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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />

Organisationen hatten jedoch für die Abstimmung die Ja-Parole gefasst, was sich auf die<br />

Ausgewogenheit der berücksichtigten Positionen auswirkt. Auf Ebene der Gesprächsanteile<br />

wirkt sich zusätzlich das privilegierte Rederecht der BundesrätInnen aus, die ebenfalls<br />

die befürwortende Position vertraten. Die öffentlichen Anbieter stellen bezüglich der Teilnehmerstruktur<br />

nach Einstellung zur Abstimmungsvorlage eine grössere Ausgewogenheit<br />

her als die privaten Anbieter, wenngleich auch hier die BefürworterInnen überwiegen. Zudem<br />

erreichen sie trotz des personellen Ungleichgewichts auf der Ebene der Redebeiträge<br />

ein Gleichgewicht zwischen den BefürworterInnen und den GegnerInnen, wenngleich die<br />

Redezeit nicht für beide Positionen ausgeglichen ist. Den privaten Anbietern gelingt dies<br />

nicht gleichermassen. Im Vergleich zwischen den Mediengattung Radio und Fernsehen ist<br />

die Verteilung im Radio insgesamt etwas ausgeglichener. Um abschliessende Aussagen<br />

über die Medienleistung machen zu können, müssten jedoch einzelne Sendungen und/<strong>oder</strong><br />

Sender analysiert werden.<br />

Online-Foren<br />

Wie der Aufstellung in Grafik 19 entnommen werden kann, sind die Pro- und Contra-<br />

Positionen in den Online-Foren im Gegensatz zu den klassischen Medien nicht dominierend.<br />

Mit 41.1% machen die AkteurInnen, deren Abstimmungsentscheidung nicht ersichtlich<br />

ist, den grössten Teil aus, gefolgt von den BefürworterInnen mit 31.1% und den GegnerInnen<br />

mit 26.9%. Die opponierenden Positionen sind somit ziemlich ausgeglichen vertreten,<br />

zumal Online-Foren nicht m<strong>oder</strong>iert werden und die Beteilung somit einzig über die<br />

Teilnehmenden selber bestimmt wird. Aufgrund dieses Ergebnisses können verschiedene<br />

Annahmen getroffen werden. Ein möglicher Grund besteht darin, dass die NutzerInnen von<br />

Online-Foren nicht in erster Linie darauf bedacht sind, persönliche Abstimmungsabsichten<br />

zu diskutieren <strong>oder</strong> Abstimmungsempfehlungen abzugeben, sondern sich primär über einen<br />

bestimmten Sachverhalt austauschen. Diese Hypothese kann empirisch gestützt werden.<br />

Anzahl Posts mit Abstimmungsempfehlung<br />

Absolut Prozentual<br />

keine Empfehlung 2104 88.6%<br />

stimm' ja 173 7.3%<br />

stimm' nein 98 4.1%<br />

Total 2375 100.0%<br />

Tabelle 10: Anzahl Posts mit Abstimmungsempfehlung<br />

Nur in 11.4% aller untersuchten Posts wird überhaupt eine Abstimmungsempfehlung abgegeben,<br />

d.h. mit der Teilnahme an der Diskussion wird eine persuasive Intention verfolgt.<br />

Ein weiterer Grund für den hohen Anteil an Personen, deren Position zur Abstimmung<br />

nicht bekannt ist, besteht darin, dass sich in manchen Online-Foren eine beträchtliche Anzahl<br />

Personen am Diskurs beteiligt, ohne jedoch das eigentliche Thema zu diskutieren – in<br />

all diesen Beiträgen kann dementsprechend keine Positionierung ausgemacht werden. Dies<br />

kommt insbesondere bei den Foren von Google zum Ausdruck, in denen die nicht positionierten<br />

Teilnehmenden 60.3% ausmachen (gegenüber nur 29.6% in den übrigen Foren).<br />

Die hohe Zahl korreliert mit der Zahl der themenfremden Diskursanteile, die für die<br />

google.groups deutlich höher liegt als bei den Foren der Medienverlagshäuser. 109<br />

Wie bereits erwähnt, können Online-Foren eine Ventil-Funktion einnehmen, indem dort<br />

Personen ihre Meinung austauschen, die in der politischen bzw. massenmedialen Öffentlichkeit<br />

(vermeintlich) weniger Beachtung finden. Die GegnerInnen der beiden Vorlagen<br />

109 Vgl. Kapitel 7.1.<br />

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