Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />
9 Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />
Im vorliegenden Forschungsprojekt wurden dialogische Formate von Radio, Fernsehen<br />
und dem Internet auf ihre diskursive Qualität hin untersucht. Eigentlicher Untersuchungsgegenstand<br />
bildete der Diskurs über die nationalen Abstimmungen zu den Bilateralen Verträgen<br />
I und II, wie er jeweils innerhalb von sechs Wochen vor dem Abstimmungstermin<br />
im Rahmen von Debatten, Interviews und Online-Foren in der medialen Arena geführt<br />
wurde. Die Untersuchung bedient sich auf theoretischer Ebene eines deliberativen Ansatzes<br />
und lässt sich im Rahmen der Deliberationsforschung als Teilbereich der politischen<br />
Kommunikation verorten. Aus methodischer Sicht bedient sich die Untersuchung der Inhaltsanalyse,<br />
um die erkenntnisleitenden Fragen und Hypothesen genauer zu untersuchen.<br />
Im Zentrum des Interesses stand das Spannungsfeld zwischen öffentlicher Deliberation und<br />
privater Meinungs- und Willensbildung und damit die Frage, welches Potential der diskursiven<br />
Auseinandersetzung in den untersuchten dialogischen Formaten in Bezug auf die<br />
politische Meinungsbildung der RezipientInnen beigemessen werden kann. Die Diskursqualität<br />
wird hierbei als entscheidendes Kriterium gewertet und in der vorliegenden Untersuchung<br />
anhand folgender Kategorien analysiert:<br />
Zunächst wurde untersucht wie inklusiv der Diskurs bezogen auf die vorkommenden AkteurInnen<br />
ist. D.h. ob der Zugang zum Diskurs für verschiedene Akteursgruppen entlang<br />
der Achse „Zentrum – Peripherie“ egalitär ist bzw. ob der Diskurs von einzelnen Personen<br />
und/<strong>oder</strong> Akteursgruppen dominiert wird.<br />
Damit einhergehend stellte sich die Frage, welche Rollen die vorkommenden AkteurInnen<br />
im Diskurs einnehmen, ob sie vermehrt als SprecherIn <strong>oder</strong> als HörerIn auftreten und zu<br />
welchem Masse sie zwischen diesen Rollen wechseln und damit den <strong>Dialog</strong> überhaupt erst<br />
herstellen. Von besonderem Interesse war hierbei auch die Frage nach der Medienleistung<br />
der M<strong>oder</strong>atorInnen bzw. nach der diskursregulierenden Fähigkeit der InternetnutzerInnen.<br />
Die Frage, wer im <strong>Dialog</strong> als SprecherIn auftritt, liess erste Rückschlüsse bezüglich der<br />
Frage zu, welche Argumente im Diskurs verstärkt debattiert werden. Die Inklusivität der<br />
Argumente wurde daran bemessen, wie stark sich die einzelnen Akteursgruppen an der<br />
Diskussion beteiligen und ob befürwortende und ablehnende Positionen gleichermassen im<br />
Diskurs berücksichtigt werden. Bezüglich der Kommunikationsinhalte wurde untersucht,<br />
auf welchen Ebenen die thematisierten Geltungsansprüche anzusiedeln sind, ob also vermehrt<br />
sachliche, normative <strong>oder</strong> subjektive Aussagen getätigt werden. In diesem Zusammenhang<br />
interessierte sowohl, ob die sachliche Auseinandersetzung einer Personalisierung<br />
der Debatte weichen muss, als auch inwiefern die lebensweltliche Perspektive Eingang in<br />
den Diskurs findet. Eine weitere Differenzierung der Inklusivität bezogen auf die vorkommenden<br />
Argumente wurde anhand einer vertieften Analyse der thematischen Auseinandersetzung<br />
vorgenommen.<br />
Von Bedeutung war weiter die Frage, inwiefern sich die AkteurInnen aufeinander beziehen,<br />
ob also tatsächlich ein Meinungsaustausch stattfindet <strong>oder</strong> vielmehr nur Meinungen<br />
postuliert werden.<br />
Eine weitere zentrale Dimension berührte die Frage, inwiefern die AkteurInnen ihre Geltungsansprüche<br />
begründen und somit gewährleisten, dass das Geäusserte rational nachvollziehbar<br />
wird. Der Begründung von Kritik kommt mit Blick auf die Diskursqualität im Besonderen<br />
zweierlei Bedeutung zu: Erstens werden Geltungsansprüche über die begründete<br />
Kritik auf deren Plausibilität hin geprüft. Zweitens lässt das begründete Kritisieren auf eine<br />
reflektierte Auseinandersetzung mit den Aussagen der Anderen schliessen. Das Verhältnis<br />
zur geäusserten unbegründeten Kritik gibt demgegenüber Auskunft über das allgemeinere<br />
Diskussionsklima.<br />
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