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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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L<br />

ISZT VOLLENDETE die „Zwölf Großen Etüden“ im<br />

Oktober 1837 und im darauffolgenden Jahr<br />

wurden sie veröffentlicht. Schumann begrüßte die<br />

Etüdenreihe mit einer Anforderungen enthusiastischen<br />

Rezension, beklagte allerdings, daß aufgrund der<br />

technischen Anforderungen nur der Komponist jemals in<br />

der Lage sein werde, sie zu spielen. Dennoch lernte seine<br />

Ehefrau Clara sehr schnell die neunte von ihnen, und<br />

allmählich erfreuten sie sich zumindest einer<br />

Verrufenheit, wenn auch nicht gerade einer Beliebtheit,<br />

unter den Ausfahrenden und wurden für die Zuschauer<br />

zu Legenden bildendem Stoff. Natürlich sind die heutzutage<br />

regelmäßig aufgeführten Fassungen, die Douze<br />

Etudes d’exécution transcendante von 1851 (aufgenommen<br />

für Bd. 4 dieser Serie), im wesentlichen<br />

Vereinfachungen der vorliegenden Etüdenreihe, mit<br />

einigen Streichungen, Umbesetzungen und musikalischen<br />

Sinneswandlungen, und reich geschmückt mit<br />

Titeln. Der fast schon absurde Schwierigkeitsgrad der<br />

Reihe von 1837 verleiht ihr jedoch eine ganz eigene Nachmir-die-Sintflut-artige<br />

Eigenschaft, die man auch in den<br />

frühen opemhaften Fantasien, dem Album d’un<br />

voyageur und der Magyar Rapszódiák, beobachten<br />

kann. Diese Eigenschaft hat Liszt viel ungerechtfertigte<br />

Kritik eingebracht: Der musikalische Wert der Werke<br />

bleibt unanfechtbar, und jede mögliche Beschwerde sollte<br />

dem armen Vortragenden angelastet werden, falls die<br />

nicht zu verleugnende Anstrengung, die ungeheuren<br />

Schwierigkeiten zu überwinden, die grundlegende<br />

Klarheit und einfache Schönheit des musikalischen<br />

Diskurses überschatten sollte. Daß die innere Natur<br />

dieser Werke einfach und geradlinig ist, deutet schon ihre<br />

Geschichte an: Liszt wählte Musik, die er in seiner<br />

Kindheit komponiert hatte (frühreifes Quellenmaterial, in<br />

der Tat), als Basis für Studien des musikalischen<br />

Ausdrucks unter Einbeziehung des Vorteils vollkommener<br />

10<br />

technischer Fertigkeit. Kurz gesagt, musikalische<br />

Virtuosität—das oberste Prinzip aller großen Etüden.<br />

Diejenigen, die die Etüden von 1851 kennen und lieben,<br />

mögen sich warnen lassen: Trotz der großen Ähnlichkeit<br />

der Texte haben die Stücke von 1837 oft einen ziemlich<br />

anderen Charakter als die spätere Etüdenreihe,<br />

insbesondere aufgrund von unterschiedlichen Tempo-<br />

Angaben und einigen sehr spezifischen Anweisungen für<br />

willkürliches Zeitmaß, für das Liszt ein persönliches<br />

Arsenal von Symbolen entwarf (für kurze Pausen und für<br />

leichte Verzögerungen und Beschleunigungen<br />

bestimmter Notengruppen).<br />

Liszt hatte seine Étude en douze exercices im Alter<br />

von vierzehn Jahren komponiert (siehe Bd. 26 dieser<br />

Serie)—das heißt, 12 von 48 Stücken, die er ursprünglich<br />

angekündigt hatte. Als er die Etüdenreihe von 1837<br />

begann, kündigte er ursprünglich 24 Stücke an, zweifellos<br />

in der Absicht, zyklisch alle Tonarten durchzugehen, aber<br />

wie zuvor hörte er bei der zwölften auf und bietet daher<br />

aus dem Quintenzirkel nur Werke der erniedrigten Seite<br />

an. (Lyapunov hat bekanntlich eine komplementäre<br />

Reihe von Douze Études d’exécution transcendante zu<br />

Ehren von Liszt komponiert, die alle erhöhten Tonarten<br />

abdeckt.) Es ist aufschlußreich, alle Fassungen dieser<br />

Werke zu vergleichen, so daß man sofort erkennen kann,<br />

daß die Stücke von 1837 Nummer für Nummer mit den<br />

Fassungen von 1851 übereinstimmen, daß es allerdings<br />

eine kleine planmäßige Änderung gibt zwischen den Reihen<br />

von 1826 und 1837: Die Nr. 7 der Etüdenreihe seiner<br />

Jugend wurde umgestellt und überarbeitet zu Nr. 11,<br />

während die ursprüngliche Nr. 11 gestrichen wurde. Die<br />

Ersatz-Nr. 7 ist eine neue Komposition, verwendet jedoch<br />

Material aus der Einleitung zu dem frühen Impromptu<br />

sur des thèmes de Rossini et Spontini (ebenfalls in Bd. 26).<br />

Die Etüden von 1837, wie auch die späteren<br />

Fassungen, sind Liszts ehemaligem Lehrer Carl Czerny

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