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PIANO MUSIC - Abeille Musique

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LISZT Hexaméron<br />

Z<br />

USAMMENARBEIT ZWISCHEN KOMPONISTEN war<br />

nie besonders gefragt und gelingt in der Regel nur<br />

dann, wenn jeder Komponist für sich beauftragt<br />

wird, einen Satz oder eine Variation zu schreiben. Selbst<br />

dann erweisen sich die berühmtesten Ergebnisse als<br />

notorisch unausgeglichen: Die „anderen“ Diabelli-<br />

Variationen sind trotz der Beiträge von Schubert und dem<br />

11jährigen Liszt eine recht unbedeutende Sammlung,<br />

und wer interessiert sich heute neben den wunderbaren<br />

Passagen von Delibes noch für den Beitrag von Minkus zu<br />

La Source? Schumann entfernte die Sätze von Dietrich<br />

und Brahms aus der „FAE“-Sonate, um eine eigene<br />

vollständige Sonate daraus zu machen, und Rimski-<br />

Korsakow schrieb das Opernballett Mlada völlig um, um<br />

die fremden Anteile auszumerzen—wobei unter<br />

anderem Mussorgskis Beitrag auf der Strecke blieb.<br />

Dagegen ist das Hexaméron ein echter Erfolg, auch wenn<br />

die technischen Anforderungen des Stücks dafür sorgen,<br />

daß es selten im Konzertprogramm erscheint.<br />

Das Benefizkonzert der Fürstin Belgiojoso zugunsten<br />

italienischer Flüchtlinge fand am 31. März 1837 in Paris<br />

statt, doch das Hexaméron wurde nicht rechtzeitig fertig.<br />

Das Konzert ist trotzdem in die Geschichte eingegangen<br />

als Anlaß des berühmten Klavier-„Duells“ zwischen Liszt<br />

und Thalberg, das zu dem legendären Urteil der Fürstin<br />

führte: „Thalberg ist der beste Pianist der Welt—Liszt ist<br />

der einzige“. Was mit Sicherheit niemals stattfand, ist eine<br />

gemeinsame Aufführung des Stücks durch alle sechs<br />

Komponisten, trotz der vielen späteren Kommentare<br />

dazu. Noch haben sich bis vor kurzem jemals sechs<br />

Pianisten vor einem Orchester aufgereiht, um es<br />

aufzuführen. Die einzige Partitur einer Orchesterfassung<br />

von Liszts Hand ist um die Hälfte gekürzt. Dabei finden<br />

sich in der ursprünglichen Solofassung viele Hinweise auf<br />

eine mögliche Orchesterbegleitung, die eindeutig für das<br />

4<br />

ganze Stück vorgesehen war und für das Finale eine Tutti-<br />

Passage fordert. Da bislang keine Orchesterversion dieser<br />

Passage von Liszts Hand oder der seiner Zeitgenossen<br />

aufgefunden wurde, wird sie darum hier der Vollständigkeit<br />

halber in Liszts gedruckter Fassung für Solo-Klavier<br />

eingespielt. (Liszt fertigte von dem Stück außerdem zwei<br />

verschiedene Partituren für zwei Klaviere, von denen<br />

jedoch keine so lang ist wie das Original; eine hat einen<br />

völlig umgearbeiteten Schluß.)<br />

Titel und Form dieses überraschend einheitlichen<br />

Werks stammen von Liszt: Er sammelte und ordnete die<br />

Beiträge der anderen Komponisten und strich den jeweils<br />

letzten Takt der Variationen von Czerny und Chopin, um<br />

einen besseren Übergang zu zwei von ihm selbst<br />

verfaßten Zwischenspielen zu schaffen. Das erste ist ein<br />

dramatischer Einwurf, das zweite eine besinnliche Coda<br />

vor dem Finale. Die vornehme Introduktion beginnt mit<br />

einem Thema von Liszt, das er mehrmals mit dem von<br />

Bellini kombiniert und kontrastiert. Liszts Variation ist<br />

zurückhaltend und keineswegs auf Virtuosität angelegt,<br />

und Chopin hält sich mit einer wunderschönen Nocturne<br />

von aller Bravour fern. Thalberg mit seinen Effekten für<br />

drei Hände, Pixis mit seinen verzwickten Oktaven, Herz<br />

mit seinem moto perpetuo und besonders Czerny mit<br />

einer ganzen Batterie teuflischer Tricks, die zweifellos<br />

dazu gedacht sind, selbst seinen berühmtesten Schüler<br />

auf die Probe zu stellen—sie alle tun ihr Bestes,<br />

Verblüffendes hervorzubringen. Liszt hält sich bis zum<br />

Finale zurück, um dann jeden seiner Mitarbeiter mit<br />

sanfter Ironie zu bedenken, ehe er zu einer brillanten<br />

Schlußfloskel ansetzt.<br />

Abgesehen von Louise Bertins Oper Esmeralda, für<br />

die Liszt den Klavierauszug erstellte, Berlioz jedoch die<br />

Orchesterpartitur (warum eigentlich?!), ist un Portrait en<br />

<strong>Musique</strong>, eine kleine Köstlichkeit zu Ehren der Marquise

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