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Ein Streifzug durch die Geschichte Schömbergs mit besonderer ...

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Ortschronik von Schömberg (Friedrich Schick)<br />

Merkwürdig,wie der Wald Ruhe gibt. Wohl,weil er Ruhe schafft! Nie wird<br />

man es mehr gewahr als in der Dunkelheit. Wie an einer Mauer bricht sich<br />

das letzte Geräusch der bewohnten Flur. Als wollte sich der Tann <strong>die</strong><br />

Nachtruhe nicht stören lassen, als ob er im Menschen seinen schlimmsten<br />

Feind witterte, Erst recht im Winter, wo er sich den Pelzmantel über <strong>die</strong><br />

Ohren gezogen, <strong>die</strong> Pelzmütze aufs Tannenhaupt gestülpt. Nicht bloß am<br />

blauen Sommertag , maiengrün und licht<strong>durch</strong>zittert - drängt zum Beten<br />

dich <strong>die</strong> Waldesruhe feierlich. Nein, auch wenn man in wirklicher<br />

Waldesnacht wandelt, hat sie tausend Gnaden jedes Mal mir<br />

dargebracht! Auch da liegt <strong>die</strong> Waldeinsamkeit wie ein Buch. Je dunkler<br />

<strong>die</strong> Decke, je tiefer <strong>die</strong> Ruh, desto lebendiger <strong>die</strong> Gedanken.<br />

Noch wandelte ich <strong>durch</strong> <strong>die</strong> hohle Gasse des Höhenwegs, da holte <strong>die</strong><br />

Uhr in Calmbach aus zur <strong>mit</strong>ternächtlichen Stunde. Wie nahe das <strong>durch</strong><br />

<strong>die</strong> Nachtluft klang! Raketen krachten, donnernd brach sich das Echo an<br />

den Bergwänden, rollte <strong>die</strong> Täler entlang, verhallte inden Tannen. Die<br />

Glocken fielen ein - damals hatte sie der Moloch Krieg <strong>mit</strong> seinen<br />

zermalmenden Riesenarmen noch nicht von der Höhe geholt - "Schwingt<br />

Euch auf Posaunenchöre, daß in sternenklarer Nacht Gott dem Herrn ein<br />

Loblied töne von der Türme hoher Wacht", sang ich vor mich hin. Solch<br />

sinnigen Übergang in ein neues Jahr hatte ich noch nie gefeiert, trotz der<br />

schweren Zeitgedanken. Damals waren wir ja noch in voller Hoffnung!<br />

Welch hochfliegende Pläne nahmen unsere Gedanken. Und doch hätte es<br />

uns der Apostel sagen sollen, was man erwarten soll: Ihr wißt nicht, was<br />

Morgen sein wird, sagt: wie Gott es will. Daran dachte ich wenigstens,<br />

als ich an Charlottenhöhe vorüberging. Dunkle Gestalten - wie<br />

Schattenrisse wirkend- bogen sich, aus den erleuchteten Fenstern,<br />

fragend bohrten sieh <strong>die</strong> Augen ins Dunkel, als wollten sie <strong>die</strong> Zukunft<br />

ergründen.<br />

Noch ein kurzer Steilabstieg. Calmbach lag bereits in tiefer Ruhe.<br />

Gemächlich pilgerte ich der Heimat zu. Die zweite<br />

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