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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Kommunikativer Respekt <strong>oder</strong> wie höflich die AkteurInnen miteinander sprechen<br />

Auf der Ebene der ökonomischen Stellung der Sender kann festgestellt werden, dass in den<br />

dialogischen Formaten der öffentlichen Anbieter – entgegen der Annahme – häufiger eine<br />

Personalisierung des Diskurses stattfindet als bei den privaten. Als Erklärungsansatz für<br />

die bezeichneten Unterschiede zwischen den öffentlichen und den privaten Anbietern,<br />

kann das <strong>Dialog</strong>format (s.u.) indes nicht herangezogen werden: Der Anteil an Geltungsansprüchen<br />

aus Debatten ist bei den privaten Anbietern höher als bei den öffentlichen. Das<br />

Resultat ist vor allem auf die grossen Diskussionssendungen des Fernsehens und einzelne<br />

Sendungen mit Extremwerten zurückzuführen. Es ist demnach die einzelne Sendung, die<br />

für den Anteil an Personalisierung bestimmend ist. Diesbezüglich liesse eine detaillierte<br />

Analyse Ergebnisse hinsichtlich der Frage erwarten, ob genannte Ergebnisse auf das Konzept<br />

der jeweiligen Sendungen <strong>oder</strong> auf einzelne AkteurInnen zurückzuführen ist. Demgegenüber<br />

ist der Anteil an despektierlichen Äusserungen bei beiden Anbietern ungefähr<br />

gleich hoch, in den öffentlich etwas höher, und liegt zwischen 5 und 6 Prozent.<br />

Der Vergleich der Gattungen hat gezeigt, dass im Fernsehen der Diskurs 1.5-mal häufiger<br />

personalisiert wird und der Anteil an despektierlichen Äusserungen sogar knapp 2-mal<br />

grösser ist als im Radio. Ein Erklärungsansatz bietet wiederum das <strong>Dialog</strong>format.<br />

Der Personalisierungsanteil ist in Debatten, die im Fernsehen stärker vertreten sind als im<br />

Radio, höher als in Interviews. Das war zu erwarten, stehen sich doch in Interviews lediglich<br />

zwei Personen gegenüber, wovon eine die M<strong>oder</strong>ation darstellt. M<strong>oder</strong>atorInnen tragen<br />

potentiell zwar opponierende Ansichten in den Diskurs hinein – allen Beteiligten ist<br />

dabei jedoch klar, dass dies funktionale Gründe hat und die M<strong>oder</strong>ation nicht ihre persönliche<br />

Meinung vertritt. Entsprechend wird der Diskurs in Bezug auf diese spezifische Akteursgruppe<br />

weniger personalisiert. Noch deutlicher sind die Unterschiede bezüglich des<br />

Fehlens an kommunikativem Respekt: In den Debatten setzen sich die Beteiligten viermal<br />

häufiger herab als in Interviews. Erneut zeigt sich, dass das Interview die kooperativere<br />

Gesprächsform ist.<br />

Auf Ebene der Sprachregionen konnte festgestellt werden, dass in der Deutschschweiz der<br />

Diskurs eher personalisiert geführt wird als in der Romandie. Zudem findet etwas häufiger<br />

ein Rückgriff auf despektierliche Äusserungen statt. Einfluss auf die Unterschiede zwischen<br />

den Sprachregionen hat bis zu einem gewissen Mass das <strong>Dialog</strong>format, wobei die<br />

Gewichtung von Debatten in den beiden Sprachregionen deutlichere Unterschiede hätten<br />

erwarten lassen.<br />

Online-Foren: Anbieter<br />

Wie bereits festgestellt wurde, kommt es im Internet rund dreimal häufiger zu Personalisierungen<br />

und Äusserungen, die auf einen Mangel an kommunikativem Respekt hindeuten als<br />

in den traditionellen elektronischen Medien. Im Folgenden sollen nun die Online-Foren<br />

genauer betrachtet werden. An dieser Stelle gilt es die Annahme zu überprüfen, die besagt,<br />

dass der Diskurs in den Online-Foren der Medienverlagshäuser respektvoller als in den<br />

google.groups ist.<br />

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