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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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(1798–1876) ein begabter Liederdichter. Sein Name hat<br />

eigentlich nur als Dedizierender der Polonaisen, op. 26,<br />

von Chopin überlebt. Eichendorffs „Versuchung“ bringt<br />

den Zuhörer dazu bei Nacht in den Garten zu gehen, um<br />

die Freuden der Vergangenheit wachzurufen. Durch sehr<br />

delikate Figuration beschwört Liszt die Methaphorik des<br />

Gedichtes herauf. „Zwei Wege“ von Siegfried Kapper ist ein<br />

einfaches, strophischs Gedicht, das die Trennung zweier<br />

Wege für zwei ehemalige Liebhaber beschreibt, und das<br />

„Spanische Lied“ von Clemens Brentano ist ein Bolero, in<br />

dem der Dichter dazu gedrängt wird, nach Seville zu<br />

gehen, um seine Geliebte anzubeten. Liszts Variationen<br />

kommen der sich steigernden Glut des Gedichtes gleich.<br />

Die Lieder von Robert Franz (1815–1892) sind außerhalb<br />

der deutschsprechenden Welt relativ unbekannt, aber<br />

er hat einen interessanten Platz für seine Fähigkeit, ein<br />

Lied zu kreieren, das so frei von externen Dingen ist wie<br />

Einleitungen, Kodas oder Entwicklungen, daß es absolut<br />

aphoristisch ist. Viele der von Liszt transkribierten Lieder<br />

haben diese Art und Liszts Transkriptionen halten sich im<br />

allgemeinen sehr eng an die Musik von Franz. Die einzige<br />

erweiterte Transkription ist die erste davon, „Er kam in<br />

Wind und Regen“, nach einem Gedicht von Rückert.<br />

Während Franz sich mehr oder weniger mit der gleichen<br />

Musik für jede der Strophen zufriedengab—die das<br />

Kommen des Liebenden als unerwartet darstellen, die<br />

Liebe als wahre Hoffnung, und Liebe, trotz des grauen<br />

Wetters als leuchtend und immerwährend—läßt Liszt ein<br />

musikalisches Eindringen von Grauheit zu, bevor die<br />

Liebe triumphiert. Die fünf „Schilfrohrlieder“ sind alle<br />

Vertonungen von Lenau: „An einem geheimen Waldweg“<br />

(ebenfalls von dem jungen Alban Berg vertont) fährt mit<br />

der Beschreibung fort, wie der Dichter am schilfbewachsenen<br />

Ufer entlangwandert und seine Geliebte<br />

singen hört; „Inzwischen vergeht die Sonne“ und mit ihr<br />

die Reflektion seiner Liebe im Teich, und in Trauer<br />

17<br />

erwartet er das Licht des Abendsterns; „Die Düsterkeit der<br />

dahineilenden Wolken“ verbirgt die Sterne und die Trauer<br />

bleibt; „Sonnenuntergang und Sturm“ lassen ihn<br />

Glauben, daß das Antlitz seiner Geliebten während der<br />

Blitze zu sehen ist; und „Auf dem Teich“ (ebenfalls von<br />

Mendelssohn vertont) enhüllt zuletzt das Licht des<br />

Mondes die Schönheit der Natur und führt (in einer<br />

magischen Koda) zu der süßesten inneren Reflektion<br />

seiner Liebe. Liszts Liederwahl bei den anderen beiden<br />

Sätzen von Franz ermöglicht es ihm, seine eigenen<br />

poetischen Zyklen zu kreieren: „Der Bursche“, im ersten<br />

der drei Eichendorff-Vertonungen, ist abwechselnd<br />

neugierig, überwältigt und verzaubert von den Geheimnissen<br />

der Natur. Die „Ruhige See“ beschwört Bilder eines<br />

mysteriösen Königs der Tiefe herauf, der das Schicksal<br />

aller auf dem Meer steuert und singend seine Harfe spielt.<br />

„Die Botschaft“ von der Geliebten kommt in Form des<br />

Windes, der auf den Saiten einer Zither gespielt wird und<br />

indem diese Zither mit dem Herzen des Dichters<br />

verglichen wird. Mit einer großartigen Variation vertont<br />

Liszt dies als ein Thema, aber der Text wird unter die<br />

verschiedenartige Melodie gelegt und ein kontrastierendes<br />

Mittelstück hinzugefügt, das wiederum eine Transkription<br />

eines anderen Liedes von Franz nach einem Gedicht von<br />

Heine ist. „Im Mondlicht durch den Wald“, dessen Text<br />

genau der von Mendelssohns „Neuer Liebe“ ist, und Liszt<br />

beabsichtigt ganz klar, daß diese Vision den Weg für<br />

Eichendorffs Gedicht ebnet. Der restliche Satz beginnt mit<br />

zwei Texten von Osterwald: „Der Sommer läßt seine Rosen<br />

sprießen“—eine Erinnerung an früheres Glück inmitten<br />

jetziger Trauer; und „Stürmische Nacht“—eine leidenschaftliche<br />

Bitte, daß die vom Sturm umhergeschleuderte<br />

Seele des Dichters durch den Entschluß der Jungfrau, ihn<br />

wieder zu lieben, getröstet wird. „Welch eine Schauer und<br />

welch ein Heulen!“ erzählt von einem Mädchen, das in die<br />

stürmische Nacht hinausblickt, ihre Augen mit Tränen

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