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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Fazit: <strong>Stimmengewirr</strong> <strong>oder</strong> <strong>Dialog</strong>?<br />

falls auf den höheren Anteil an AkteurInnen der Peripherie zurückzuführen sind, gilt diese<br />

Einschätzung für die Online-Foren nicht. Das Ergebnis verweist somit auf die sprachregionale<br />

Besonderheit, dass die Inklusivität der Argumente – bezogen auf lebensweltliche Aspekte<br />

– in der Romandie höher ist. Bezüglich der diskutierten Themenvielfalt liessen sich<br />

keine auffallenden, genuin regionalspezifischen Besonderheiten feststellen.<br />

9.5 Medienleistung: M<strong>oder</strong>ation<br />

Bezüglich der Rolle der M<strong>oder</strong>ation kann für die klassischen Medien Folgendes festgehalten<br />

werden. Im Gegensatz zu den Online-Foren, in denen die Anbieter keine m<strong>oder</strong>ierende<br />

Rolle einnehmen, stellen die JournalistInnen in den klassischen Medien eine verhältnismässig<br />

starke Akteursgruppe dar. Gut ein Fünftel aller am Diskurs beteiligten Personen<br />

sind MedienvertreterInnen. Davon fungiert die Mehrheit in der Rolle der M<strong>oder</strong>ation, der<br />

Anteil an JournalistInnen, die tatsächlich als VertreterInnen der Medien am Diskurs teilhaben,<br />

ist hingegen klein. Potentiell übernehmen die M<strong>oder</strong>atorInnen eine Doppelrolle als<br />

DiskursübermittlerInnen und -teilnehmerInnen. Sämtliche Ergebnisse der vorliegenden<br />

Untersuchung weisen jedoch darauf hin, dass sich die Medien in den dialogischen Formaten<br />

darauf beschränken, den Diskurs dahingehend zu beeinflussen, dass verschiedene Meinungen<br />

präsentiert werden können. Wie die M<strong>oder</strong>ation diese Aufgabe ausgestaltet und<br />

inwiefern sie sich eben nicht als Diskursteilnehmerin einschaltet, soll im Folgenden näher<br />

erläutert werden.<br />

Die M<strong>oder</strong>atorInnen sind wie erwähnt personell relativ stark vertreten. Sie bestreiten einen<br />

grossen Teil der Diskussion, indem sie sich mit vielen Redebeiträgen in den Diskurs einbringen,<br />

wobei sie dafür jedoch proportional zu anderen AkteurInnen relativ wenig Redezeit<br />

beanspruchen. Längere Gesprächsbeiträge dienen oftmals dazu, die zu diskutierenden<br />

Themen zu sondieren, wobei bspw. die Argumentationslinien der am Diskurs beteiligten<br />

Personen einleitend dargelegt <strong>oder</strong> im Verlauf der Diskussion ergänzend die Meinung abwesender<br />

AkteurInnen eingebracht wird. Ansonsten sind ihre Redebeiträge von kurzer<br />

Dauer; es werden Fragen gestellt, Denkimpulse gegeben und sehr oft auch nur das Wort an<br />

andere Teilnehmende weitergereicht. Die M<strong>oder</strong>ation ist somit zentrale Schaltstelle der<br />

Diskussion und übt dahingehend Einfluss auf den Diskurs, als sie die Funktion der Gesprächsleitung<br />

wahrnimmt, indem sie das Rederecht verteilt, Themen setzt <strong>oder</strong> allenfalls<br />

das Gesagte zusammenfasst. Damit ist die M<strong>oder</strong>ation Organisatorin der Sendung, sie legt<br />

den Ablauf fest und strukturiert sie in einzelne Abschnitte. In dieser Funktion werden die<br />

M<strong>oder</strong>atorInnen auch von den Teilnehmenden wahrgenommen – so wird die M<strong>oder</strong>ation<br />

kaum je von anderen AkteurInnen aktiv in den inhaltlichen <strong>Dialog</strong> eingebunden. Die Rolle<br />

der Gesprächsleitung ist des Weiteren mit einer Art Übernahme-Privileg beim Sprecherwechsel<br />

verknüpft: Die M<strong>oder</strong>ation ergreift das Wort jeweils eigeninitiativ und ist potentiell<br />

immer der/die nächste SprecherIn, v.a., um das Rederecht neu zu vergeben. Diese Rolle<br />

ist in Interviews noch ausgeprägter als in Debatten, in denen die Teilnehmenden punktuell<br />

während kurzer Sequenzen ohne M<strong>oder</strong>atorIn miteinander diskutieren.<br />

Das von den Teilnehmenden geteilte Rollenverständnis der M<strong>oder</strong>ation äussert sich denn<br />

auch hinsichtlich weiterer untersuchter Kriterien. Mit Blick auf das Netz der Interaktion<br />

kann festgestellt werden, dass der Diskurs überwiegend über die M<strong>oder</strong>ation und nicht<br />

zwischen den Teilnehmenden läuft. In den Redebeiträgen der Diskutierenden wird dreimal<br />

häufiger auf den/die M<strong>oder</strong>atorIn als auf die Teilnehmenden Bezug genommen. Im Vergleich<br />

mit den übrigen AkteurInnen verzichtet die M<strong>oder</strong>ation überproportional oft auf<br />

eine Bezugnahme, dies ist insbesondere der Fall, wenn die Gesprächsleitung ein neues<br />

Thema setzt, also die Diskussion in eine andere Richtung steuert <strong>oder</strong> wenn sie das Rederecht<br />

verteilt. In der Qualität der Bezugnahme gibt es ebenfalls Unterschiede zu den übrigen<br />

Gesprächsbeteiligten: Die M<strong>oder</strong>ation geht erstaunlicherweise häufiger auf die Argu-<br />

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