Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />
überproportional viele Posts aufschalten bzw. Redebeiträge leisten, während sich ein<br />
Grossteil der übrigen Diskursteilnehmenden in geringem Masse zu Wort meldet.<br />
Nachstehender Tabelle kann entnommen werden, wie hoch die Zahl der TeilnehmerInnen<br />
ist, die nur sehr wenige, mittelmässig <strong>oder</strong> sehr viele Posts bzw. Redebeiträge in die Diskussion<br />
einbringen.<br />
Anzahl Posts /<br />
Redebeiträge pro<br />
Person<br />
Anzahl Teilnehmende<br />
absolut<br />
(Online)<br />
Anzahl Teilnehmende<br />
prozentual<br />
(Online)<br />
Anzahl Teilnehmende<br />
absolut<br />
(Klassisch)<br />
1 361 54.5% 57 17.1%<br />
2 86 13.0% 36 10.8%<br />
3-4 88 13.3% 41 12.3%<br />
5-9 81 12.2% 75 22.5%<br />
10-29 37 5.6% 98 29.3%<br />
30-49 7 1.1% 16 4.8%<br />
50-70 1 0.2% 7 2.1%<br />
> 70 1 0.2% 4 1.2%<br />
Total 662 100.1% 334 100.1%<br />
Tabelle 9: Anzahl Posts/Redebeiträge pro DiskursteilnehmerIn nach Mediengattungen<br />
Anzahl Teilnehmende<br />
prozentual<br />
(Klassisch)<br />
Wie aus Tabelle 9 deutlich hervorgeht, beteiligen sich in den Online-Foren mehr als die<br />
Hälfte aller UserInnen mit nur einem einzigen Post an der Diskussion (54.5%). Möglicherweise<br />
verfolgen sie das Forum über eine längere Zeit, begnügen sich jedoch damit, nur<br />
einmal aktiv in die Diskussion einzugreifen, um ihre Meinung abzugeben <strong>oder</strong> eine Frage<br />
in den Raum zu stellen. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Untersuchungen (Plake et<br />
al. 2001: 104f; Wenzler 2003: 58f.), in denen ein ähnliches Nutzungsverhalten konstatiert<br />
wurde, wobei dort die Zahl der singulären TeilnehmerInnen <strong>oder</strong> One-Poster mit gegen<br />
70% deutlich höher war. In den klassischen Medien ist der Wert der einmaligen Diskursteilnahme<br />
mit 17.1% wesentlich tiefer.<br />
Ein wechselseitiger Austausch kann erst ab einem Minimum von zwei Posts erfolgen.<br />
Zwar kann sich ein/e einmalige/r NutzerIn auf einen vorangegangenen Post beziehen und<br />
Replik darauf nehmen, ein <strong>Dialog</strong> erfolgt jedoch erst, wenn diese Replik wiederum kommentiert<br />
wird. In den Online-Foren wechseln 13.0% der Teilnehmenden potentiell zweimal<br />
zwischen den Rollen als HörerIn und SprecherIn. 100 In den klassischen Medien ist dieser<br />
Wert mit 10.8% etwas tiefer. Die Mehrheit der Teilnehmenden in den klassischen Medien<br />
wechselt mehrfach zwischen diesen Rollen und führt somit tatsächlich einen <strong>Dialog</strong><br />
(72.2%). In den Online-Foren sind es demgegenüber nur 32.6% der NutzerInnen. 101 Hierin<br />
besteht ein wesentlicher qualitativer Unterschied zwischen den klassischen Medien und<br />
den Online-Foren.<br />
In den Online-Foren beteiligt sich ein/e UserIn im Durchschnitt mit 3.6 Posts an der Diskussion.<br />
Gemessen an dieser Zahl können diejenigen TeilnehmerInnen, die zehn und mehr<br />
Beiträge verfassen bereits als dominant gelten, da sie sich mehr als doppelt so stark in die<br />
Diskussion einbringen als der Durchschnitt der Teilnehmenden. Dies ist bei 7.1% aller<br />
TeilnehmerInnen der Fall. Zu berücksichtigen ist, dass auch extreme Werte feststellbar<br />
sind: In einem Forum (espace.ch) verfasste ein Teilnehmer 131 Posts, was knapp 28% aller<br />
in diesem Forum verfassten Beiträge entspricht. 76.2% aller TeilnehmerInnen in diesem<br />
Forum verfassten demgegenüber nur einen einzigen Beitrag. In den klassischen Medien<br />
100 Zumindest potentiell, weil in dieser Aufstellung nicht berücksichtigt werden kann, ob sich die Teilneh-<br />
menden tatsächlich auf andere Beziehen.<br />
101 Vgl. dazu auch Kapitel 6.<br />
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