängig der Grösse „Einstellung zur Abstimmungsvorlage“<br />
geprüft werden. Am deutlichsten kommt dies zum Ausdruck, wenn<br />
sich Gleichgesinnte gegenseitig kritisieren. In den Online-Foren ist dies etwas öfter der<br />
Fall als in den klassischen Medien, wenngleich die Werte für beide Mediengattungen sehr<br />
gering sind. In den Online-Foren – in denen die Gesprächsbeteiligung der BefürworterInnen<br />
dominiert – kritisieren sich BefürworterInnen gegenseitig in 2.8% (gegenüber 0.9% in<br />
den klassischen Medien). GegnerInnen kritisieren GegnerInnen in 1.5% (gegenüber wiederum<br />
0.9% in den klassischen Medien). Sowohl in den klassischen Medien als auch in<br />
den Online-Foren besteht demnach eine grosse Zurückhaltung was die Kritik an AkteurInnen<br />
aus dem eigenen „Lager“ angeht. In den klassischen Medien ist diese noch etwas ausgeprägter,<br />
was mit der Akteursstruktur zusammenhängen dürfte, in der das Zentrum ein<br />
starkes Gewicht einnimmt. AkteurInnen auf der Zentrumsseite unterliegen eher Restriktionen,<br />
die durch Rollendefinitionen, Ideologien von Parteien und Interessensgruppen bzw.<br />
138 Der Anteil der kritisierenden Geltungsansprüche bezieht sich jeweils auf die Gesamtzahl aller Geltungsansprüche,<br />
bei denen eine Bezugnahme zwischen den jeweiligen Positionen überhaupt möglich war.<br />
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