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Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH

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Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />

5 Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />

Eines der zentralen Unterscheidungsmerkmale bei der Bestimmung von diskursiven Qualitätsunterschieden<br />

ist die Inklusivität der AkteurInnen. Dabei interessiert, ob der Diskurs<br />

von bestimmten Akteursgruppen dominiert wird <strong>oder</strong> allen am politischen Prozess beteiligten<br />

Personen offen steht. Bei Fernsehen und Radio wird die Inklusivität wesentlich durch<br />

die Medien bestimmt, da die Teilnahme am <strong>Dialog</strong> zu einem grossen Teil auf Einladung<br />

erfolgt, während eine „spontane“ Diskursbeteiligung allenfalls einem Publikum im Studio<br />

<strong>oder</strong> via Phone-in möglich ist. Die Beteiligung in einem Online-Forum steht hingegen allen<br />

interessierten Personen offen, es gibt lediglich technische Zugangsbeschränkungen. Für<br />

die politische Meinungs- und Willensbildung ist ein Austausch zwischen Personen mit<br />

potentiell divergierenden Interessen bedeutsam, da so die Möglichkeit gewahrt wird, einen<br />

Konsens zu finden, der von möglichst vielen Personen getragen werden kann.<br />

Im Folgenden wird zunächst analysiert, welche Akteursgruppen in welchen Mediengattungen<br />

wie stark vertreten sind. In einem zweiten Schritt wird untersucht, in welchem Mass<br />

die verschiedenen Akteursgruppen in die Diskussion eingreifen. Aufgrund des Untersuchungsgegenstandes<br />

– dialogische Formate zu Abstimmungsvorlagen – werden die DiskursteilnehmerInnen<br />

in einem dritten Schritt anhand ihrer Einstellung zu den gewählten<br />

Abstimmungen unterschieden. D.h. es wird zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen<br />

der Vorlage differenziert. Diejenigen AkteurInnen, die keine eindeutige Position einnehmen,<br />

werden unterschieden in solche, deren Einstellung zur Vorlage nicht ersichtlich ist<br />

und solche, deren Haltung ambivalent ist, ihre Meinung also noch nicht gefasst haben. 91<br />

Eine Unterscheidung nach Positionen lässt gewisse Rückschlüsse auf die Inklusivität der<br />

Argumente zu, denn die beiden politischen Lager verfolgen meist mehrere identifizierbare<br />

Argumentationslinien, die im Diskurs idealerweise zur Sprache kommen.<br />

5.1 Inklusivität der AkteurInnen<br />

Die Unterscheidung der Akteursgruppen erfolgt anhand der Achse „Zentrum – Peripherie“.<br />

Zentrum<br />

Bundesrat Übrige<br />

Zentrumsnah Peripherienah Peripherie ExpertInnen JournalistInnen<br />

Die Akteursgruppe „Zentrum“ bezeichnet DiskursteilnehmerInnen, die als RepräsentantInnen<br />

der Politik auftreten (national, kantonal, kommunal, einzelne Parteien) <strong>oder</strong> der Verwaltung<br />

<strong>oder</strong> dem Gerichtswesen angehören. In der vorliegenden Untersuchung wird zwischen<br />

RepräsentantInnen der Regierung (Bundesrat) und übrigen VertreterInnen des Zentrums<br />

unterschieden. Dies aufgrund der Annahme, dass sich zwischen diesen beiden Personengruppen<br />

Unterschiede bezüglich ihrer Beteiligung am Diskurs ausmachen lassen, da<br />

den RegierungsvertreterInnen in der Regel mit einem gewissen Mass an Respekt begegnet<br />

wird. Unter „Zentrumsnah“ werden in der vorliegenden Untersuchung insbesondere die<br />

organisierten Spitzenverbände in der Schweiz verstanden (z.B. Arbeitgeberverband, economiesuisse,<br />

Schweizerischer Gewerkschaftsbund, Travail Suisse). Unter der Akteursgruppe<br />

„Peripherienah“ werden Verbände gefasst, die Partikularinteressen vertreten. Kulturelle<br />

Einrichtungen wie z.B. Schriftstellerverbände gehören ebenso zu dieser Kategorie<br />

wie Berufsverbände und public interest groups, die Kollektivinteressen in Sachen Umwelt,<br />

Verbraucher etc. vertreten. Kirchen und karitative Verbände werden ebenfalls als peripherienah<br />

bezeichnet, genauso wie spontan entstandene Vereinigungen, Organisationen und<br />

Bewegungen. In der vorliegenden Studie wurden bspw. das Wirtschaftskomitee Schengen<br />

91 AkteurInnen, die möglicherweise ihre Meinung im Verlauf der Diskussion ändern, werden nicht gesondert<br />

erfasst.<br />

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