Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />
um den Diskurs zu kommentieren. 92 Die Forenbetreiber wirken somit nicht erkennbar auf<br />
den Diskurs ein, indem sie diesen mittels eigener Beiträge m<strong>oder</strong>ieren.<br />
Eine weitere mögliche Form der Einflussnahme besteht darin, dass die Anbieter Beiträge<br />
von Diskursteilnehmenden kürzen, löschen <strong>oder</strong> gar nicht erst publizieren. Die Westschweizer<br />
Foren 24heures.ch und tdg.ch stellen tatsächlich als Einzige in Aussicht, einzelne<br />
Posts zu editieren. Die Deutschschweizer Foren von Medienverlagshäusern behalten<br />
sich hingegen vor, einzelne Posts zu löschen. Demgegenüber funktionieren die googlegroups<br />
nach dem Prinzip der Selbstregulierung. Ob in den Foren der Medienverlagshäuser<br />
tatsächlich Posts von einer Redaktion gelöscht wurden, weil sie beleidigend <strong>oder</strong> themenfremd<br />
waren, lässt sich nicht unmittelbar nachprüfen. Der Anteil an Posts, die nicht themenspezifisch<br />
zur Diskussion beitragen, lässt diesbezüglich allerdings Rückschlüsse zu. In<br />
allen Foren sind themenfremde Beiträge zu lesen, was nicht dafür spricht, dass eine redaktionelle<br />
Bearbeitung erfolgte. Am niedrigsten waren die Werte in einem der Foren von<br />
baz.ch 93 sowie in den Westschweizer Foren tdg.ch und 24.heures.ch. 94 Insgesamt kann<br />
konstatiert werden, dass die Medienverlagshäuser kaum regulativ auf den Diskurs einwirken.<br />
Die Medien treten weder als Diskursteilnehmende noch als Diskursübermittelnde auf,<br />
sondern reduzieren sich auf die Rolle als Forumsbetreiber, indem sie die technische Infrastruktur<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Der in der Mediengattung Internet geführte Diskurs ist also insofern nicht inklusiv, als die<br />
überwiegende Mehrheit der Akteursgruppen darin nicht vertreten ist. Der Diskurs wird<br />
beinahe ausschliesslich von VertreterInnen der Peripherie getragen. Ein Austausch zwischen<br />
BürgerInnen und VerteterInnen der Politik, von Spitzenverbänden <strong>oder</strong> Interessensgruppen<br />
findet hier nicht statt. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass periphere AkteurInnen<br />
im Gegensatz zu AkteurInnen des Zentrums in der Regel frei von inneren und äusseren<br />
Zwängen sind, d.h. ihre Meinung frei von ideologischen Einengungen <strong>oder</strong> Interessen<br />
von Organisationen und Institutionen äussern können. Aufgrund der von der Peripherie<br />
dominierten Akteursstruktur nähern sich die Online-Foren somit dem Ideal des „herrschaftsfreien“<br />
Diskurses an (vgl. Habermas 1992; Gerhards 1997).<br />
Im Gegensatz zur homogenen Akteursstruktur bei den Online-Foren erweisen sich die<br />
klassischen Medien mit Blick auf die Diversität der vorkommenden AkteurInnen als inklusiver.<br />
Die gesamte Bandbreite an Akteursgruppen ist hier, wenngleich in unterschiedlichem<br />
Masse, vertreten:<br />
92 Forum von 24heures.ch zur Abstimmung über das Schengen/Dublin-Dossier, Webmaster, [11.05.2005,<br />
ohne Zeitangabe], http://www.24heures.ch/vqhome/interactif_24/forum/schengen.html [Stand: 06.06.2005].<br />
93 Baz.ch: „Ausdehnung der Personenfreizügigkeit“ [2. Teil], http://www.baz.ch/forum/list.cfm?forum=578<br />
[Stand: 19.11.2005].<br />
94 Vgl. Kapitel 7.1.<br />
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