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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />

nen und VertreterInnen des Zentrums bestritten. VertreterInnen der Regierung nehmen als<br />

GesprächspartnerInnen in den Sendungen beider Anbieter teil, bei den öffentlichen etwas<br />

häufiger. Was die jeweiligen Anteile an getätigten Redebeiträgen sowie die zur Verfügung<br />

stehende Redezeit angeht, verschiebt sich die Dominanz – stärker noch als bei der personellen<br />

Zusammensetzung – bei beiden Anbietern in Richtung Zentrum. Allerdings gilt<br />

auch diesbezüglich, dass der Diskurs bei den öffentlichen Anbietern, wenn auch nicht egalitär,<br />

so zumindest ausgeglichener ist. 190<br />

Bezüglich der M<strong>oder</strong>ation – in ihrer Funktion als Gesprächsleiterin – kann konstatiert werden,<br />

dass diese Aufgabe bei den öffentlichen Anbietern intensiver wahrgenommen wird,<br />

was mit dem leicht grösseren Einfluss des <strong>Dialog</strong>formats „Interview“ erklärt werden kann.<br />

Ansonsten sind mit Blick auf die Frage, wie der Sprecherwechsel erfolgt, keine Auffälligkeiten<br />

feststellbar. Gleiches gilt mit Blick auf die Reziprozität. Teilnehmende und M<strong>oder</strong>atorInnen<br />

beziehen sich weder oberflächlich noch argumentativ bei dem einen <strong>oder</strong> anderen<br />

Anbieter nennenswert stärker auf andere Gesprächsteilnehmende. Hierbei stellt sich wiederum<br />

die Frage, inwiefern der Diskurs eine reflektierte Auseinandersetzung darstellt. Die<br />

Diskussionen bei den öffentlichen Anbietern sind insgesamt leicht stärker auf Kritik ausgerichtet<br />

als dies bei den privaten der Fall ist, die geäusserte Kritik wird auch etwas öfter<br />

begründet. Demgegenüber werden Aussagen, die nicht auf Kritik ausgerichtet sind, bei den<br />

Privaten etwas häufiger begründet. In der Tendenz erhalten die Teilnehmenden bei Letzteren<br />

geringfügig mehr Gelegenheit, ihre Positionen und Ansichten in den Raum zu stellen,<br />

ohne dass diese in der Folge hinterfragt werden. Bezüglich des Diskursklimas lassen sich<br />

zwar unterschiedliche Ausprägungen feststellen, für eine eindeutige Bewertung der Diskursqualität<br />

sind diese jedoch nicht prägnant genug: Die Sendungen beider Anbieter zeichnen<br />

sich nicht gerade dadurch aus, dass höflich gewartet würde, bis ein/e SprecherIn seine/ihre<br />

Ausführungen zu Ende gebracht hat. Während die AkteurInnen bei den privaten<br />

Sendern das Rederecht etwas öfters ungefragt bzw. ohne dass die Gesprächsituation dies<br />

nahe legen würde, durch Unterbrechung für sich beanspruchen, wird dieser Versuch in den<br />

Sendungen der öffentlichen Anbieter in etwa ähnlichem Masse erfolglos unternommen und<br />

umgekehrt. Allerdings verweist die Art, wie auf solche Störungen reagiert wird, darauf,<br />

dass der Diskurs bei den öffentlichen Anbietern etwas weniger respektvoll geführt wird. So<br />

thematisieren die Teilnehmenden die versuchten Unterbrechungen hier doppelt so oft als<br />

dies bei den privaten der Fall ist. 191<br />

Beide Anbieter sind zudem ähnlich auf das jeweils zur Diskussion stehende Thema fokussiert.<br />

Die eingebrachten Geltungsansprüche bewegen sich dabei in den Sendungen der öffentlichen<br />

Anbieter etwas öfter auf der subjektiven Ebene. Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

dabei jedoch weniger die Lebenswelt der AkteurInnen verstärkt Berücksichtigung findet,<br />

als dass der Diskurs öfter von der sachlichen auf die personalisierte Auseinandersetzung<br />

wechselt. Bezogen auf die vorkommenden Argumente sind sich die beiden Anbieter somit<br />

ähnlich. Dieses Bild zeigt sich auch, wenn man eine Ausdifferenzierung nach den diskutierten<br />

Themen vornimmt. Insgesamt werden bei den privaten Anbietern zwar geringfügig<br />

mehr Themen zur Diskussion gestellt, die nicht dem Themenkatalog der Abstimmungsun-<br />

190 Auf dieser Vergleichsebene wurde ebenfalls untersucht, ob sich in Bezug auf die Inklusivität der Positionen,<br />

d.h. von BefürworterInnen und GegnerInnen der Vorlage, Unterschiede feststellen lassen. Betrachtet<br />

man alle Sendungen der jeweiligen Anbieter, so erreichen die öffentlichen eine grössere Ausgewogenheit als<br />

die privaten, sowohl personell als auch was die jeweiligen Redeanteile angeht. Eine detaillierte Analyse auf<br />

der Ebene einzelner Sendungen liesse diesbezüglich weiter Erkenntnisse erwarten.<br />

191 Die Metakommunikation kann als stärkste Form gelten, wenn es darum geht, am eigenen Rederecht festzuhalten<br />

und kommt eher dann zum Zug, wenn das Diskursklima als stark störend empfunden wird. Gleichzeitig<br />

wird damit auch ein aktiver Versuch gestartet, dieses zu verbessern. Beleidigende Äusserungen, die auf<br />

die Integrität der am Diskurs beteiligten Personen abzielen, finden sich anteilmässig bei den öffentlichen<br />

Sendern minimal häufiger, was v.a. auf einzelne Sendegefässe wie die TV-Talkshows „Arena“ und „Infrarouge“<br />

zurückgeführt werden kann.<br />

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