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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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meistvorgetragene der drei Fassungen dieser Transkription<br />

und es war Liszts Absicht, daß sie keine geringere<br />

Glanzleistung darstellen sollte als Schuberts eigener<br />

eindrucksvoller Klavierpart. Obwohl es wahrhaft<br />

unmöglich ist, die Stimmen des Erzählers, des Vaters, des<br />

Sohnes und des Gespenstes so zu übermitteln, wie es die<br />

Stimme eines Peter Dawson vermochte, so wird die<br />

durchgehend unbeachtete Furcht des Kindes<br />

erbarmungslos geschildert. Auch Meeresstille (D216)<br />

erfuhr eine Neubearbeitung für diesen Satz, in der die<br />

Form der Arpeggien, welche sowohl die Reglosigkeit des<br />

Wassers, als auch die Unruhe des Seemanns aufgrund der<br />

Windstille darstellen müssen, leicht vereinfacht wurde.<br />

Das leise Grollen im Baß trägt zu der Beklommenheit bei,<br />

die durch die erzwungene Ruhe erzeugt wird. In Der junge<br />

Nonne (D828) sind sich sowohl Schubert als auch Liszt<br />

der Tatsache bewußt, daß der draußen tobende Sturm<br />

bereits sehr weit von der Nonne entfernt ist, die betet, in<br />

den Himmel emporgehoben zu werden; die friedvolle<br />

Glocke ist von Anfang an zu hören. Diese Transkription ist<br />

eine der kunstvollsten, die Liszt jemals schuf, und er<br />

deutet sogar auf bescheidene Weise eine Verbesserung von<br />

Schuberts letzter Melodiezeile an, in dem er eine Stimme<br />

der Begleitung nach oben hebt und dadurch das<br />

„Halleluja“ zum Schluß erstrahlen läßt.<br />

Wie wir bereits bemerkten, unterscheidet sich die<br />

vorliegende Lesart des Frühlingsglaubens (D686c) von<br />

der früheren Ausgabe nur insofern, als sie keinen<br />

alternativen Text für die zweite Strophe enthält (siehe Teil<br />

32). Diese sehr friedvolle Musik drückt die Hinnahme des<br />

Unvermeidlichen aus, und bei ihrem Höhepunkt gestattet<br />

sich Liszt eine ganz bescheidene Kadenz. In Gretchen am<br />

Spinnrade (D118), dem bewegten Lied eines liebeskranken<br />

Mädchens, das fürchtet, aufgrund seiner<br />

Leidenschaft seinen Verstand zu verlieren, entwickelt Liszt<br />

sein Begleitmusikschema zu einem sinfonischen<br />

18<br />

Notenschwall, der vielleicht die Wirkung eines gut<br />

gesungenen Vortrags dieses Liedes imitieren soll. Das<br />

Ständchen von Shakespeare (D889) wird gewöhnlich so<br />

genannt, um es von jener anderen berühmten Serenade<br />

im Schwanengesang zu unterscheiden. Dieses Lied ist eine<br />

von Schlegel geschaffene freie Obersetzung von<br />

Shakespeares Lied „Hark, hark! the lark at heaven’s gate<br />

sings“ (Cymbeline, 2. Akt, 3. Szene) mit zwei zusätzlichen<br />

Strophen von Friedrich Reil. Liszt gibt sich mit zwei<br />

Strophen zufrieden, deren zweite er als sehr virtuose<br />

Variation behandelt—und er legte, wie es fast immer bei<br />

Liedtranskriptionen seine Angewohnheit war, den Text<br />

über die Musik.<br />

An Rastlose Liebe (D138a) ist zu beklagen, daß es ein<br />

so kurzes Lied und eine so kurze Transkription ist. Doch<br />

ist nicht zu leugnen, daß Schubert den verstörten Schrei<br />

des Dichters, daß die Liebe untrennbar miteinander<br />

verflochtene Schmerzen und Freuden bringt, perfekt<br />

einfängt. List verstärkt die der Musik innewohnende<br />

Tollkühnheit mit den gewagtesten Sprüngen über die<br />

Tastatur. Der Wanderer (D489c) war für Liszt aus vielerlei<br />

Gründen ein sehr wichtiges Lied: seine Begeisterung für<br />

alles, was mit Schubert zusammenhing, zeigte sich nie<br />

stärker als in seiner Bewunderung für die Klavierfantasie,<br />

die Schubert auf dieses Lied gründete; das Gedicht ist ein<br />

nur allzu deutliches Echo auf Liszts eigene Unfähigkeit, in<br />

einem Land, in einer Beziehung sein Glück zu finden; und<br />

das musikalische Bruchstück, mit Hilfe dessen Schubert<br />

die Worte „immer wo?“ vertont, wurde für Liszt, den<br />

Wanderer, ein sehr persönliches musikalisches Motto. In<br />

den originalen Werken und sowie in den Transkriptionen<br />

des Komponisten taucht es immer wieder unvermittelt<br />

auf—ein Phänomen, das es verdient, Thema einer<br />

gesonderten Studie zu sein. Als Liszt das Ave Maria<br />

(Ellens dritter Gesang), D839—Schuberts Satz eines<br />

Gedichts aus Walter Scotts The Lady of the Lake—zum

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