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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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Die gesamten Liszt-Klavierwerke<br />

EINLEITUNG<br />

Glauben zusammenhängt. Seit der Fertigstellung des Aufnahmeprojekts im Jahr 1999 ist<br />

genügend Material für vier weitere CDs zum Vorschein gekommen: Liszt: New Discoveries<br />

(„Liszt: Neuentdeckungen“). 98 CDs also, mit der Bonus-CD 99 und wenn einige der<br />

immer noch verschollenen Manuskripte entdeckt worden wären, dann hätten wir die 100<br />

erreicht.<br />

Es ist mir eine Freude, sagen zu können, dass, nachdem ich mich so gründlich und so<br />

lang in die Musik eines Mannes vertieft habe, ich Liszt als Musiker und als Person umso<br />

mehr schätze und respektiere, und mit Alfred Brendels Worten kann ich mit Bestimmtheit<br />

sagen, dass „es keinen Komponisten gibt, den ich lieber kennenlernen würde“. Aufgrund<br />

der Universalität von Liszts eigenen Interessen ist es unmöglich, sich mit seinen Werken<br />

zu befassen, ohne dabei ihren historischen Kontext, die Musik vieler früherer<br />

Generationen sowie seiner Zeitgenossen und Nachfolger zu beachten. So war es besonders<br />

wichtig, etwa die Symphonien von Beethoven oder die Lieder und Klavierduette von<br />

Schubert zu studieren, bevor ich Liszts Transkriptionen dieser Werke aufnehmen konnte,<br />

obwohl die Originale von einigen Stücken noch immer schwer fassbar sind. Wer kennt<br />

schon Francesco Pezzinis Una stella amica? Oder die Oper Tony von Ernst, dem Cousin<br />

der englischen Königin Victoria? Was die Motivation hinter Liszts großem Korpus von<br />

Fantasien, Paraphrasen und Transkriptionen auch gewesen sein mag, es ist die Aufgabe<br />

des Ausführenden, sich mit dem Hintergrund dieser Werke zu befassen, indem er sich mit<br />

den Originalkompositionen vertraut macht und ebenso, so weit wie möglich, mit Liszts<br />

Um- und Ausarbeitungen oder Ausschmückungen. Es ist schlicht erstaunlich, wie viele der<br />

Werke, die Liszt bescheiden Transkriptionen nennt, nicht weniger Originalkompositionen<br />

sind als andere große Variationszyklen über externe Themen. Und schließlich ist es<br />

befriedigend, die alten und ignoranten Vorurteile gegen solche Stücke endlich<br />

beiseitelegen zu können. Liszts Umarbeitungen seiner eigenen Musik sind ein Spezialfall<br />

und es ist unmöglich, eine umfassende Betrachtung seiner Kunst anzustellen, ohne sich<br />

dabei mit seinen Werken für Chor und Orchester oder auch den wundervollen Liedern<br />

auseinanderzusetzen. Doch wie viele Studenten rattern durch die Liebesträume oder die<br />

Petrarca-Sonette, ohne überhaupt zu wissen, dass sie ursprünglich Lieder waren? Und<br />

selbst nachdem ich über 120 Stunden seiner Klaviermusik eingespielt habe, muss ich<br />

trotzdem zugeben, dass das Oratorium Christus wahrscheinlich sein großartigstes Werk<br />

ist (es war eine besonders erleuchtende und tiefgehende Erfahrung, es zu dirigieren)—<br />

wenigstens kann man die Sätze für Orchester von Liszts eigenen, unnachahmlich<br />

zauberhaften partitions de piano spielen.<br />

Es war abzusehen, dass ein Aufnahmeprojekt wie dieses für einen<br />

enthusiastischen Schriftverkehr sorgen würde. Glücklicherweise konnte die Liszt Society<br />

viele Anfragen bezüglich schwer auffindbarer Noten abfangen, doch drangen einige<br />

skurrile Bitten zu mir durch. Dabei fällt mir zum Beispiel der Mann ein, der arglos um<br />

alle Noten des gesamten Projekts bat, oder die Dame aus Rumänien, die anbot, Artefakte<br />

aus ihrer Heimat gegen eine Gesamtausgabe der CDs zu tauschen, weil sie sie sich sonst<br />

nicht leisten könne. Doch schickten mehrere freundliche Menschen mir auch seltene<br />

Ausgaben, falls ich sie noch nicht gesehen hätte. Das wurde besonders wichtig, als die<br />

Aufnahmereihe voranschritt und ich bemerkte, dass wenn Liszt ein Werk mehr oder<br />

minder gleichzeitig in verschiedenen Ländern veröffentlichte, die Notentexte nicht<br />

unbedingt identisch waren. Obwohl Humphrey Searle mit seinem Werkkatalog wichtige<br />

und wegweisende Arbeit geleistet hat, reichte dieser nun nicht mehr aus, so dass Michael<br />

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