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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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gegenwärtigen Einsamkeit an das Glück. Der Satz bewegt<br />

sich mit magischer Zurückhaltung, und der Wechsel zur<br />

Haupttonart, übereinstimmend mit den Erinnerungen des<br />

Gedichts, ist denkwürdig. Liszts Transkription existiert auf<br />

zwei Manuskripten, die auf beispielhafte Weise seine<br />

Sorgfalt in der Bildung solcher Passagen darstellen: Das<br />

frühere trägt viele Korrekturen und eine Einfügung, in der<br />

glücklicherweise die Zweifel Liszts die Erweiterung dreier<br />

Takte in der letzten Strophe von auf bewirken. Obwohl<br />

dieses Manuskript zweifellos für den Graveur fertig war,<br />

versehen mit Untertexten und Dynamik, Fingersätzen und<br />

anderen für den Künstler angeführte Anweisungen, fertigte<br />

Liszt eine saubere Kopie, signiert mit „FL Juin ’72“ an, in<br />

der er einen in letzter Minute inspirierten Wechsel einer<br />

Note in der Koda von Es auf E notierte.<br />

Der berühmte Dirigent und Pianist Hans von Bülow<br />

(1830–1894) erfreut sich als Komponist nur geringer<br />

Berühmtheit, obwohl er zu seiner Zeit einigen Erfolg hatte.<br />

Seine Wagner-, Liszt- und später auch Brahms-Konzerte<br />

waren ausgezeichnet, als Komponist jedoch sah er sich<br />

von den so verehrten Musikern in den Scharten gestellt.<br />

Seine Musik ist von ihrer Natur her konservativ, der<br />

Einfluß neuerer Musik ist jedoch nicht zu übersehen; sein<br />

Beitrag zur Ausgabe von „Concerto pathétique“ aus dem<br />

Jahr 1884 für zwei Klaviere erinnert an die musikalische<br />

Sprache des Tristan, während ein großer Teil seiner<br />

heute existierenden Klaviermusik von leichterer Natur ist.<br />

(Liszt arrangierte 1865 eines seiner Klavierstücke—die<br />

Mazurka-Fantasie—für Orchester). Traurig ist jedoch,<br />

daß er in unserer Erinnerung heute nur noch als Gatte<br />

von Liszts Tochter Cosima bekannt ist, dem von Wagner<br />

Hörner aufgesetzt wurden; ein Vorfall, durch den von<br />

Bülow öffentlich lächerlich gemacht wurde, und der über<br />

einige Jahre hinweg eine Kluft zwischen Liszt und Wagner<br />

hervorrief. Leider wurde von Bülows hübsches Lied Tanto<br />

gentile e tanto onesta trotz Liszts Begeisterung nie in das<br />

9<br />

Repertoire aufgenommen. Die Klaviertranskription ist<br />

einfach und direkt, und das ursprüngliche Lied ist eine<br />

denkwürdige Vertonung von Dante Alighieri (Meine Liebste<br />

ist so sanft und ehrlich, daß, wenn sie andere begrüßt,<br />

deren Zunge bebt und leise ist, und Augen wagen es nicht,<br />

sie anzuschauen). Beide Stücke verdienen ein Wiederaufleben.<br />

Die Gräberinsel der Fürsten zu Gotha ist der erste<br />

Versuch Liszts, die Musik von Kronprinz Ernst, dem<br />

späteren Ernst, Herzog zu Sachsen-Coburg-Gotha (1818–<br />

1893) zu fördern, obwohl sie erst 1985 veröffentlicht<br />

wurde. (Liszts Jagdchor und Steyrer aus der Oper Tony<br />

und sein Zweiter Festmarsch basieren auf Themen aus<br />

der Oper von Herzog Ernst—vgl. Vol. 6 und 29 dieser<br />

Reihe.) Das Thema des Gedichts (von Apollonius von<br />

Maltitz) ist die Insel im See auf dem Anwesen von Gotha,<br />

die von der Herzogsfamilie in der besonderen Absicht<br />

einer Familiengruft errichtet wurde. Das ursprüngliche<br />

Lied ist das zweite eines Satzes, der aus sieben Liedern<br />

besteht, die jetzt alle von dem besonderen Staub umhüllt<br />

sind, der den Kompositionen der Amateure königlichen<br />

Geblüts vorbehalten ist. Liszt verfaßte seine Transkription<br />

am 6. November 1842, während er sich als Herzog Ernsts<br />

Gast auf dem Anwesen in Coburg aufhielt und trug es<br />

wahrscheinlich bei einem Konzertabend auf dem Gotha-<br />

Anwesen drei Tage später vor. Es mag das geringe Werk<br />

eines aristokratischen Dilettanten sein, Liszts ernster<br />

Ansatz verlieh ihm jedoch ein gutes Maß an musikalischer<br />

Substanz.<br />

Die zweite Version von Élégie sur des motifs du Prince<br />

Louis Ferdinand de Prusse ist bereits in Vol. 4 dieser<br />

Reihe erschienen. Die frühere Version ist durch die<br />

unterschiedliche Behandlung des gleichen Materials von<br />

besonderem Interesse. Die Struktur des Werkes ist von<br />

Liszt, obwohl die Melodien von einem weiteren noblen<br />

Dilettanten stammen, Prinz Louis (1772–1806), der als

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