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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Thematisierung von Geltungsansprüchen <strong>oder</strong> wie begründet und worüber die AkteurInnen sprechen<br />

könnten. Obschon faktisch kaum eine M<strong>oder</strong>ationsleistung durch die Anbieter festgestellt<br />

werden konnte, 144 scheint allein die Ankündigung einer möglichen Redaktion bzw. bei zwei<br />

Anbietern auch angekündigte Sanktionsmassnahmen (Ausschluss aus den Foren tdg.ch und<br />

24heures.ch) zu einer gewissen inhaltlichen Selbstdisziplin zu führen. Ob es sich hierbei<br />

lediglich um eine Koinzidenz handelt kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Denkbar<br />

wäre auch, dass sich in den einzelnen Foren spezifische UserInnen-Gemeinschaften herausbilden,<br />

deren diskursives Verhalten über mehrere thematische Diskussionen hinweg<br />

spezifische Eigenheiten aufweist. Den Versuchen einzelner TeilnehmerInnen – was die<br />

Fokussierung auf das Thema betrifft –gewissermassen die Rolle der M<strong>oder</strong>ation einzunehmen,<br />

war indes kaum Erfolg beschieden.<br />

Was das Mass an geäusserter Kritik angeht, so unterscheiden sich die google.groups von<br />

den übrigen Anbietern nur gering: 41.7% aller Geltungsansprüche zielen bei Ersteren auf<br />

eine Kritik, bei den übrigen Foren liegt dieser Wert bei 38.5%. Berücksichtigt man hingegen<br />

nur die themenrelevanten Geltungsansprüche – was aufgrund der markanten Unterschiede<br />

eine grosse Auswirkung hat, so wird deutlich, dass in den google.groups entscheidend<br />

mehr Kritik geäussert wird als in den Foren von Medienverlagshäusern (59.0% vs.<br />

40.4%). In den Foren der Medienverlagshäuser ist den Diskursteilnehmenden also mehr<br />

daran gelegen ihre eigene Ansicht darzulegen als andere TeilnehmerInnen zu kritisieren.<br />

Um Rückschlüsse auf die Diskursqualität zu ziehen, ist hierbei entscheidend, um welche<br />

Art der Kritik es sich handelt – ob Argumente tatsächlich geprüft <strong>oder</strong> vielmehr andere<br />

AkteurInnen diffamiert werden (s.u.). Die deutlichsten Unterschiede zeigen sich indes<br />

wiederum im Vergleich zwischen den Sprachregionen.<br />

Online-Foren: Sprachregionen<br />

Geltungsanspruch Online total Deutschschweiz Westschweiz<br />

Erheben 46.0% 40.7% 70.4%<br />

Kritisieren 39.7% 42.8% 25.5%<br />

Kein GA 0.0% 0.0% 0.0%<br />

GA themenfremd 13.5% 15.8% 2.7%<br />

GA themenfremd "entschuldigt" 0.2% 0.2% 0.1%<br />

GA Zitat 0.6% 0.5% 1.3%<br />

Untersuchungseinheiten n = 4347 n = 3567 n = 780<br />

Tabelle 20: Art des Geltungsanspruchs in den Online-Foren nach Sprachregion<br />

In den Online-Foren der Romandie ist der Anteil an themenfremden Geltungsansprüchen<br />

deutlich niedriger als in der Deutschschweiz. Dies wird umso augenfälliger, wenn man die<br />

google.groups ausklammert und den Wert für die Westschweizer Foren (2.7%) – ausschliesslich<br />

von Medienverlagshäusern bereitgestellt – mit jenem für alle Online-Foren von<br />

Medienverlagshäusern vergleicht (4.8%). Allerdings muss an dieser Stelle offen bleiben,<br />

ob dies auf die unterschiedliche Struktur der Foren zurückzuführen ist, auf die Anzahl der<br />

TeilnehmerInnen innerhalb eines Forums <strong>oder</strong> ob das Ergebnis auf eine regionalspezifisch<br />

unterschiedliche Gesprächskultur hinweist.<br />

Augrund des Vergleichs mit den klassischen Medien, lassen sich bezüglich der Intensität<br />

an geäusserter Kritik eher Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen der Deutsch- und<br />

Westschweiz ziehen. Wie oben stehender Tabelle entnommen werden kann, sind die Unterschiede<br />

bei den Online-Foren bezüglich dieses Aspekts zwischen den Sprachregionen<br />

augenfällig: Unter Berücksichtigung aller Geltungsansprüche wird in der Romandie rund<br />

ein Viertel aller Geltungsansprüche kritisiert (25.5%), in der Deutschschweiz sind es hin-<br />

144 Vgl. die Kapitel 5.1.<br />

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