Stimmengewirr oder Dialog? - Bakom - CH
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Zwischenfazit: Inklusivität <strong>oder</strong> wer überhaupt zu Wort kommt<br />
sich die BefürworterInnen und GegnerInnen der jeweiligen Abstimmungsvorlagen gleichermassen<br />
in den Diskurs einbringen können und wie stark die Beteiligung von Personen<br />
ist, deren Abstimmungsabsicht im Verborgenen bleibt. Dies mit Blick auf die Frage, ob die<br />
Online-Foren eine Ventil-Funktion einnehmen, indem sich allenfalls jene Position stärker<br />
zu Wort meldet, die in den klassischen Medien unterrepräsentiert ist. Wiederum konnten<br />
einige unterschiedliche Merkmale zwischen den Mediengattungen festgestellt werden.<br />
In den klassischen Medien sind die BefürworterInnen personell leicht stärker vertreten als<br />
die GegnerInnen und können auch etwas mehr Redeanteile für sich beanspruchen. Was die<br />
Anzahl der Redebeiträge betrifft, dürfte das – im Vergleich zu anderen AkteurInnen – weniger<br />
angetastete Rederecht der BundesrätInnen einen Einfluss haben. Ein möglicher<br />
Grund für das personelle Übergewicht liegt indes darin, dass wesentliche zentrums- und<br />
peripherienahe Verbände zur Abstimmung über das Schengen/Dublin-Dossier wie auch<br />
zur Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Staaten die Ja-Parole gefasst<br />
hatten. Mit Blick auf die Inklusivität der AkteurInnen ist es als positiv zu werten, dass genannte<br />
Organisationen in den dialogischen Formaten vertreten sind. Das Ergebnis zeigt<br />
jedoch, dass eine höhere Inklusivität in Bezug auf die Akteursgruppen unter Umständen<br />
ein Ungleichgewicht bei der Inklusivität der Positionen generieren kann. Die Online-Foren<br />
dienen in Bezug auf die untersuchten Abstimmungen nicht als kompensatorische Plattform,<br />
insgesamt waren die BefürworterInnen auch hier leicht überrepräsentiert.<br />
In den klassischen Medien ist die grosse Mehrheit der Teilnehmenden als BefürworterIn<br />
<strong>oder</strong> GegnerIn der Vorlage positioniert – die Einstellung zur Abstimmung ist dem Publikum<br />
meist bereits aufgrund von vorgängig publizierten Abstimmungsparolen bekannt. In<br />
den Online-Foren hingegen beteiligt sich eine Vielzahl Personen, deren Abstimmungsabsicht<br />
während der Diskussion verborgen bleibt. Der Austausch erfolgt jedoch in allen Mediengattungen<br />
vornehmlich zwischen den positionierten TeilnehmerInnen, d.h. sowohl in<br />
den klassischen Medien als auch in den Online-Foren ist die Pro-Contra-Diskussion vorherrschend.<br />
Allerdings sind die Teilnehmenden, deren Position zur Abstimmungsvorlage<br />
verborgen bleibt, in den Online-Foren nicht nur personell stärker vertreten, sie engagieren<br />
sich auch stärker am Meinungsaustausch. Aufgrund der Akteursstruktur ist es hier möglich,<br />
dass sich die Diskussion weniger an den Positionen zur Abstimmung orientiert, sondern<br />
an den Argumenten. So werden in den Online-Foren auch kaum Abstimmungsempfehlungen<br />
abgegeben. Dieser Umstand kann sich auf die Diskursqualität positiv auswirken,<br />
insofern als die besten Argumente die Abstimmungsentscheidung bestimmen sollten und<br />
nicht die vorgefassten Positionen. Allerdings ist dies nur dann relevant, wenn sich die<br />
Teilnehmenden auch tatsächlich über die Abstimmungsvorlage austauschen.<br />
Für die Frage der Diskursqualität gilt es zwischen verschiedenen Online-Foren zu unterscheiden.<br />
In den google.groups ist der Anteil an Personen, die ihre Abstimmungsabsicht<br />
nicht bekannt geben, höher als in den übrigen Foren. Allerdings äussert sich hier eine Vielzahl<br />
der DiskursteilnehmerInnen nicht zum eigentlichen Sachverhalt, so dass eine Positionierung<br />
zum Abstimmungsgegenstand hinfällig ist. Wenngleich die inhaltliche Auseinandersetzung<br />
jenseits von (parteipolitischen) Positionierungen also eine potentielle Qualität<br />
der Online-Foren darstellt, ist diese Qualität bei den google.groups aufgrund des hohen<br />
Anteils an themenfremder Diskussion nicht gegeben. In den übrigen Foren tauschen die<br />
Teilnehmenden ebenfalls Meinungen aus, die mit dem Abstimmungsthema nichts zu tun<br />
haben – öfters als in den klassischen Medien, jedoch seltener als in den google.groups. In<br />
Relation gesehen, weisen die Ergebnisse jedoch darauf hin, dass hier ein Austausch unabhängig<br />
von vorgefassten Positionen möglich ist. Bezüglich der Inklusivität der vorkommenden<br />
AkteurInnen konnten hingegen keine Unterschiede zwischen den Anbietern festgestellt<br />
werden, alle Foren werden von der Peripherie dominiert.<br />
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