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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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Knotenpunkt vernehmbar ist, suggeriert ganz eindeutig<br />

das Inferno, und es ist in diesem Zusammenhang<br />

mehrfach auf die Francesca da Rimini-Begebenheit<br />

hingewiesen worden. Die Reprise des zweiten Themas (ein<br />

ätherisches Tremolo, das sich ab Takt 290 über 10 Takte<br />

erstreckt) jedoch als einen Ausdruck des Paradisos zu<br />

bezeichnen, wie es einige Kommentatoren taten, ist weit<br />

verfehlt, denn das Stück ist in seiner Gesamtheit weitaus<br />

weniger himmlisch oder höllisch als schlicht unablässig<br />

infernalisch. Formal betrachtet entspricht seine Struktur<br />

weitaus stärker einer Sonatenform als die Fantasia mit<br />

ihrem trügerischen Attribut „quasi sonata“, und seine<br />

musikalische Gestaltung vereitelt jeglichen Versuch, statt<br />

einer allgemeinen Antwort auf Dantes Werk den Eindruck<br />

einer dichterischen Erzählung zu vermitteln.<br />

Venezia e Napoli wird gewöhnlich als eine eher<br />

unbedeutende Gruppe von Zugabestücken abgetan. Doch<br />

auch wenn es sich bei diesen Stücken ganz offensichtlich<br />

um „leichtere Kost“ handelt, so verdienen sie aufgrund<br />

ihrer Schönheit und ihres Ideenreichtums unser aller<br />

Beachtung und höchstes Lob. Das Leben und alltägliche<br />

Treiben in den Straßen Italiens waren die Inspirationsquelle<br />

für alle Stücke und boten musikalisch umsetzbares<br />

Material.<br />

Gondoliera wird von Liszt in der Partitur als La biondina<br />

in gondoletta—Canzone di Cavaliere Peruchini („Die<br />

blonde Dame in der Gondel—Lied des Kavaliers<br />

Peruchini“) beschrieben. (In Beethovens Vertonung,<br />

WoO157/12, für Gesang und Klaviertrio wird das Stück<br />

lediglich als ein venezianisches Volkslied beschrieben, und<br />

Peruchini bleibt ungenannt.) Das Stück wird hier einer<br />

wesentlich sanfteren Behandlung unterzogen als in der<br />

früheren Version (siehe Band 21), mit außerordentlich<br />

verfeinerten Versen und Tremolo-Begleitung. Das Tremolo<br />

flankiert einen finsteren Gedankenflug über Rossinis<br />

Canzone del Gondoliere—„Nessùn maggior dolore“<br />

(„Lied des Gondoliere aus Othello“), was in sich selbst an<br />

Dantes Inferno erinnert („Es gibt keinen größeren<br />

Schmerz, als die Erinnerung an vergangenes Glück in<br />

Zeiten der Not“). Die Tarantella, die Themen von<br />

Guillaume Louis Cottrau (1797–1847) enthält, steigt hier<br />

auf viel subtilere Weise als in ihrer vorherigen, grellen<br />

Version (siehe erneut Band 21) aus der Tiefe empor. Doch<br />

letztlich präsentiert sie sich mit ausgelassener Freude und<br />

triumphaler Miene.<br />

Als kleine Zugabe folgt ein schweizer Stück mit<br />

italienischer Konnotation. Während seines Aufenthalts an<br />

der Madonna del Rosario in Rom in den frühen 1860er<br />

Jahren machte Liszt die Bekanntschaft des jungen<br />

italienischen Komponisten und Pianisten Giovanni<br />

Sgambati (1841–1914) und übernahm die Rolle seines<br />

Mentors. Im Dezember 1863 sandte Liszt Sgambati ein<br />

rührendes Briefchen, das neun Takte Musik enthielt.<br />

Diese sollten dem Werk bei einer anstehenden Aufführung<br />

von Sgambati „pour terminer notre rêverie Au bord<br />

d’une source“ angegliedert werden. Auch wenn die<br />

kleine Coda nicht als fester Bestandteil jeder Aufführung<br />

des Stückes gedacht war, so hat sie dennoch einen süßen<br />

Charme und verdient eine gelegentliche Aufführung.<br />

LESLIE HOWARD © 1997<br />

Übersetzung MANUELA HÜBNER<br />

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