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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Methodische Umsetzung der Analyse<br />

seiner aktuellen Form möglich. Allerdings wurden alle Foren zu den gewählten Abstimmungsthemen<br />

von den Medienverlagshäusern selber initiiert. 50 Bei den google.groups erfolgt<br />

das Eröffnen von Diskussionsforen ausschliesslich über die Diskussionsteilnehmenden<br />

selber. 51 Weiter ist die Obhut zur Wahrung eines gewissen Diskussionsniveaus bei den<br />

Medienverlagshäusern und den google.groups unterschiedlich definiert: Foren, die innerhalb<br />

eines Cross-Media-Verbundes unterhalten werden, publizieren grundlegende Diskursregeln,<br />

an die sich die Teilnehmenden halten sollten. Zuwiderhandeln wird mit dem Löschen<br />

<strong>oder</strong> Editieren des entsprechenden Beitrags allenfalls auch mit dem Ausschluss des/r<br />

VerfasserIn aus dem Forum sanktioniert. Die Foren der Medienverlagshäuser stellen in<br />

Aussicht, die aufgeschalteten Posts auf Regelverletzungen hin zu prüfen – sei es vorbehaltlich<br />

(espace.ch, 24heures.ch) <strong>oder</strong> systematisch (baz.ch, tdg.ch). Bei den google.groups<br />

obliegt die „Sanktionierung“ den Teilnehmenden, die andere Posts mit einer Bewertung<br />

versehen können. Die Medienverlagshäuser nehmen zwar keine m<strong>oder</strong>ierende Rolle ein,<br />

vermitteln aber den Eindruck, auf das Diskussionsniveau über genannte Massnahmen Einfluss<br />

zu üben. Zwischen den verschiedenen Anbietern bestehen somit strukturelle Unterschiede,<br />

die – wie zu zeigen sein wird – einen Einfluss auf die Diskursqualität nehmen<br />

können.<br />

Hypothese 7:<br />

Die Inklusivität des Diskurses bezogen auf die vorkommenden Argumente ist bei den<br />

Foren von Google höher als bei den Foren von Medienverlagshäusern.<br />

Hypothese 8:<br />

Der Diskurs in den Online-Foren der Medienverlagshäuser ist respektvoller als in den<br />

google.groups.<br />

3.2.3 Sendungen: <strong>Dialog</strong>format<br />

Auf der Ebene der einzelnen Sendungen geht es um den unmittelbaren Einfluss des jeweiligen<br />

Formats auf die diskursive Qualität. Ein umfassender Vergleich auf der Sendungsebene<br />

ist in der vorliegenden Untersuchung aufgrund der Vielfältigkeit des Datenmaterials<br />

(19 verschiedene Sendungen) nicht zu leisten. Die Analyse richtet sich jedoch punktuell<br />

auf die Ebene einzelner Sendungen, wobei ein besonderer Fokus auf dem Vergleich zwischen<br />

verschiedenen Arten der dialogischen Formate liegt: 52 Sendungen von Radio und<br />

50 Dies zeigt sich bspw. daran, dass Foren von Medienverlagshäusern oftmals ein bestimmtes Thema <strong>oder</strong><br />

eine bestimmte Sichtweise zur Diskussion stellen und den Diskurs damit bereits zu einem gewissen Grad<br />

vorstrukturieren. Für das baz-Forum über die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit umreisst der Anbieter<br />

das Thema wie folgt: „Nützt die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit der Schweizer Wirtschaft und sichert<br />

Arbeitsplätze? Oder befürchten Sie Sozial- und Lohndumping? Wäre die Ausdehnung gut für die Nordwestschweiz?<br />

Schreiben Sie Ihre Meinung ins Forum.“ Damit – obwohl in diesem Beispiel sehr allgemein gehalten<br />

– gibt der Anbieter eine Richtung für die Diskussion vor: Nutzen des Abkommens und Ängste der Menschen.<br />

51 Bei den Medienverlagshäusern besteht teilweise ebenfalls die Möglichkeit, als NutzerIn ein neues Forum<br />

aufzuschalten. Bezogen auf den Untersuchungsgegenstand wurde diese Möglichkeit allerdings nicht genutzt,<br />

möglicherweise, weil die Betreiber bereits aktiv geworden waren.<br />

52 Das Untersuchungsdesign sah zunächst vor, zwischen eher konfrontativen und eher konsensuellen Formaten<br />

bzw. Online-Foren zu unterscheiden. Die „Konsens-Orientierung“ wurde als Arbeitsbegriff in Abgrenzung<br />

zu den konfrontativen Formaten verwendet und sollte nicht in dem Sinne verstanden werden, dass es<br />

Aufgabe der Medien ist, innerhalb konkreter Sendungen auf einen Konsens zwischen den Teilnehmenden<br />

hinzuarbeiten. Dasselbe galt für die konfrontativen Formate – auch hierbei handelte es sich um eine arbeitsbegriffliche<br />

Bestimmung. Wie noch zu zeigen ist, gestaltete es sich als schwierig, eine solide Datenbasis zu<br />

generieren. So wurde u.a. eine grosse Zahl an Sendungen und Sendern auf Daten geprüft, die im ursprünglichen<br />

Sample nicht vorgesehen waren. Dadurch wurde eine Vielzahl von Sendungen in die Untersuchung<br />

einbezogen, deren Diskussionsstil nicht ohne weitergehende Analyse bestimmt werden kann (vgl. Kapitel<br />

3.1). Eine Klassifizierung der Sendungen bzw. Foren nach dem Schema „konfrontativ – konsensuell“ hätte<br />

anhand einer qualitativen Bestimmung der verschiedenen Formate erfolgen müssen, bei den klassischen<br />

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