Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Zwischenfazit: Kommunikativer Respekt <strong>oder</strong> wie höflich die AkteurInnen miteinander sprechen<br />
Verletzung der Gesprächsregeln durch Unterbrechung statt, bei den öffentlichen Anbietern<br />
bei weniger als einem Fünftel. Die Gesprächsbeteiligten müssen damit bei den Privaten<br />
häufig ihr Rederecht ungewollt abtreten und können ihre Ausführungen nicht zu Ende<br />
bringen. Die Differenz kann mit den bestimmenden <strong>Dialog</strong>formaten erklärt werden (s.u.).<br />
Die versuchten Unterbrechungen, die keinen Sprecherwechsel zur Folge haben, geben weiter<br />
Aufschluss über das Gesprächsklima. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Gesprächsbeteiligten<br />
in den Sendungen der öffentlichen Anbieter in über einem Viertel aller<br />
Gesprächsschritte erfolglos versuchen, das Gegenüber zu unterbrechen. Bei den Privaten<br />
ist dies lediglich in knapp einem Fünftel der Fall. Die Sprechenden können sich nicht frei<br />
am Diskurs beteiligen, wenn sie häufig darauf bedacht sein müssen, das Rederecht zu verteidigen.<br />
Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind die Sendungen der Privaten kooperativer,<br />
insbesondere, weil bei diesen die Debatten, bei denen das Rederecht häufiger angetastet<br />
wird als in Interviews, stärker ins Gewicht fallen. Allerdings müssen die Interruptionen,<br />
also die geglückten Gesprächsschrittbeanspruchungen, ebenfalls in Betracht gezogen<br />
werden. Dabei schneiden die Privaten deutlich schlechter ab als die Öffentlichen.<br />
Die Wahl der Gegenstrategien zur Behauptung des Rederechts tritt unabhängig der ökonomischen<br />
Stellung der Sender in gleicher Reihenfolge auf. Allerdings finden in den Diskussionen<br />
der öffentlichen Anbieter häufiger die stärkeren Formen zur Verteidigung des<br />
Rechts Anwendung als dies bei den privaten der Fall ist. Die AkteurInnen greifen gar doppelt<br />
so oft auf die Metakommunikation zurück, was auf mangelnden Respekt schliessen<br />
lässt. Dies bestätigt, dass die Wahrung der Diskursnorm in den Sendungen der privaten<br />
Stationen ausgeprägter ist, was auf eine höhere Diskursqualität hinweist. Abschliessend<br />
lässt sich festhalten, dass in den dialogischen Formaten der öffentlichen Anbieter die Teilnehmenden<br />
erfolgreicher an ihrem Rederecht festhalten können. Rein rechnerisch überwiegen<br />
die Formen des respektverletzenden Verhaltens in den Sendungen der privaten<br />
Anbieter ganz leicht (Unterschied: 3%). Bedenkt man indes, dass die Debatten – bei denen<br />
das Antasten des Rederechts begründeterweise vermehrt erwartet werden kann – in den<br />
privaten Sendern ein grösseres Gewicht einnehmen, sprechen die Ergebnisse dafür, dass<br />
der Diskurs in bei den öffentlichen Anbietern leicht weniger respektvoll verläuft.<br />
Ein weiteres Merkmal für die Bestimmung der deliberativen Qualität im Sinne des kommunikativen<br />
Respekts ist der Grad der Personalisierung des Diskurses und der Anteil an<br />
respektlosen Äusserungen. Erstaunlicherweise findet in den dialogischen Formaten der<br />
öffentlichen Sender – entgegen der Annahme – eher eine Personalisierung statt als in denjenigen<br />
der privaten, nämlich in knapp einem Zehntel aller Geltungsansprüche. Zudem<br />
weisen die Sendungen der öffentlichen Anbieter geringfügig mehr respektlose Äusserungen<br />
auf als diejenigen der privaten; der Anteil liegt bei beiden zwischen 5 und 6 Prozent.<br />
Als Erklärungsansatz für die bezeichneten Unterschiede zwischen den öffentlichen und den<br />
privaten Anbietern kann das <strong>Dialog</strong>format (s.u.) hier indes nicht herangezogen werden:<br />
Der Anteil an Geltungsansprüchen aus Debatten ist bei den privaten Anbietern höher als<br />
bei den öffentlichen. Wie sich gezeigt hat, sind es sonst in erster Linie die Sendegefässe,<br />
die bestimmen, wie hoch der Personalisierungsfaktor und der Anteil an despektierlichen<br />
Äusserungen sind. Bei den öffentlichen Sendern sind es vor allem die grossen Fernseh-<br />
Diskussionssendungen „Arena“ und „Infrarouge“, die ins Gewicht fallen und einzelne<br />
Sendungen mit Extremwerten. Eine weiterführende Analyse könnte klären, ob genannte<br />
Ergebnisse auf das Konzept der jeweiligen Sendungen <strong>oder</strong> auf einzelne AkteurInnen zurückzuführen<br />
ist. Die Hypothese, dass bei den privaten Sendern Personenfragen häufiger<br />
im Vordergrund stehen als bei den öffentlichen muss falsifiziert werden.<br />
Hinsichtlich des kommunikativen Respekts konnten auf Ebene des <strong>Dialog</strong>formats teilweise<br />
deutliche Unterschiede festgestellt werden. Die Analyse des Sprecherwechsels hat gezeigt,<br />
dass in Debatten die Gesprächsregeln rund zweieinhalb Mal häufiger durch Unter-<br />
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