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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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überarbeitete, gab er weder die Solo- noch die Orchesterversion<br />

seines ersten Entwurfs jemals heraus. Dafür schuf<br />

er seine erste und einzige Brotarbeit: die Ungarische<br />

Fantasie, die auf die zehnte der Magyar-Dalok-Melodien<br />

zurückblickt und der Vierzehnten Ungarischen Rhapsodie<br />

vorgreift. Außerdem nahm er um diese Zeit seine<br />

Bearbeitungen von Webers Polonaise und Schuberts<br />

Wandererfantasie vor, die es beide zu unmittelbarer<br />

Popularität brachten. Gegen Ende des Jahrzehnts hatte das<br />

1. Konzert nach der Premiere, die Liszt unter Berlioz in<br />

Weimar gab, seine letzte Bearbeitung erfahren und die<br />

abschließende, von Liszt allerdings nie gespielte Fassung<br />

des Totentanzes lag vor. Das 2. Konzert war 1861 endgültig<br />

fertig, aber damals war Liszt nur bereit, das Werk zu<br />

dirigieren, nicht jedoch, die Solostimme zu spielen. Auch<br />

den von ihm bearbeiteten Solopart für Webers<br />

Konzertstück, der Anfang der 1870er Jahre herauskam,<br />

hat er nie aufgeführt. Unstrittige Belege dafür, in welchem<br />

Ausmaß Liszt 1885 auf Schloß Itter an den Vorbereitungen<br />

für die Ungarischen Zigeunerweisen beteiligt war, sind<br />

wie gesagt schwer beizubringen, und ohnehin handelt es<br />

sich nicht um ein erstrangiges Werk. Dennoch ist dieses<br />

Stück nicht uninteressant und wird allein schon aufgrund<br />

der Möglichkeit, daß Liszt etwas damit zu tun gehabt<br />

haben könnte, als Dreingabe in die vorliegende<br />

Zusammenstellung einbezogen. Die Version für zwei<br />

Klaviere des Großen Konzertsolos—das Concerto<br />

pathétique—wurde sehr populär, und zwei von Liszts<br />

Schülern gaben Orchesterbearbeitungen heraus. Eine<br />

davon schloß Liszt ins Herz; er nahm sie sich zum<br />

ausführlichen Umschreiben und Erweitern vor und<br />

machte sie zu einer der letzten Arbeiten, die er<br />

fertigstellte—nur um anschließend für Verwirrung zu<br />

sorgen, indem er seine Beteiligung an dem Werk in der<br />

Druckausgabe verschwieg.<br />

Compact Disc 1<br />

Es gibt mindestens sechs vollständige Entwürfe des<br />

Konzerts Nr. 1 in Es-Dur aus verschiedenen Phasen der<br />

Bearbeitung; einige tragen den verräterischen Titel<br />

Concerto symphonique und lassen Liszts Absicht<br />

erkennen, kein großartiges Töne-Abspulen für den<br />

Solisten über einer eher mechanischen Begleitung zu<br />

schreiben—wie es im Konzert des neunzehnten<br />

Jahrhunderts nur allzu üblich war. (Der Arbeitstitel läßt an<br />

die Grande Fantaisie symphonique von 1834—die Lélio-<br />

Fantasie—denken, aber auch an die Titel der Konzertstücke<br />

von Henry Litolff, den Liszt sehr bewunderte und dem das<br />

1. Konzert gewidmet ist.) Wie so oft bei Liszt bleibt die Idee<br />

hinter dem Stück im gesamten Verlauf seiner Entstehung<br />

konstant, doch waren viele Verfeinerungen der Orchestrierung,<br />

das Straffen des Gefüges und das Ausdünnen der<br />

Struktur der Solostimme nötig, ehe das Stück in Liszts<br />

Augen soweit war, veröffentlicht zu werden. Die abschließende<br />

Version des Ersten Konzerts ist so bekannt, daß es<br />

einen Augenblick der Überlegung bedarf, um sich vor<br />

Augen zu führen, wie originell das Stück tatsächlich ist:<br />

Der Austausch musikalischen Materials zwischen seinen<br />

vier prägnanten Teilen—die noch rudimentäre Bezüge<br />

zum viersätzigen Aufbau einer Sinfonie aufweisen—, die<br />

feste Einbindung der durchweg sehr kurzen Kadenzen<br />

in die musikalische Substanz, die Flexibilität der<br />

Modulationen (vorwiegend bewirkt durch die Form der<br />

einleitenden Orchesterphrase, die die Möglichkeit für die<br />

von Liszt bevorzugten Mediantfortschreitungen eröffnet)<br />

und die Orchesterführung—die bedeutsamen Einsätze<br />

der Posaunen und Triangel, die Verwendung von Pauken,<br />

um anfangs den Rhythmus zu verstärken, auch wenn die<br />

Melodielinie selbst nicht erklingt, der ruhige Dialog<br />

zwischen Klavier und Klarinette oder Violine—, alle diese<br />

Eigenheiten machen das Stück zum Bannerträger neuen<br />

Denkens. Und dennoch blieben Verbindungen zur<br />

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